
Das Tiefseebohrschiff Chikyu der Japan Agency for Marine-Earth Science and
Technology (JAMSTEC) begann im August 2006 mit Probebohrungen vor der
Halbinsel Shimokita in der Präfektur Aomori. Das Schiff wird bis zu einer
Tiefe von 2200 Metern unter dem Meeresboden bohren, der hier 1200 Meter
unter der Meeresoberfläche liegt. Mit diesem geplanten Tiefenrekord erhoffen
sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse etwa über die Ökologie von
Mikroorganismen, die tief unter dem Meeresboden leben.
Neue Bohrtechnik
Die Chikyu (57.000 Tonnen), deren Name „Erde“ bedeutet, wurde im Juli
2005 fertiggestellt; ihre Baukosten beliefen sich auf 515 Mio. US-Dollar.
Mit dem Bohrschiff soll der Mechanismus entdeckt werden, durch den schwere
Erdbeben an der Nahtstelle von Kontinental- und Meeresplatten der Erdkruste
ausgelöst werden. Zugleich soll die Chikyu auch Proben vom Erdmantel
unterhalb der Erdkruste nehmen. Mit einer Bohrkapazität von 7000 Metern -
weltweit die größte ihrer Art - nutzt das Schiff eine einzigartige
Technologie, die „Riser Drilling“ genannt wird. Dabei wird beim Bohren in
der Tiefe ein doppeltes Rohrsystem verwendet, in dem der erbohrte Schlamm
zirkuliert. Damit wird beim Bohren unterhalb des Meeresbodens verhindert,
dass hoher Druck zum plötzlichen Kollaps von Löchern oder zum Ausströmen von
Wasser oder Gas führt. Diese neue Bohrtechnik wird nun erstmals auf einem
wissenschaftlichen Bohrschiff angewendet, um solche Vorkommnisse zu
vermeiden.
Ein 30-köpfiges Team aus Wissenschaftlern und Ingenieuren aus Japan, den
Vereinigten Staaten und Europa wird sich an der Probebohrung beteiligen.
Während einer dreimonatigen Phase, die im August begann, wird die Chikyu
etwa 80 Kilometer vor der Halbinsel Shimokita positioniert, um dann mit der
Bohrung zu beginnen. Dabei wird die genaue Position ständig per Satellit
kontrolliert. Laut Angaben der JAMSTEC benötigte man für die Ausarbeitung
des Bohrplans einschließlich der Auswahl einer geeigneten Stelle und
geologischer Untersuchungen vier Jahre. Die Behörde hofft darauf, auf
Methanhydrat zu stoßen, das laut Ansicht einiger Wissenschaftler eines Tages
als Energieressource genutzt werden könnte.
Internationales Engagement
Bis jetzt liegt der Rekord für die tiefste Bohrung bei 2111 Metern unter dem
Grund des Pazifischen Ozeans, die vom US-amerikanischen Bohrschiff JOIDES
Resolution vor der Küste Costa Ricas in Zentralamerika unternommen wurde. Es
ist geplant, dass die Chikyu die Bohrung im Bereich von 2000 - 4000
Metern von November 2006 bis August 2007 durchführt. Der Einsatz der
Chikyu unter der Leitung des Integrierten Tiefseebohrprogramms (IODP)
wird dann im September 2007 beginnen; daran werden sich Wissenschaftler aus
21 Nationen beteiligen. Erste Aufgabe im Rahmen des IODP wird es dann sein,
Bohrungen in Verwerfungen der Nankai-Rille vor der Halbinsel Kii
durchzuführen, von denen Wissenschaftler annehmen, dass sie für Erdbeben im
Tonankai-Gebiet verantwortlich sind. In den nächsten Jahren sind dann
weitere Untersuchungen geologischer Strukturen geplant, um das Netzwerk von
Beobachtungsstationen vermittels Seismographen auszuweiten und Proben vom
Erdmantel zu nehmen.
(c) 2006 Web Japan
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