Die Verhütung von Katastrophen fällt zwar grundsätzlich in die Verantwortung
der einzelnen Staaten, jedoch ist für die Katastrophenprävention in den
Entwicklungsländern die internationale Kooperation unerlässlich und beginnt
eigentlich erst jetzt. Dieser Artikel beschreibt den Aufbau des Tsunami-Warnsystems
unter der Führung der UNESCO nach dem schweren Seebeben vor Sumatra.
'Neues aus Japan' gibt in dieser Ausgabe einen Artikel von
UNESCO-Generaldirektor Matsuura in leicht gekürzter Fassung wieder.
von Koichi Matsuura
Schäden durch Naturkatastrophen
Weltweit fordern Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanausbrüche,
Überschwemmungen, Erdrutsche und Dürren viele Menschenleben und verursachen
große Schäden. Das schwere Seebeben im Indischen Ozean, das vor einigen
Monaten mehr als 300 000 Tote und Vermisste forderte, ist allen noch in
frischer Erinnerung. Neben den asiatischen Ländern wie Indonesien, Thailand,
Indien und Sri Lanka gab es auch in afrikanischen Ländern wie Somalia und
Kenia Tote und Vermisste. Zudem wurden zahlreiche Bauten, Wohnhäuser sowie
große Vermögenswerte vernichtet und die natürliche Umwelt schwer in
Mitleidenschaft gezogen.
In den zehn Jahren seit 1992 wurden weltweit 2 730 Naturkatastrophen gezählt.
Dabei starben 535 000 Menschen und mehr als zwei Milliarden Menschen wurden
in Mitleidenschaft gezogen. Insbesondere Katastrophen wie Überschwemmungen,
starke Regenfälle und Erdrutsche, die mit Wasser im Zusammenhang stehen,
haben in den letzten Jahren erheblich zugenommen und machten 71% aller
Katastrophen (1 929) seit 1992 aus. Der Anteil dieser Katastrophen an der
Zahl der Toten belief sich auf 166 000 (31%) und an der Zahl der Betroffenen
auf 1,5 Milliarden (75%). Damit fordern durch Wasser bedingte Katastrophen
innerhalb aller Naturkatastrophen die meisten Menschenleben und verursachen
die größten Sachschäden.
Von den zwei Milliarden betroffenen Menschen lebten 1,77 Milliarden oder 89%
in Asien; damit ist Asien weltweit die am stärksten von Naturkatastrophen
betroffene Region. Dabei wurden 1,44 Milliarden Menschen in Asien von durch
Wasser verursachte Katastrophen betroffen. Bedenkt man, dass der Anteil
Asiens an der Weltbevölkerung bei 60,7% (3,72 Mrd. Menschen) liegt, wird
deutlich, dass Asien am häufigsten von Naturkatastrophen und dabei
insbesondere durch von Wasser verursachte Katastrophen betoffen ist. An
zweiter Stelle folgt Afrika, wo 137 Millionen Menschen betroffen waren. […]
Diese Zahlen machen deutlich, dass durch Wasser bedingte Naturkatastrophen
die größten Schäden verursachen. Auch das jüngste Seebeben fällt in diese
Kategorie, so dass, wenn man diese Katastrophe in die Statistik einfügt, der
Anteil der durch Wasser verursachten Schäden sogar noch zunimmt.
Zudem sind insbesondere Entwicklungsländer von Naturkatastrophen betroffen,
die dadurch zusätzlich zu anderen bestehenden Problemen wie bewaffnete
Konflikte, Armut und Infektionskrankheiten (insbesondere HIV/AIDS) in ihrer
Entwicklung behindert werden. Dies macht deutlich, dass beim Erstellen einer
nachhaltigen Entwicklungsstrategie für diese Länder die
Katastrophenprävention einen wichtigen Bestandteil darstellt.
Internationale VN-Konferenzen über Katastrophenprävention in Yokohama und
Kobe
[…] Im Januar dieses Jahres fand in Kobe (Präfektur Hyogo) die Internationale
Konferenz über Katastrophenprävention der Vereinten Nationen statt. Diese
Konferenz war die zweite ihrer Art und fand in Nachfolge einer 1994 in
Yokohama veranstalteten Konferenz der VN zum selben Thema statt. Auf dieser
ersten Konferenz hatte man die Yokohama-Strategie „Für eine sicherere Welt“
verabschiedet. Bereits zuvor hatte die Generalversammlung der VN 1987
beschlossen, die neunziger Jahre zur „Internationalen Dekade der
Katastrophenprävention“ zu erklären. Dass die zweite internationale
Konferenz zu diesem Thema nun erneut in Japan stattfand, zeigt, dass Japan
bei der Katastrophenprävention einen aktiven internationalen Beitrag leistet
und große Initiative an den Tag legt. Das Bild von Japan als einem führenden
Land auf diesem Gebiet konnte durch diese Konferenz bekräftigt werden.
