Am
Wochenende vom 13.-14. Oktober 2007 fand bei wunderschönem Herbstwetter im
Veranstaltungssaal der Botschaft von Japan das Go-Turnier um den 2.
Japanischen Botschafter Cup statt. Die 62 Teilnehmer kamen nicht nur aus
Berlin, sondern waren zum
Teil aus Hamburg und
Dresden angereist. Nach dem ersten Turnier im Herbst letzten Jahres fand das
Go-Turnier nun bereits zum zweiten Mal in der Botschaft statt. Als
besonderer Gast war diesmal die professionelle Go-Spielerin Chizu Kobayashi
(5. Dan) nach Berlin gekommen, so dass das Turnier lebhaften Zuspruch
erfuhr. Am Abend des zweiten Wettkampftages stand dann als Sieger Seulki
Hong fest, dem von Botschafter Toshiyuki Takano der Siegespokal überreicht
wurde. Sieger des Turniers für die Nachwuchsspieler wurde Johannes Obenaus,
der im Gesamtturnier den dritten Platz belegte. Bei der Siegerehrung löste
Botschafter Takano mit der Ankündigung, im kommenden Jahr selbst beim
Turnier anzutreten, Begeisterung aus.
Am ersten
Tag des Turniers fand zudem ein Vortrag von Frau Kobayashi statt, die als
professionelle Go-Spielerin derzeit von der Agency for Cultural Affairs als
Botschafterin für den Kulturaustausch nach Wien entsandt wurde. Sie
erläuterte ihre Eindrücke, die sie aus ihren Beobachtungen in
Deutschland gewonnen hatte. Dabei wies sie darauf hin, dass - um
Fortschritte beim Go-Spiel zu machen - das unmittelbare Erleben eines
hochwertigen Go-Spiels unerlässlich sei. Frau Kobayashi selbst begann mit
viereinhalb Jahren unter der Anleitung ihres Vaters, der Go als Hobby spielte, mit
diesem Spiel. Anfangs spielte sie auf einem transparenten Spielbrett aus
Kunststoff, das ihr Vater angefertigt hatte. Unter dieses Spielbrett wurde
dann ein Blatt Papier gelegt, auf dem die Reihenfolge, in der die
Spielsteine zu legen sind oder die Spielzüge, die berühmte Go-Spieler bei
Partien tatsächlich spielten, verzeichnet waren. Diese spielte sie dann mit
richtigen Go-Steinen nach und lernte auf diese Weise das Spiel.
In
jüngster Zeit können Go-Partien auch im Internet gespielt werden, so dass es
überall möglich ist, jederzeit einen Spielpartner zu
finden und gegen ihn anzutreten. Um aber seine Fähigkeiten wirklich zu
verbessern, sind dem Lernen mit Büchern oder dem Internet Grenzen gesetzt.
Daher bietet die Chance, den Vortrag eines echten Profis zu hören und
unmittelbar von ihm zu lernen, eine wertvolle Gelegenheit.
In den Veranstaltungssaal der
Botschaft
waren daher nicht nur die
Teilnehmer des
Turniers, sondern auch andere
professionelle Go-Spieler sowie Freunde dieses Spiels gekommen, um dem
Vortrag von Frau Kobayashi aufmerksam zu folgen. Frau Kobayashi benutzte bei
ihrem Vortrag ein überdimensioniertes Go-Spiel auf dem Podium, mit dessen
Hilfe sie den Zuhörern einzelne Spielzüge sowie tatsächlich gespielte
Partien erläuterte. Allerdings erklärte sie auch, dass, selbst wenn sie die
Spielzüge hier zeige, die Zuhörer diese umgehend wohl wieder vergessen
würden. Beim Go-Spiel sei es daher sehr wichtig, nicht nur den Verstand zu
benutzen, sondern sich auch auf seine Intuition zu verlassen. Sie betonte,
es sei vor allem von großer Bedeutung „natürlich“ zu spielen. Frau Kobayashi
engagiert sich mit Nachdruck für die Verbreitung des Go im Ausland. Zu ihren
Schülern zählte u.a. Hans Pietsch, der erste professionelle Go-Spieler aus
Deutschland, der, während er in Lateinamerika Go unterrichtete, unter
tragischen Umständen ums Leben kam. Frau Kobayashi hofft, dass sie in
Zukunft starke Go-Spieler aus Deutschland heranbilden kann, die in die
Fußstapfen von Herrn Pietsch treten werden.

Fotos: T©M
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