
Der japanische Autor Haruki Murakami, der vielleicht am besten durch sein
Werk Norwegian Wood (deutsch: Naokos Lächeln) bekannt wurde, erhielt im März
den Franz-Kafka-Preis für Literatur der Tschechischen Republik. Da zwei
frühere Preisträger des Franz-Kafka-Preises auch den Literatur-Nobelpreis
gewonnen haben, macht sich zunehmend die Hoffnung breit, dass auch Murakami
eines Tages den renommiertesten Literaturpreis der Welt gewinnt.
Ein Gespür für das Fantastische über Grenzen hinweg
Franz Kafka war ein berühmter Schriftsteller aus Prag, der u.a. für seine
Erzählung Die Verwandlung bekannt ist. Der nach ihm benannte Preis wird seit
2001 an Autoren vergeben, die einen großen Beitrag für die Betonung der
Wichtigkeit der kulturellen Vielfalt leisten. Er wurde nun zum sechsten Mal
vergeben. Der Preisträger erhält ein Preisgeld in Höhe von 10.000 US-Dollar.
Murakami wurde 1949 in Kyoto geboren. Sein Debüt als Autor hatte er 1979,
als er für sein Werk Höre den Wind singen den Gunzo-Preis für
Nachwuchsautoren erhielt. Seitdem hat er eine große Zahl von Kurzgeschichten,
Aufsätzen und Romanen verfasst, darunter die von Kritikern viel gelobten
Romane Wilde Schafsjagd und Mr. Aufziehvogel. Er hat zudem Werke US-amerikanischer
Autoren wie John Irving und Raymond Carver ins Japanische übersetzt.
Murakamis Bücher sind auch als Übersetzungen sehr beliebt, insbesondere bei
jungen Lesern, da sie einfach zu lesen sind. Sein Roman Norwegian Wood (deutsch:
Naokos Lächeln) war weltweit ein Bestseller, ebenso auch die meisten seiner
weiteren Werke.
In seinen Romanen schafft Murakami einzigartige Welten, die nicht durch das
Gefühl, in einem bestimmten Land zu sein, eingeschränkt werden. Seine Bücher
werden in eine ganze Reihe von Sprachen übersetzt und weltweit herausgegeben.
Murakami hat nicht nur in Nordamerika und Europa, sondern auch in
asiatischen Ländern wie China, Südkorea und Taiwan zahlreiche Anhänger. Sein
Name ist oft auf den Bestsellerlisten in diesen Ländern zu finden. Murakami
ist sicherlich der bekannteste japanische Schriftsteller der Gegenwart
außerhalb Japans.
Hoffen auf einen neuen Nobelpreisträger
Murakamis jüngster Roman Kafka am Strand erschien 2005 als Übersetzung in
den Vereinigten Staaten (in Japan war das Werk 2002, in
Deutschland 2004 erschienen). Das Buch
wurde von der New York Times als eines der zehn besten Bücher des Jahres
2005 bezeichnet, und es ist auch in China ein Bestseller.
Anders als viele andere Schriftsteller war Murakami zunächst im Ausland
erfolgreich, um dann seine Bücher nach Japan zurückzubringen, wie z.B. im
Fall seiner Kurzgeschichte Ein Elefant verschwindet, die zunächst im US-Magazin
The New Yorker erschien, bevor sie auch in Japan veröffentlicht wurde.
Im März fand in Tokyo das erste internationale Symposium über die Werke
von Haruki Murakami statt, zu dem Übersetzer seiner Werke sowie Wissenschaftler
aus aller Welt zusammenkamen, um intensiv über seine Literatur zu
diskutieren.
Die Preisträger des Franz-Kafka-Preises 2004 und 2005 erhielten beide im
jeweiligen Jahr auch den Literatur-Nobelpreis. In den japanischen Medien
macht man sich daher zunehmend Hoffnung, dass Murakami nach Yasunari Kawabata
und Kenzaburo Oe der dritte Japaner sein wird, der den wichtigsten
Literaturpreis der Welt erhält. Murakami ist ein Schriftsteller, der
wahrlich der ganzen Welt gehört.
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