Das Thema der Konferenz von Kobe lautete „Aufbau von Staaten und
Gesellschaften, die gegen Naturkatastrophen gewappnet sind“. Es wurde ein
Rahmenplan verabschiedet, der die Erklärung von Hyogo sowie einen
Aktionsplan für die kommenden zehn Jahre (2005-2015) umfasst. Die Erklärung
von Hyogo führt die Notwendigkeit an, die Anstrengungen für die
Katastrophenprävention künftig weltweit zu verstärken und die diesbezügliche
internationale Zusammenarbeit aktiv zu fördern. Dabei wurde grundsätzlich
betont, dass dafür Regierungen, internationale Organisationen, die VN,
regionale Organisationen, die Zivilgesellschaften in Form von
Nichtregierungsorganisationen und Bürgergruppen, der zivile Sektor sowie
Wissenschaftler ihre Zusammenarbeit ausweiten müssen. Insbesondere wurde auf
die Notwendigkeit der Stärkung einer „Kultur der Katastrophenverhütung“
hingewiesen.
Internationale Initiative in Bezug auf Überschwemmungen als Säule der
internationalen Kooperation für Katastrophenprävention
Wenn man sich die internationale Zusammenarbeit im Bereich
Katastrophenprävention genauer anschaut, erkennt man folgende drei Säulen:
Die erste Säule ist der internationale Austausch von Erfahrungen und
Meinungen in Bezug auf das Entstehen von Naturkatastrophen und vorbeugende
Maßnahmen sowie gemeinsame wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiet.
Zweitens der darauf basierende Ausbau der internationalen Kooperation im
Bereich Katastrophenprävention. Konkret bedeutet dies die Risiken von
Naturkatastrophen im Vorfeld zu erfassen und vorherzusagen. Dazu kommt die
internationale Zusammenarbeit bei der Aufklärung der Menschen sowie beim
Erstellen von Bildungsprogrammen. Dabei ist es wichtig, dass die
Industriestaaten mit ihren reichen Erfahrungen auf diesem Gebiet die
Entwicklungsländer unterstützen.
Die dritte Säule schließlich ist das rasche und präzise Erfassen der Lage
unmittelbar vor oder gegebenenfalls nach dem Auftreten einer Katastrophe
sowie der Aufbau eines regionalen (und später global erweiterten)
Warnsystems. Neben der Installation von Warnsystemen auf nationaler Ebene
müssen auch regionale (sowie globale) Warnsysteme geschaffen werden. Dies
gilt insbesondere für Naturkatastrophen wie Flutwellen, Überschwemmungen,
Wirbelstürme und Taifune. Das Fehlen eines regionalen Warnsystems beim
schweren Seebeben im Indischen Ozean vor einigen Monaten bzw. das Fehlen
entsprechender Warnsysteme in den einzelnen Ländern hat mehr als 300 000
Menschenleben gefordert. Selbstverständlich hätte aber auch ein
existierendes System insbesondere in Indonesien längst nicht alle Opfer
retten können. Dieses Beispiel macht jedoch deutlich, welch dringende
Aufgabe die Einrichtung eines regionalen Warnsystems darstellt.
In der Erklärung von Hyogo wird hervorgehoben, dass die VN bei der
internationalen Kooperation eine zentrale Rolle übernehmen. […]
Dass sich nun gerade die UNESCO mit Naturkatastrophen wie Erdbeben und
Flutwellen befassen soll, liegt darin begründet, dass diese Organisation
neben den Bereichen Erziehung und Kultur auch für die Wissenschaft zuständig
ist. Bei der Konferenz in Kobe habe ich die neue Initiative in Bezug auf
Überschwemmungen vorgestellt. Diese Initiative soll u.a. in Zusammenarbeit
mit der Weltorganisation für Meteorologie (WMO), der International Strategy
for Disaster Reduction (ISDR) sowie der Universität der VN (UNU)
weiterentwickelt werden, um die Zahl der Todesopfer durch Überschwemmungen
so gering wie möglich zu halten sowie den materiellen Schaden zu reduzieren.
