Botschaft von Japan |
Neues
aus Japan Nr.40
März
2008 |
Bericht eines Teilnehmers am JET-Programm: Als Deutsche im „inaka“ |
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Wenn ich z.B. in Tokyo Japaner kennen lerne und erzähle, dass ich in der Präfektur Ishikawa lebe, höre ich immer: “Da ist die Natur sicher sehr schön.” Übersetzt heißt das soviel wie: Da ist bestimmt nichts los. Ja, mein Wohnort Kahoku in der Präfektur Ishikawa ist eindeutig “inaka”, “auf dem Land”. Bei Ishikawa handelt es sich um eine Landzunge, die recht prägnant an der japanischen Westküste liegt. Man “verirrt” sich also nicht einfach nach Ishikawa, und man befindet sich auch nicht auf der Durchreise nach irgendwo anders. Hierher kommt man nur, wenn man etwas hier zu tun hat. Und das habe ich. Seit August 2005 arbeite ich hier als CIR (Coordinator for International Relations). Oft werde ich gefragt, was mir hier so gefällt, dass ich meinen CIR-Vertrag um ein viertes Jahr verlängert habe.
Meine Arbeit als CIR ist so vielfältig, dass man sie nur schwer kurz
zusammenfassen
kann.
Sie
reicht von Vorträgen zu Deutschland bis zur Einladung in die Schulkantine,
wenn es “deutsches Essen” gibt.
Ich besuche Kindergärten, erzähle den Kindern über Deutschland und bastle
und spiele mit ihnen. Zweimal die Woche gehe
Außerdem bin ich für die Betreuung der deutsch- und englischsprachigen Homepages von Kahoku zuständig (www.city.kahoku.ishikawa.jp), in deren Rahmen ich viele japanisch-deutsche und japanisch-englische Übersetzungen mache, und bin Schnittstelle für die Kommunikation zwischen den nicht-japanischen Englischlehrern und der Stadt. Ich regele die Korrespondenz zwischen Kahoku und der deutschen Partnerstadt Messkirch. Diese Partnerstadtbeziehung besteht schon seit über 20 Jahren, und es gibt sehr viele Leute in Kahoku, die bereits in Messkirch waren und umgekehrt. Wenn Delegationen aus Messkirch kommen (jedes zweite Jahr), dolmetsche ich, und wenn Delegationen nach Messkirch fahren (jedes zweite Jahr), fahre ich mit und dolmetsche dort ebenfalls. Einmal pro Woche unterrichte ich Deutsch für interessierte Bürger. Und da der partnerstädtische Austausch mit Messkirch sehr intensiv und wohlgepflegt ist, ist das Interesse an Deutschland in Kahoku traditionell sehr hoch und diese Kurse sind gut besucht. In meiner “Abteilung für lebenslanges Lernen”, komme ich mit allen gut aus, weil sich beide Seiten bemühen, die Kultur des Anderen zu respektieren. Vor Arbeitsbeginn fegen wir gemeinsam den Büroboden oder schippen im Winter Schnee. Danach ist es meine Aufgabe, Tee zu servieren. Ich serviere jeden Morgen Tee, meine Kolleginnen mittags und nachmittags, Männer nie. Das Teemachen nutze ich zu einer Plauderei mit meinen Kolleginnen, so kriege ich immer den neuesten Klatsch mit. Natürlich habe ich viele der Annehmlichkeiten in meinem Job meinen CIR-Vorgängerinnen und -Vorgängern zu verdanken. Und viel von dem Verständnis und Wohlwollen, das mir als Deutscher entgegegengebracht wird (sowie dem CIR-Job überhaupt) der Partnerstadtbeziehung mit Messkirch.
Auch
in meiner Freizeit wird mir nicht langweilig:
im Sommer schwimme ich im
Meer, das 10 Minuten zu Fuß von meiner Wohnung entfernt ist, und im Winter
gehe ich in den ausgezeichneten Skigebieten der Präfektur Snowboarden. Mein
großes Hobby sind japanische TV-Serien, die ich mir in der Videothek
ausleihe, und von denen
ich gar ni Egal wohin ich gehe, werde ich natürlich als Ausländerin wahrgenommen und teils neugierig, teils kritisch beäugt. Viele scheinen sich zu fragen, wie ich hier überleben kann. Dass ich hier ein normales Leben führe und meinen japanischen Altersgenossinnen in Fähigkeiten und Aktivitätsradius in nichts nachstehe, stößt manchmal auf Verwunderung. Als ich z.B. meinem Zahnarzt erzählt habe, dass ich mit dem Auto nach XY gefahren bin, konnte er nicht fassen, dass ich erstens ein Auto besitze und mich zweitens alleine auf Japans Straßen wage. Auch ist es vielen Japanern hier unbegreiflich, wie ich als Ausländerin von Anfang an keine Probleme mit dem japanischen Essen gehabt haben konnte, ja sogar rohen Fisch essen kann. Natürlich ist es anstrengend, immer wieder auf dieselben Dinge angesprochen zu werden. Die Verwunderung auf japanischer Seite, wenn ein Ausländer Essstäbchen benutzen kann, kennt wohl jeder, der schon einmal in Japan war. Wenn ein Ausländer z.B. im Restaurant auch nur “arigatou (danke)” sagt, wird er wegen seines exzellenten Japanisch gelobt. Ich werde oft gefragt, was ich von japanischem Bier halte, und ob die Würstchen in Deutschland anders schmecken. Und wenn ich einkaufen gehe, gucken Leute auffallend häufig in meinen Einkaufswagen, neugierig, was ich wohl so esse. Ich habe oft das Gefühl, dass mein Leben hier im “inaka” für die Japaner wundersamer ist als für mich.
Ob ich Deutschland vermisse? Ja, manchmal.
Aber
vorerst genieße ich einfach meine Zeit im “inaka”.
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