Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.7                               Juni 2005

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Festakt zum zwanzigjährigen Bestehen des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin -
Symposium über „Human Security“


 

 

 

 

 

 


Am 28. April feierte das Japanisch-Deutsche Zentrum Berlin (JDZB) sein zwanzigjähriges Bestehen. Die Geschichte des Zentrums begann in dem Gebäude am südlichen Rand des Tiergartens, das heute wieder als Botschaft von Japan genutzt wird. Während des Kalten Krieges und der Teilung Deutschlands hatte das Interesse an Japan stetig zugenommen und somit auch das Bedürfnis nach einem Forum, das Wissenschaftlern und anderen Vertretern beider Länder die Möglichkeit zum Dialog bieten sollte. So beschlossen der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl und der damalige Ministerpräsident Yasuhiro Nakasone im Jahre 1983, eine „Begegnungsstätte“ zu gründen. Der Senat von Berlin erklärte sich bereit, stellvertretend für die deutsche Seite ein Stiftungskapital in Höhe von 15 Millionen DM zur Verfügung zu stellen. Die japanische Seite kam für die Kosten auf, die für die Rekonstruktion des ehemaligen Botschaftsgebäudes notwendig waren, insgesamt 45 Millionen DM. Ein Viertel dieser Summe wurde von japanischen Unternehmen gespendet. 1998 zog das JDZB dann in sein jetziges Domizil in Berlin-Dahlem.
Die Erwartungen bei der Gründung wurden nicht enttäuscht. Mit zahlreichen Symposien und Konferenzen machte sich das JDZB einen Namen. Anfangs beschränkte man sich hauptsächlich auf den bilateralen Austausch, aber mit der Zeit wurden zunehmend auch internationale Themen und globale Fragen behandelt. Die Veranstaltungen finden überwiegend in Berlin, aber auch in Japan statt. Zum Veranstaltungsjahr "Deutschland in Japan 2005/ 2006" trägt das JDZB sogar mit einem Dutzend Konferenzen in Japan bei. Ein persönliches Anliegen von Angelika Viets, die seit nunmehr drei Jahren als Generalsekretärin fungiert, ist insbesondere die Intensivierung des Jugendaustausches. In seiner bisherigen Geschichte empfing das JDZB führende Persönlichkeiten aus Japan, etwa Mitglieder der kaiserlichen Familie und Spitzenpolitiker wie die Ministerpräsidenten Yasuhiro Nakasone und Toshiki Kaifu sowie Außenminister Yohei Kono. Auch deutsche Gäste wie die Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Roman Herzog und Johannes Rau sowie Bundeskanzler Helmut Kohl, Altbundeskanzler Helmut Schmidt und Außenminister Joschka Fischer gaben dem Zentrum die Ehre.

Das Grußwort zur Eröffnung des Festaktes am frühen Vormittag des 28. April übernahm der Vorsitzende des Stiftungsrats des JDZB, Dr. Ulrich Cartellieri. Es folgte die Ansprache von Staatsministerin Kerstin Müller vom Auswärtigen Amt. Der Veranstaltungssaal war mit fast zweihundert geladenen Gästen voll besetzt. Aufgelockert wurde der Festakt mit Musik von Charles Auguste de Beriot und Jean-Marie Leclair, gespielt von Bela Papp und Yoko Hoshino, die beide als Solisten dem Corelli-Kammerorchester angehören. Weitere Grußworte hielten Frau Bürgermeisterin Karin Schubert und Botschafter Yushu Takashima. Als Ehrengast der Veranstaltung trat sodann die Präsidentin der Japan International Cooperation Agency (JICA), Sadako Ogata an das Podium. Sie gratulierte dem JDZB zu seinem Jubiläum und sprach ein wenig über ihre persönliche Zuneigung zu Deutschland, die sehr von den Eindrücken ihres Vaters geprägt wurde, der hier in Berlin seine Karriere als junger Diplomat begann.

Symposium über „Human Security“ und Entwicklungshilfe
Am Nachmittag eröffnete die Generalsekretärin des JDZB das Symposium über „Human Security“, gefolgt von Key Notes von Staatssekretär Chrobog (Auswärtiges Amt) und Frau Ogata. Von Beginn an schwebte die Frage in der Luft, was dieser Begriff konkret umschreibt. Wie kann in unserer fortgeschrittenen Zeit ein vollkommen neues Konzept weltweite Verbreitung erfahren?