Zugleich sollen mögliche positive soziale, ökologische und wirtschaftliche
Auswirkungen, die aus
den Überschwemmungen resultieren, optimiert werden. […]
Tsunami-Warnsystem im Indischen Ozean
Die Einrichtung des Tsunami-Warnsystems im Indischen Ozean kann als
Indikator für die Fortschritte bei der internationalen Kooperation für die
Katastrophenprävention betrachtet werden. 85% aller Flutwellen treten im
Pazifik auf. In dieser Region besteht glücklicherweise bereits ein
entsprechendes Warnsystem. Anlass dafür war eine 1960 durch ein Seebeben vor
Chile ausgelöste Flutwelle mit 2 000 Todesopfern. Das System nahm dann 1968
seine Arbeit auf. Es war durch die damals gerade erst ins Leben gerufene
Intergovernmental Oceanographic Commission (IOC) der UNESCO übertragen
worden. Der Beschluss zur Einrichtung wurde 1965 gefasst. […]
Bedauerlicherweise besteht für den Indischen Ozean kein regionales System
zur Beobachtung von Flutwellen, und viele Länder verfügen über kein
nationales Tsunami-Warnzentrum. Dies führte dazu, dass eine große Zahl von
Menschen ohne jede Vorwarnung ihr Leben verlor und große Sachschäden
verursacht wurden. Für die Beobachtung von Flutwellen sind zunächst
Seismographen zur Erdbebenbeobachtung notwendig. Da die Schockwellen des
Bebens viele hundert Male schneller sind als die Flutwelle, kann, wenn das
Epizentrum und die Stärke festgestellt wurden, das Auftreten einer Flutwelle
in den meisten Fällen vorhergesagt werden. Die Flutwellen bewegen sich in
etwa 4 000 Meter Tiefe mit einer Geschwindigkeit von ca. 700 km/h fort. Wird
das Meer in Küstennähe flacher, nimmt die Geschwindigkeit zwar ab, dafür
nimmt jedoch die Flutwelle an Höhe zu. Die Höhe der Flutwelle beim jüngsten
schweren Seebeben betrug teilweise über dreißig Meter; sie war damit so groß,
dass sie noch im weit entfernten Somalia etwa 200 Menschenleben forderte.
Um das Ausmaß, die Richtung und die Geschwindigkeit einer Flutwelle
vorhersagen zu können, ist neben der Messung des Bebens auch die Beobachtung
des Gezeitenpegels erforderlich. Dafür müssen auf der Meeresoberfläche
entsprechende Messvorrichtungen installiert werden. Mittels Beobachtung des
Bebens und Messung des Gezeitenpegels kann dann die Größe, Richtung und
Geschwindigkeit der Flutwelle vorhergesagt werden. Am 28. März 2005 gab es
vor der Insel Sumatra erneut ein schweres Beben mit der Stärke 8,7. Diesmal
existierte im Gegensatz zum ersten schweren Beben vom Dezember 2004 ein
provisorisches Kommunikationsnetz, das vor allem von den Vereinigten Staaten
und Japan eingerichtet worden war. Trotzdem war man anfangs nicht in der
Lage genau zu sagen, ob erneut eine Flutwelle auftreten wird, weil noch
keine Messvorrichtungen für den Gezeitenpegel installiert waren und man sich
daher allein auf die Messungen des Bebens verlassen musste. Glücklicherweise
gab es diesmal keine große Flutwelle.
Es ist daher sehr wichtig, in den 27 Anrainerstaaten des Indischen Ozeans,
die sich in der Nähe potentieller Erdbebenzentren befinden, sowohl an Land
als auch auf dem Meeresboden Seismographen und zusätzlich dazu auch
Messeinrichtungen für den Gezeitenpegel auf der Meeresoberfläche zu
installieren. Weltweit gibt es ca. 4 000 Erdbebenmesszentren, von denen sich
etwa 220 bereits in der Region des Indischen Ozeans befinden. Zugleich
bestehen hier schon fünfzehn Messeinrichtungen für den Gezeitenpegel, die
unter Aufsicht der IOC eingerichtet wurden. Da diese aber nicht in der Lage
sind, Informationen in Echtzeit weiterzuleiten, müssen diese Einrichtungen
technisch verbessert und durch weitere Einrichtungen an anderen Orten
ergänzt werden.
