Filme aus Japan

„Tasogare seibei“

Japan 2002, 129 Minuten, FSK 12

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Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.7                              Juni 2005

 

 

 

 

 

Um es vorweg zu nehmen: ich liebe diesen Film. Es mag actionreichere Samuraidramen geben, tiefgründigere, gesellschaftskritischere. Aber keinen anrührenderen. Der 77. Film von Yoji Yamada, bekannt geworden als Regisseur von fast 50 „Tora-san“-Filmen, basiert auf Romanvorlagen von Shuhei Fujisawa und war in Japan ein durchschlagender Erfolg.

Auf des Meisters Vorliebe für gebrochene Charaktere hatte ich Sie bereits in meiner März-Rezension von „Kakushi ken“ hingewiesen – unser Held diesmal ist sozusagen Katagiris „Senpai“ (Vorgänger)... Aber ich greife vor.

Iguchi Seibei ist ein abgehalfterter Samurai und alleinerziehender Vater, der nach dem Tod seiner Frau in sich gekehrt und zurückgezogen lebt, seiner Arbeit nachgeht und sich um seine zwei Kinder und die debile Mutter kümmert. Er ernährt seine Familie mehr schlecht als recht indem er als Buchhalter Dienst tut. Da er entgegen den Gepflogenheiten japanischer „Sarari-Men“ sofort nach der Arbeit (mit einbrechender Dunkelheit) heimgeht, nennen ihn seine Kollegen mitleidig „Zwielicht-Samurai“. Zwielichtig hingegen ist Seibei nun gar nicht. Er ist des Kämpfens müde, lehnt Gewalt als Problemlösung ab und möchte sich eigentlich nur um seine verbliebenen Frauen kümmern. Ein Warmduscher, würden wir heute sagen. Ein Frauenversteher und Weichei. Und noch dazu ein unreinliches (mangels Zeit für Körperpflege), was in Japan zu jeder Zeit ein K.O.-Kriterium war. Yamada präsentiert uns somit einen Antihelden im wahrsten Sinne des Wortes. Nun wäre „Tasogare seibei“ kein Yamada-Film, wenn die Figur so einschichtig wäre, wie sie scheint. Seibei ist ein starker, ein moralischer Mensch, ein Mann mit Prinzipien und Kraft und natürlich bekommt er Gelegenheit, diese seine Vorzüge eindrucksvoll unter Beweis zu stellen:

Seibei ist ein begnadeter Schwertkämpfer und wird von seinem Klan gezwungen, einen abtrünnigen Samurai zu töten. Ein moralisches Dilemma existentiellen Ausmaßes. „Tasogare seibei“ fasziniert nicht durch spektakuläre Inszenierung. In nahe 130 Minuten gibt es lediglich zwei Schwertkämpfe, wovon einer gar mit lediglich einem Holzschwert geführt wird. Martial- Arts-Liebhaber werden somit nicht auf ihre Kosten kommen und seien an dieser Stelle auf „Zatoichi“ oder „Samurai-Fiction“ verwiesen. Nein, „Samurai im Zwielicht“ besticht durch seine konzentrierte und ruhige Erzählweise, seine Sanftheit und Strenge. Die kraftvolle innere Ruhe des Haupthelden (einfach nur wunderbar: Hiroyuki Sanada) lässt wiederholt über die eigentlichen Werte des Lebens nachdenken und eigenes Handeln hinterfragen. Die Handlung, die im ausgehenden 19. Jahrhundert angesiedelt ist, entwickelt sich somit zu einem gesellschaftskritischen Drama, welches eindrucksvoll den Werteverfall, Verlogenheit und Überlebtheit der Samurai-Kaste illustriert.
 

Fazit: Ein grandioses Sozialdrama in ruhigen, besonnenen Bildern. Eine Laudatio an einen faszinierenden Vater und Mann, der in seiner inneren Zerrissenheit eine vergehende Epoche widerspiegelt. Wunderbare Schauspieler (Hiroyuki Sanada, Rie Miyazawa, Min Tanaka). 12 japanische Academy-Awards können nicht irren. Der Film ist bei Trigon-Film als DVD und Video erhältlich (www.trigon-film.org). 
 

 
 

J.G.(Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)  


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