Lange waren sie in Deutschland fast vergessen, die traditionellen
japanischen Chambara-Filme. Erst mit Quentin Tarantinos Hommage „Kill Bill“
oder Takeshi Kitanos „Zatoichi“ sind die japanischen Schwert-kampfklassiker
wieder en vogue. Seit Mitte Dezember gibt es nun auch bei uns eine opulent
ausgestattete DVD-Box mit den sechs bildtechnisch hervorragend restaurierten
„Lone Wolf and Cub“-Filmen, die man gut und gern als Klassiker bezeichnen
darf.
In diesem Falle gilt „Nomen est Omen“ - die sechs Filme „Schwert der Rache“,
„Am toten Fluss“, „Der Wind des Todes“, „Der weiße Pfad der Hölle“, „Die
tätowierte Killerin“ und „Blutiger Schnee“, angesiedelt im Japan des
Mittelalters, sind ein blutiges, brutales Spiegelbild des von Klankriegen
zerrissenen Landes. Die Geschichte des mit seinem Kind durch die Lande
ziehenden Itto Ogami beruht auf der in Japan ungemein erfolgreichen,
insgesamt 8 000 Seiten umfassenden Manga-Reihe von Kazuo Koike. Die
Geschichte eines ehemaligen Kaishakunin (Henker) des Shogunats, der durch
eine Intrige um seine Familie und sein Amt gebracht wird und seitdem mit
seinem kleinen Sohn als dingbarer Mörder durch die Lande zieht, diente
bereits als Vorlage für diverse TV-Serien- und Filme. Die hohe Wertschätzung
des Originals wird u. a. auch dadurch deutlich, dass sich Max Allan Collins
offensichtlich für seinen von Sam Mendes verfilmten Blockbuster „Road to
Perdition“ von „Kozure Okami“ hat inspirieren lassen.
Die nun auf DVD-erschienene sechsteilige Reihe entstand in den Jahren 1972
bis 1974, wobei vier der sechs Filme von Kenji Misumi inszeniert wurden, der
sich als „Zatoichi-Regisseur“ verdient gemacht hat. Als Lone Wolf brilliert
der leider bereits verstorbene Tomisaburo Wakayama mit der für Jidai-geki
üblichen minimalistischen Mimik und Körpersprache eines Unberührbaren. Die
Geschichte um Intrigen, tödliche Schönheiten und nie versiegenden Rachedurst
ist somit opulentes Kino mit faszinierenden Effekten, der üblichen
unterkühlten Stilisierung von Gewalt, rasant geschnittenen Katana-Duellen
(die sich ohne Ton auf die durch die Luft zischenden Schwerter
konzentrieren) und sogar lehrreichen Informationen zur Selbstverteidigung
(z.B. die Suio-Wellenschneide-technik ;o).
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