Schließlich ist die Idee, nicht nur Staaten, sondern auch den einzelnen Menschen Hilfe zu leisten, keineswegs eine neue „Erfindung“. Vorläufer dieses Konzepts sind u.a. die Aktivitäten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, das bereits 1863 gegründet wurde. Schon damals sorgte sein Gründer Henry Dunant dafür, dass eine systematische Pflege der Kriegsverwundeten mit ausgebildetem Personal und gesicherter Unterbringung gewährleistet wurde. Es lässt sich nicht leugnen, dass ein allgemein gültiges Verständnis von „Human Security“ derzeit noch vertieft werden muss, was womöglich auch damit zusammenhängt, dass der Begriff zumindest im deutschen Sprachraum noch nicht allzu geläufig ist.

So traf es sich glücklich, dass Frau Ogata versuchte, die Notwendigkeit, das Konzept von „Human Security“ zu erfinden, folgendermaßen umschrieb: „Wir brauchen heute dringend einen neuen Konsens in Bezug auf die Sicherheit. Der Begriff der Sicherheit im Sinne des Schutzes der Staaten vor Angriffen von außen wandelt sich zunehmend zu einem Schutz des Lebens der einzelnen Menschen vor chronischer Armut, Umweltzerstörung, ansteckenden Krankheiten wie HIV/AIDS sowie grenzüberschreitendem Verbrechen. Angesichts der Realität einer sich tiefgreifend verändernden Welt müssen wir das Konzept von Sicherheit von der ‚Sicherheit des Staates’ auf die ‚Sicherheit der Menschen’ ausweiten.“

Wolfgang Schmitt, Präsident der Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), erklärte die Notwendigkeit des neuen Konzeptes folgendermaßen:
„Frieden, Sicherheit und Entwicklung sind eindeutig miteinander verknüpft. Ein Konzept und die Mittel, diese Faktoren umfassend abzudecken, fehlten jedoch bislang. Vielleicht kann das Konzept von ‚Human Security’ diese Situation verbessern.“

Bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Mainstreaming Human Security“ betonte der Direktor der JICA, Takao Toda, dass in dem vagen, aber viel versprechenden „Zauberwort“ durchaus Enthusiasmus stecke, der mit Tatendrang und konkretem Engagement vor Ort verknüpft sei. Toda, der seit 1984 für die JICA tätig ist, hat mit eigenen Augen das Leid der Menschen u.a. in Ruanda, Burundi, im Irak und in Indonesien gesehen. Seiner Meinung nach ist das umfassende Konzept von „Human Security“ deshalb sinnvoll, weil sich die Entwicklungshilfe in den letzten Jahren immer mehr in zahlreiche verschiedene Fachgebiete verästelt habe, die es dem Einzelnen erschweren, den Überblick zu behalten.

Auch Dr. Mary Racelis, die an der Ateneo Universität in Manila lehrt, kennt die Nöte der Menschen in ihrem Land aus erster Hand. Sie zeigtesich ein wenig enttäuscht, dass sie als einzige weibliche Referentin an der Diskussion teilnahm, denn sie war der Meinung, dass auf den Philippinen auch der Schutz der Rechte von Frauen und Kindern ein wichtiger Aspekt von ‚Human Security’ sei. Im Allgemeinen sei es so, dass Frauen sich in Zeiten des Konfliktes in einer schwachen Position befänden. Da gerade sie aber am gründlichsten handelten und dabei in ihrer Region verwurzelt seien, besäßen sie das Potential, aktiv (im Rahmen der Entwicklung) zu handeln.

Botschafter Ortwin Henning vom Auswärtigen Amt erläuterte den Standpunkt der Bundesregierung, die sich durchaus zur großen Bedeutung des Konzeptes bekenne. So habe Deutschland im Mai 2004 einen Aktionsplan für „Zivile Krisen, Konfliktlösung und Friedensschaffung“ erstellt. Der Plan zählt 161 Maßnahmen auf, die für die Stärkung des Umfelds zur Konfliktverhütung erforderlich sind. Die Besonderheit liege in dem vielseitigen Vorgehen, in der strategischen Fokussierung auf die staatlichen Strukturen sowie in der Anhebung der Fähigkeit der Zivilgesellschaft, Frieden zu schaffen.

Das sich über zwei Tage erstreckende Symposium zeitigte dank der Teilnahme von Vertretern der Bundesregierung und der deutschen Politik, von Diplomaten anderer Staaten sowie Vertretern internationaler Organisationen eine Reihe von Ergebnissen. Vielleicht kann diese Ausgabe von Neues aus Japan dazu beitragen, das neue Gesicht der offiziellen Entwicklungshilfe Japans innerhalb Deutschlands noch bekannter zu machen.

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