Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.32                                    Juli 2007

 

 

Filme aus Japan

Ein Sommer in Deutschland“

 

(Japan 2005, 7 Minuten)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vom 25. bis 30. Mai fand im Berliner Kino Babylon-Mitte das Kunstfestival „Rencontres Internationales“ statt, bei dem Nachwuchsregisseure und Gegenwartskünstler vorgestellt wurden. Dieses Festival lief außer in Berlin auch in Paris und Madrid, wo jeweils die selben Filme gezeigt wurden. Insgesamt waren rund zweihundert Filme aus sechzig Ländern zu sehen, darunter auch aus Japan. Im Bereich „Berichte in der Geschichte“ wurde beispielsweise ein Experimentalvideo von Ichiro SUEOKA aufgeführt.

Der Regisseur Ichiro SUEOKA (Jahrgang 1965) hat bislang über achtzig Experimentalfilme gedreht, die auf zahlreichen Experimentalfilm-Festivals weltweit gezeigt wurden. „Ein Sommer in Deutschland“ ist ein Bestandteil der Serie „Re-interpretations for the private films“, die sich mit dem Thema befasst, den Experimentalfilm unter historischen Blickwinkel zu erneuern. SUEOKA stieß zufällig auf einen Amateurfilm, den 1931 ein in Berlin lebender japanischer Diplomaten drehte. Für seinen Film „Ein Sommer in Deutschland“ hat er daraus Ausschnitte genommen, die Bilder multipiziert und mit einem monotonen Ton unterlegt. Der Film dokumentiert in Schwarz-Weiß die Reise eines Japaners durch das Deutschland der Vorkriegszeit. Man sieht Menschen, die auf dem Havelsee am Rande Berlins rudern, auf der Pfaueninsel stolzierende Pfauen und Spaziergänger, eine riesige Menschenmenge, die gespannt auf die Ankunft eines Luftschiffes wartet, ein Fest in der Lausitz, bei dem Frauen in Trachten einen Volkstanz aufführen, eine Familie in einem Ruderboot oder auch das ewige Eis der Gletscher und des Gipfels der Zugspitze. Schließlich fehlt auch die Felswand der Loreley nicht, die über dem rasch dahinströmenden Rhein aufragt.

Vielleicht sind diese Aufnahmen eines Japaners, der Deutschland vor über siebzig Jahren besuchte, die gleichen Aufnahmen, die auch heute japanische Touristen in Deutschland auf Foto oder Video bannen. SUEOKA aber, der diesen vielleicht nur banalen „Amateurfilm“ aufmerksam betrachtete, erkannte darin doch eine Sensibilität, wie sie den Regisseuren der zwanziger Jahre eigen war, sowie Japanern eigene Ästhetik. Der Veranstalter des Berliner Festivals schilderte seinen Eindruck von diesem Film so: „Hier ist Deutschland ein exotisches Objekt. Es mag dem so genannten ‚Klischee’ von Deutschland entsprechen, aber die Landschaften, Menschen und Bräuche, die in diese Bilder aus dem Jahr 1931 aufgenommen wurden, gingen durch den Krieg verloren, so dass man vielleicht sagen kann, dass diese ‚Klischees’ verschwunden sind.“ Dieser kurze Beitrag von sieben Minuten Dauer regt den Zuschauer dazu an, sich Gedanken über die Geschichte zu machen sowie auch einmal darüber zu sinnieren, was ein „Klischee“ ist.
 

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