Wie auch im Pazifik wird der Indische Ozean in fünf bis sechs Zonen
unterteilt werden, in denen dann jeweils ein regionales Zentrum eingerichtet
wird. Diese sollen dann die Warnmeldungen an die nationalen Zentren in den
einzelnen Staaten weiterleisten. Die Zentrale für das ganze System im
Pazifik befindet sich auf Hawaii; in gleicher Weise müsste daher auch für
den Indischen Ozean eine Zentrale eingerichtet werden. Während die
Unterteilung in einzelne Regionen bereits gute Fortschritte macht, konnte in
Bezug auf die Festlegung des Zentrums auch aus politischen Gründen leider
noch keine Einigung erzielt werden.
Gleichzeitig ist es wichtig, ein System einzurichten, mit dem die
Warnmeldungen der einzelnen regionalen Zentren an die Bewohner der
Küstenregionen in den verschiedenen Ländern weitergeleitet werden können. In
Japan werden im Falle eines Bebens in den angrenzenden Meeresgebieten
mögliche Flutwellen von den jeweiligen Meteorologischen Ämtern erfasst und
umgehend an die Präfekturen sowie Polizeibehörden weitergeleitet. Die
Präfekturen informieren dann sofort die einzelnen Kommunen. Zudem gibt es
eine Reihe von Regionen, die bereits im Vorfeld als flutwellengefährdet
eingestuft wurden und deren Bewohner regelmäßig an Evakuierungsübungen
teilnehmen.
Das Tsunami-Warnsystem in Japan ist so eingerichtet, dass vom Entstehen der
Flutwelle bis zur Vorwarnung weniger als drei Minuten vergehen. Die meisten
Flutwellen, die bei Beben in angrenzenden Meeresgebieten auftreten,
erreichen nach 15-20 Minuten die Küste. Dadurch bleibt den Menschen bei
einer Warnung drei Minuten nach Auftreten der Flutwelle Zeit zu
entsprechendem Handeln. Bei den Flutwellen unterscheidet man zwei
Kategorien: einmal örtlich begrenzte Flutwellen, die durch Beben in den
angrenzenden Seegebieten auftreten, sowie Flutwellen, die von weit her
anrollen. Dabei entpuppen sich gerade die örtlich begrenzten Flutwellen als
gefährlich und erfordern sofortiges Handeln. Beim schweren Seebeben vor
Sumatra erreichten die ersten Flutwellen nach ca. 15-20 Minuten die Küste.
Im Falle Thailands, Sri Lankas und Indiens erschien die Flutwelle hingegen
zum Teil erst nach mehr als zwei Stunden, so dass hier eine Evakuierung
rechtzeitig möglich gewesen wäre. Bei einer Zeitspanne von 15-20 Minuten wie
im Falle Indonesiens gestaltet sich dies hingegen schwierig. Auch im Falle
Japans, das über ein gut ausgebautes Warnsystem verfügt, hätte ein Beben in
der Stärke des Tokai-Bebens, wäre es in einem angrenzenden Seegebiet
aufgetreten, bis zu 12 000 Menschenleben fordern können.
Prüfstein für die internationale Zusammenarbeit bei der
Katastrophenprävention
Als ersten Schritt für den Aufbau eines Tsunami-Warnsystems im Indischen
Ozean sowie weltweit hat die UNESCO auf der Grundlage der Ergebnisse der
Sondersitzung über Flutwellen auf der Konferenz von Kobe im März 2005 eine
fünftägige Konferenz von Experten auf diesem Gebiet in Paris veranstaltet.
Dabei einigte man sich erstens darauf, umgehend ein Tsunami-Warnsystem für
den Indischen Ozean unter Leitung der International Oceanographic Commission
(IOC) einzurichten. Hierfür wurde beschlossen eine „Zwischenstaatliche
Koordinierungsgruppe für ein Tsunami-Warnsystem im Indischen Ozean“
(ICG/IOTWS) einzurichten. Darüber wird im Juni die Generalversammlung der
IOC in Paris abschließend entscheiden. Zweitens wurde vereinbart, in den
einzelnen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans jeweils nationale
Tsunami-Warnzentren einzurichten. Es wurde bestätigt, dass diese nationalen
Zentren für die Warnung der Menschen vor Ort verantwortlich sind. Drittens
fand am 14. April auf Mauritius eine Zusammenkunft hochrangiger Vertreter
statt, auf dem die weiteren Einzelheiten zum Warnsystem im Indischen Ozean
festgelegt wurden. Diese Vereinbarungen wird die Generalversammlung der IOC
ebenfalls abschließend billigen. Ziel ist es, bis Ende 2006 ein
funktionierendes Tsunami-Warnsystem für den Indischen Ozean zu installieren.
