Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.18                                  Mai 2006

 

 

Filme aus Japan

Yuki ni negau koto

 

(Japan 2005, 112 Minuten)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Am 26. April sind die Japanischen Filmtage in Leipzig eröffnet worden. Zum fünften Mal in Folge widmen sich die Leipziger unter dem Motto „Nippon Connection on Tour“ dem aktuellen Filmschaffen in Japan. In Zusammenarbeit mit dem größten japanischen Filmfestival Europas, der Nippon Connection in Frankfurt am Main findet nun wieder eine kleine, aber feine, Auswahl von Filmen ihren Weg nach Leipzig. Auch wenn es nicht gelungen ist, dieses Jahr mit dem neuen Streifen Takeshi Kitanos zu eröffnen, ist ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt worden, das erstmalig auch einige retrospektive Titel enthält. Ergänzt wird der über acht Tage andauernde cineastische Marathon durch ein kulturelles Rahmenprogramm, dessen Höhepunkte das Warm-Up-Konzert von Mikabomb sowie das Animation Soup Special bilden.

Eröffnungsfilm in diesem Jahr war der beim Tokyo Festival 2005 mehrfach ausgezeichnete neue Streifen von Kichitaro Negishi - „Yuki ni negau koto“ – „What the Snow Brings“.

„Yuki ni negau koto“ (frei übersetzt: „Was man sich vom Schnee wünscht“) ist ein stiller, besinnlicher Film. Angesiedelt im Norden Japans, auf Hokkaido, wo Japan am europäischsten ist. Der Schnee liegt kniehoch, die Menschen leben einfach und arbeiten hart, es gibt Rinder und Pferde und viel weites Land. Tokyo mit seinen Neonreklamen, dem ständig pulsierenden Verkehr und seinen hektischen, gestylten Bewohnern ist weit weg. Hier findet sich Manabu (Yusuke Iseya) wieder, ein junger Geschäftsmann aus Tokyo, der seine Frau, seine Freunde und seine Firma verlor und nun auf der Flucht vor seinen Gläubigern dorthin zurückfindet, wo er einst aufwuchs. Sein älterer Bruder Takao (Darstellerpreis des Tokio Sakura Grand Prix für Koichi Sato) trainiert Pferde für Banei-Schlittenrennen und ist nicht eben beglückt, ihm wieder zu begegnen - hatte sich Manabu doch damals mit dem Geld seiner Mutter aus dem Staube gemacht und fortan nichts mehr von seiner ländlichen Verwandtschaft wissen wollen. Doch wie es so ist im Leben, sieht man sich immer zweimal und nun ist alles anders...

Negishi sagte über seinen Film „Alle Charaktere, auch die Pferde, in meinem Film sind mit Problemen belastet.“ Und tatsächlich – das Verhältnis der beiden Brüder ist schwerst getrübt, die schöne Reiterin Makie verzweifelt an ihrem Ehrgeiz und dem Erbe ihres berühmten Vaters, die Mutter der Brüder ist demenzkrank, das favorisierte Pferd des Rennstalls „Shadow King“ stirbt und der schwer deprimierte und fast aufgegebene Wallach Unryu muss als Sinnbild für all die Unbill, die es zu überwinden gilt, noch einmal in die Spur...
Die sich mit den schweren Eisenschlitten im Schlepptau durch den Sand und über willkürliche Hindernisse quälenden Pferde sind eine unvergessliche Metapher für die Mühsal des sich immer wieder Aufraffens, des Verharrens um Kräfte zu sammeln, um sein Ziel dann umso entschlossener anzustreben. Für Manabu wird die Zeit im Norden eine Reise zu sich selbst, zu den Werten des Lebens, für die es einzustehen lohnt.

Fazit: Ein wunderbar stiller Film mit liebenswert störrischen Charakteren. Die ruhige, fast besinnliche Kamera lässt einen eintauchen, in ein Leben, in dem die Uhren langsamer zu gehen scheinen. Die Tradition mühsam auf das Dach bewegter Schneebälle, die den Göttern Handlungsbedarf signalisieren sollen, ist es wert, übernommen zu werden...
 

 

*  J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht
   die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)

 

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