Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.23                              Oktober 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Filme aus Japan

Dersu Uzala

(UdSSR/Japan 1973, 135 Minuten, FSK6)

Ein Film, dessen Handlung vor ca. 100 Jahren angesiedelt ist und der noch dazu zu großen Teilen in Sibirien spielt – das klingt schwer vermittelbar. Ein Film, in dessen Mittelpunkt eigentlich die Weite und Schönheit der Natur steht – auch das scheint das Sujet nicht wesentlich attraktiver zu machen. Warum es sich aber tatsächlich lohnt, dieses Kleinod der Cineastik zu schauen (es lief erst unlängst auf Arte), liegt im Namen des Regisseurs begründet: Akira Kurosawa.

Der Großmeister des japanischen Kinos erhielt Anfang der siebziger Jahre von dem sowjetischen Studio Mosfilm das Angebot, einen Film in Russland zu drehen. Zu Zeiten des Kalten Krieges war dies eine große Ehre, die Kurosawa zu schätzen wusste;er bedankte sich mit diesem großartigen, stillen Film, der 1976 verdient den Oscar für den besten ausländischen Film erhielt.

Im Jahre 1902 bricht der zaristische Offizier und Forscher Wladimir Arseniew (Yuri Solomin) zwecks Vermessungsarbeiten mit einigen Soldaten in die sibirische Taiga auf. Das unwegsame Ussuri-Gebiet soll kartographisch erschlossen werden. Für den ehrgeizigen jungen Offizier ist dies eine Herausforderung, der er vermutlich nicht gewachsen wäre, schlösse sich der Expedition nicht über Nacht der mongolische Nomade Dersu Uzala an. Der alte Mann, der sein Leben in der Wildnis verbrachte, wird Arseniew nicht nur zum unentbehrlichen Führer durch die Unwegbarkeiten Sibiriens, er wird dem jungen Offizier ein prägender väterlicher Freund. Symbolhaft die zentrale Szene, in der Dersu den jungen Mann vor dem sicheren Tod im Schneesturm bewahrt, indem er ihn bis zur Erschöpfung antreibt, Steppengras zu schlagen, welches dann in Form einer improvisierten Jurte beider Leben schützt. Arseniew wird sich revanchieren, als er den alten Mann aus einem reißenden Fluss rettet – nicht jedoch ohne dass dieser seinen Helfern die Anweisung gibt, welcher Baum zu schlagen ist....

Die menschliche Größe, die innere Ausgeglichenheit und der Respekt Dersus vor der Natur prägen sich neben Arseniew auch jedem Zuschauer ein. Maxim Munzuk als Dersu Uzala ist ein Ereignis. Sein ruhiges, gutmütiges Gesicht, seine unbeholfene Sprache, seine entschlossene Zielstrebigkeit in der Wildnis begleiten einen noch lange danach. Wünscht man sich die ihm eigene stoische entschlossene Ruhe für sich selbst, ist man um so mehr betroffen, wenn sich am Ende zeigt, wie wenig kompatibel diese Eigenschaft für ein Leben in der Zivilisation ist.

 

Fazit:

Ganz großes Könner-Kino mit beeindruckenden Landschaftsaufnahmen. Kurosawas Roman-Verfilmung ist ein Film zum Innehalten. Und zum Genießen...

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    
 

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