Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.19                                  Juni 2006

 

 

Filme aus Japan

Das Schloss im Spinnwebwald

 

(Japan 1957, 105 Minuten)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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„Seht, dies ist der Ort, wo einst die gewaltige Burg stand -
genannt, das Schloss im Spinnwebwald.
Dies ist die Stätte, wo einst ein großer Krieger lebte,
ehrenreich im Kampf gegen den Feind,
aber betört von einer Frau, das Blut der Freunde zu vergießen.
Der Pfad des Bösen ist der Weg der Verdammnis.
Unaufhaltsam ist ihr Lauf.“

 

Ein Klassiker in zweierlei Hinsicht ist dieser Film aus dem Jahre 1957. Klassisch zum einen, da er ein Werk von Akira Kurosawa, dem wohl größten japanischen Regisseur aller Zeiten, ist und zum anderen, da sich dieser (wie auch in „Ran“) auf niemand Geringeren als William Shakespeare, den wohl größten Poeten und Menschenkenner Europas, beruft.

Es ist die Geschichte um „Macbeth“, eine blutige Parabel um Ehrgeiz, Loyalität und Gewissen, die Kurosawa ins mittelalterliche Japan verlegt und mit den Mitteln japanischer Jidaigeki nahe bringt.

Taketoki (Toshiro Mifune), Samurai der Kumonosu, kehrt von einem siegreichen Feldzug zurück, als er sich mit seinem Freund im Spinnwebwald verirrt und dort auf einen Geist trifft. Dieser spinnt, den Parzen (oder Nornen), den Schicksalsgöttinnen der römischen (germanischen) Mythologie, gleich, die Schicksalsfäden der Menschen und damit auch den Taketokis.
Die Weissagung, er werde eines Tages Herr des Schlosses sein und an Königs statt herrschen, lässt Taketoki nicht mehr los. Von seiner Frau angestachelt, verfängt sich der redliche Krieger im Dickicht seines eigenen Ehrgeizes und seines Misstrauens, aus dem er nicht wieder herausfindet, bevor er seine Freunde getötet, die Macht an sich gerissen und alles verloren hat.

Die zeitlose Parabel auf die Natur des Menschen, die zum einen ehrenhaft und geradlinig, aber gleichzeitig verschlagen und skrupellos sein kann, je nachdem, von welchen Motiven sie getrieben wird, bleibt nah an Shakespeares Plot. Beindruckend die japanische Lady Macbeth, die in undurchschaubarer No-Maske und mit völlig emotionsloser Stimme ihren Mann in Mord und Wahnsinn treibt. Harte Schwarz-Weiß-Kontraste statten den Film mit einer ungeheuren visuellen Wucht aus und lassen den Zuschauer verstört und nachdenklich zurück. Ist Schicksal das, was einem vorbestimmt ist? Ist es etwas, was sich erfüllt, ohne dass man es ändern kann? Oder ist Schicksal eine selbsterfüllende Prophezeiung, der man erst durch Taten ihren Weg bahnt?
 

Fazit: Der Wald von Birman besteht aus dichtem japanischen Unterholz. Kurosawa adaptiert Shakespeare nah an der Vorlage und verleiht ihr durch die ritualisierte japanische Erzählweise neue Kraft. Die universelle Frage um Moral, Loyalität und Ehrgeiz ist aktueller denn je.
 

 

*  J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht
   die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)

 

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