Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.36                           November 2007

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Filme aus Japan

Le Chevalier D'Eon

(Japan 2007, Episode à 30 Minuten, FSK 16)

 

In Japan erscheinen pro Jahr über 200 neue Manga und Anime. Wollte man alle neuen Produkte, die innerhalb eines Jahres auf den japanischen Markt kommen, kennen lernen, würde man dafür drei Jahre benötigen. Dies sind die faszinierenden Zahlen mit denen der junge japanische Anime-Drehbuchautor Tow Ubukata, der Ende September zu Gast in Berlin war, die boomende Manga-Kultur in Japan illustrierte. Das Überangebot an Manga und Anime, die inzwischen gewinnoptimierend dem Geschmack der Konsumenten entsprechend mundgerecht produziert werden, scheint zu einer Übersättigung des Marktes und damit zu einer längst erforderlichen Auslese innerhalb der unüberschaubaren Menge beliebiger Produkte zu führen.

Nun sind Anime seit jeher nicht jedermanns Sache und gerade in Europa noch oft mit dem Vorurteil behaftet, oberflächlich und schlicht – also simple Unterhaltungskost für Kinder - zu sein. Zweifelsohne hat sich spätestens seit Hayao Miyazaki im deutschen Feuilleton einiges in der Rezeption sogenannter „Trickfilme“ getan; was jedoch TV-Anime-Serien betrifft, so muss man wohl davon ausgehen, dass diese noch nicht aus der Nische der Kinderbespaßung herausgekommen sind.

Insofern ist es durchaus eine Bereicherung, dass die von Tow Ubukata entwickelte Anime-Serie „Le Chevalier D´Eon“ nun auch in Deutschland auf DVD erscheint. Will man dem Autor Glauben schenken, krankt diese historische Reihe nicht an den üblichen Symptomen aktueller japanischer Manga, die im japanischen unter „yaoi“ zusammengefasst werden:

- „ya“ für „yama nashi“ - es gibt keinen Höhepunkt;
- „o“ für „ochi nashi“ – es gibt keinen richtigen Abschluss der Story und
- „i“ für „imi nashi“ – die Geschichte entbehrt jeden tieferen Sinns.
 

Tatsächlich reicht die Geschichte besagten jungen Edelmanns in das Frankreich des 18. Jahrhunderts zurück und orientiert sich am wahren Schicksal des D´Eon de Beaumont, der sich am Hofe König Ludwig XV. mit finsteren Intrigen auseinandersetzen muss, denen seine ältere Schwester zum Opfer gefallen ist. Getrieben von Rache, schließt sich der junge Chevalier der Pariser Geheimpolizei an und versucht auf eigene Faust seine Schwester zu rächen. Ahnungslos gerät er somit in eine Verschwörung ungeahnten Ausmaßes, deren Aufdeckung ihn bis nach Russland führt...

In traditioneller japanischer Anime-Art gezeichnet, ist die Serie voller faszinierender Bilder, gruseliger Schockelemente und spannender Details aus dem Leben im vorrevolutionären Frankreich. Da bei uns bislang leider nur die ersten sechs Episoden der 24-teiligen Reihe vorliegen, kann ein endgültiges Urteil schwer abgegeben werden; aber eins ist sicher: die Story fasziniert, die Bilder sind wunderbar und man will unbedingt wissen, wie es weiter geht.

Bilder: (C) Tow Ubukata-Production I.G/Project Chevalier 2006

 

Fazit:

Mystische Anime-Serie, die angelehnt an das Schicksal des real existierenden Chevalier D´Eon de Beaumont in das Frankreich des 18. Jahrhunderts entführt. Spannend mit zum Teil drastischen Bildern, liebevoller Zeichnung und detailliertem Hintergrundgrundwissen.

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    
 

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