Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.40                                 März 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Filme aus Japan

HanamiKirschblüten

(Deutschland 2007, 122 Minuten)

Die 58. Berlinale ist vorüber und seit dem 24. Februar sind auch die 80. Oscars vergeben. In beiden Fällen sind keine japanischen Filme zu Ehren gekommen, wobei zumindest bei der diesjährigen Berlinale zwei Filme im Wettbewerb vertreten waren, die aus Japan kamen – Yoji Yamadas „Kabei – Our Mother“ – bzw. sich mit Japan befassten – Doris Dörries „Hanami – Kirschblüten“. Zu beiden Streifen gibt es einiges zu berichten und da Doris Dörries Film bereits am 6. März in den einheimischen Kinos anlaufen wird, gebe ich ihr hiermit den Vortritt.

Die Regisseurin selbst bekannte nach der Premiere ihres Films vor dem Berlinale-Publikum, dass sich die erste offizielle Vorführung angefühlt hätte, „wie eine Operation am offenen Herzen – ohne Narkose“. Das glaubt man gern. Ihr Film ist mit viel Herzblut gemacht und das Risiko, ein weniger einfühlsames Publikum zu finden, war durchaus gegeben. Doch die wunderbare Geschichte des wunderbar normalen Paares Rudi (Elmar Wepper) und Trudi (Hannelore Elsner), die im idyllischen Bayern zu einem letzten großen Abenteuer aufbrechen, segelt zwar zeitweise hart an rosafarbenem Kitsch, schafft aber letztendlich den Dreh hin zu ganz großem Gefühlskino. War man doch, wie Peter Zander in der Morgenpost schrieb, „gelinde gesagt, auf das Schlimmste gefasst, als man hörte, sie (die Regisseurin) wende sich in ihrem jüngsten Film dem Butoh-Tanz zu. Jener Mischung aus deutschem Ausdruckstanz und japanischer Tradition, die Otto Normaljapaner genauso esoterisch empfindet wie wir.“

Doch siehe da, das, was Doris Dörrie mit kleinsten Team, kleiner Digitalkamera, in kleinem Rahmen gedreht hat, funktioniert – nicht zuletzt ob der durchweg überzeugenden Schauspieler – perfekt und beschert uns ein bayerisch-japanisches Märchen, das nicht im üblichen Sinne gut endet, aber zu Herzen geht.

Bei Rudi, Abteilungsleiter der Abfallbeseitigung im oberbayerischen Weilheilm wird Krebs im Endstadium diagnostiziert. Trudi lässt es ihn letztendlich aus Liebe nicht wissen und überredet den Stoiker, der jeder Art Abenteuer abhold ist und der den Fujisan für „auch nur einen Berg“ hält, zu einer letzten Reise. Zumindest nach Berlin, zu den Kindern. Dieser erste, bodenständige Teil des Films besticht in seiner feinen Zeichnung des ambivalenten Verhältnisses der die moderne Wirklichkeit in Berlin lebenden Kinder zu dem wie aus einer anderen Zeit stammenden Elternpaar, die es trotz bester Vorsätze schwerlich schaffen, miteinander in eine Verbindung zu treten. Der Tot scheint bereits unter ihnen zu sein, in seiner Sprachlos- und Endgültigkeit. Doch dann ist es nicht Rudi, der stirbt, sondern Trudi und Rudi macht sich auf - auf die Reise seines Lebens, hin nach Japan, in das Land, das seine Frau zeitlebens verehrte, aber nie sah und hin zu ihrem jüngsten Sohn, der dort lebt, den sie jedoch nie besuchten. Vor dem eindrucksvollen Bild der japanische Kirschblüte in ihrer Symbolik des Neuanfangs und der Vergänglichkeit des Augenblicks macht sich Rudi somit im türkisen Mohairjäckchen seiner Frau auf Entdeckungsreise im Großstadtmoloch Tokyo. Und wider Erwarten geht er dort nicht verloren, sondern findet – auch dank angeknüpfter Taschentücher – zu einer jungen japanischen Butoh-Tänzerin, seiner verlorenen Frau und letztendlich zu sich selbst. Wie es Elmar Wepper gelingt, sowohl Strickjäckchen als auch Jägerhütchen mit Würde zu tragen und wie er – je weniger er die fremde aufdringlich bunte Oberfläche zu verstehen scheint – ein tiefes Verständnis für die Menschen um ihn herum gewinnt, ist einfach großartig.
 

Fazit:

Was lehrt uns das? „Clean and enjoy your life“ rief Frau Dörrie, so wie es auf dem von Rudi geschwungenen Reisbesen steht und „Rufen Sie Ihre Eltern an!“
Und - der Fuji ist mitnichten nur ein Berg! Unbedingt ansehen!

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    
 

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