Botschaft von Japan |
Neues aus Japan Nr.41 April 2008 |
Bericht eines Teilnehmers am JET-Programm:
Immer wieder Japan |
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Wie
war das mit dem Tropfen, der ins Wasser fällt und dessen Wellen sich
ausbreiten? Um die Geschichte aber von Anfang an zu erzählen, so war mein „Tropfen“ ein Artikel in einer Göttinger Lokalzeitung vor gut 15 Jahren, nach welchem Gastfamilien für ein deutsch- japanisches Schüleraustauschprogramm gesucht wurden. Da ich mich damals brennend für japanische Kampfkünste interessierte, überredete ich meine Eltern kurzfristig, zwei Schüler einer insgesamt fünfzehnköpfigen Gruppe aus Kansai bei uns aufzunehmen. Ich merkte schnell, dass es sich um eine ganz besondere Erfahrung handelte. Ich glaube, es war vor allem die Tatsache, dass die Japaner so gut wie kein Englisch sprachen und wir deshalb völlig neue Wege der Kommunikation finden mussten, die uns Teenager innerhalb kürzester Zeit eng „zusammenschweißten“. Einen ähnlich emotionalen Abschied innerhalb einer Gruppe, nach nur drei Wochen, habe ich in meinem Leben nur noch ein einziges Mal wieder erlebt, nämlich im darauf folgenden Jahr, als ich als Teilnehmer desselben Austauschprogramms zum ersten Mal nach Japan flog.
Deutsch an High Schools in Japan ist ungewöhnlich – etwa so ungewöhnlich wie
Japanisch an deutschen Gymnasien. Ich denke, diese Tatsache ist für meine
Arbeit hier ungemein prägend.
Aus diesem Grund wurde auch das JET-Programm ins Leben gerufen, nach dem seit mittlerweile über 20 Jahren an vielen Schulen Fremdsprachen im „Team“ unterrichtet werden. Ein solches Team besteht aus einem japanischen Lehrer (zuständig für Grammatik und Text) und einem „Native Speaker“ (zuständig für Aussprache und Konversation). Meiner Erfahrung nach geht dieses Konzept unterschiedlich gut auf, im Deutschbereich vielleicht sogar besser als in Englisch. Denn in Englisch und anderen Hauptfächern trüben die oft sehr reglementierten Prüfungsvorgaben mit einer sehr starken Fixierung auf das Schriftliche den Vorteil der Teilnahme eines Muttersprachlers am Unterricht. Dies hat wohl vor allem mit dem sich über Jahrhunderte in Japan etablierten System der strengen schriftlichen Eintrittsexamen für die Universität zu tun. Die Schulen in Japan sehen es als eine ihrer Hauptaufgaben an, auf diese Examen vorzubereiten. Um noch mehr zu verbessern, müsste dieser Kreislauf meiner Meinung nach zuerst einmal durchbrochen werden.
Ich kann es nicht anders sagen: Die Arbeit macht unheimlich Spaß und ist sehr ausfüllend! Natürlich läuft nicht immer alles glatt, und es gibt auch für mich viel zu lernen. Ungewohnt waren z.B. einige Verhaltensweisen der Schüler im Unterricht, die auf kulturelle Unterschiede zurückgehen. So ist prägend für die japanische Kultur, dass in der Erziehung Sozialverhalten weit über die Fähigkeit gestellt wird, sich vor anderen alleine durchzusetzen und oft um jeden Preis vermieden wird, dass jemand vor anderen „bloßgestellt“ wird. Aus diesem Grund reagieren japanische Schüler auch teilweise sehr unsicher auf Situationen, in denen sie alleine vor anderen sprechen, diskutieren oder etwas präsentieren sollen. Da dies jedoch unabdingbare Fähigkeiten sind, um eine Sprache zu erlernen, liegt hier eine besondere Herausforderung, die viel Feingefühl erfordert. Auf der anderen Seite erlebe ich japanische Schüler tatsächlich als sehr sozial, mit einem sehr hohen Verantwortungsbewusstsein für andere. Dieses wird wahrscheinlich auch während der vielen spannenden Gruppenaktivitäten geschult, die am Nachmittag angeboten werden. Ich denke, hier könnte sich auch die deutsche Schulbildung noch einiges abschauen.
Bewerbungsunterlagen für das JET-Programm finden sich übrigens ab Mitte September auf der Homepage der japanischen Botschaft in Berlin. Eine bereits bestehende Verbindung zu dem Land Japan, wie in meinem Fall, ist je nach Stelle übrigens nicht unbedingt von Nöten.
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