Viertens wurde vereinbart, dass Japan (Amt für Meteorologie) sowie die
Vereinigten Staaten (Tsunami-Warnsystem für den Pazifik auf Hawaii) ein
provisorisches System aufbauen, das den Anrainerstaaten dieser Region
Informationen über Flutwellen übermittelt. Dieses System funktionierte beim
oben genannten zweiten schweren Beben vom 28. März bereits mit
Einschränkungen. Fünftens wurde entschieden, dass in den Regionen, die über
kein Tsunami-Warnsystem verfügen (Karibik, Mittelmeer, Atlantik und
Südpazifik) künftig ebenfalls entsprechende Systeme aufgebaut werden sollen,
um auf diese Weise ein weltweites Warnsystem für Flutwellen aufzubauen. Auch
dies ist ein wichtiges Ergebnis.
Beim G8-Gipfel von Evian in Frankreich im Juni 2003 betonten die führenden
Industrienationen, dass es notwendig ist, genaue und umfassende
Beobachtungen zu globalen Phänomenen wie Schäden durch Naturkatastrophen,
das rasche Voranschreiten der Wüstenbildung infolge des Treibhauseffektes
sowie den zunehmenden Wassermangel anzustellen und die gewonnenen Daten
allen Staaten zur Verfügung zu stellen. Zu diesem Zweck wurde vereinbart,
einen geophysikalischen Gipfel zur Einführung eines weltweiten
geophysikalischen Beobachtungssystems zu veranstalten. Der erste Gipfel fand
im Juli 2003 in den Vereinigten Staaten statt, der zweite folgte im April
2004 in Japan. Der dritte Gipfel dieser Art fand schließlich im Februar
dieses Jahres in Belgien statt. Es wurde vereinbart, in den nächsten zehn
Jahren ein globales geophysikalisches Beobachtungssystem (GEOSS)
einzurichten. Dafür sollen Satelliten umfassend genutzt werden, um u.a.
Klimaveränderungen, die Situation der Wasserressourcen sowie das Auftreten
von Katastrophen zu erfassen. Als internationales Koordinierungsgremium
zwischen den teilnehmenden Staaten wurde dafür in Genf die Geophysikalische
Beobachtungsgruppe (GEO) ins Leben gerufen. Mit Fertigstellung dieses
Systems bestünde nicht allein ein effizientes Warnsystem für Flutwellen,
sondern auch für andere Naturkatastrophen. Wie bereits ausgeführt erfordert
ein Tsunami-Warnsystem neben Seismographen an Land sowie auf dem Meeresboden
auch Messeinrichtungen für den Gezeitenpegel auf der Meeresoberfläche. Mit
Fertigstellung von GEOSS könnte dieses System mit Hilfe von
Satellitenbeobachtung zusätzlich unterstützt werden.
Die Frage, ob es uns gelingen wird, ein globales Warnsystem aufzubauen, das
auch den Indischen Ozean umfasst, bildet einen wichtigen Prüfstein für die
internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Katastrophenprävention. Die
UNESCO wird sich mit ganzer Kraft für die Errichtung dieses globalen Systems
einsetzen und dafür mit den beteiligten Staaten und internationalen
Organisationen zusammenwirken.
(Quelle: Gaiko Forum, Juni 2005)
Koichi Matsuura
1959 Eintritt ins Außenministerium von Japan, 1961 Studienabschluss in
Wirtschaftswissenschaften an der Harvard University, u.a. Leiter der
Abteilung für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Leiter der
Nordamerika-Abteilung. 1994 japanischer Botschafter in Frankreich, seit 1999
Generaldirektor der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung,
Wissenschaft und Kultur (UNESCO). Zahlreiche Veröffentlichungen zu den
Themen wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie japanisch-amerikanische
Beziehungen.
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