Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.41                                  April 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Home
  Wasser und Hygiene
  JET in Saitama
  Kabuki in Berlin
  Japanisch lernen
  Filme aus Japan
Kalender des Monats

 

 

 

Wasser als globale Aufgabe
- Verbesserter Zugang zu sauberem Wasser und zur Sanitärversorgung -

 

Vortrag von Außenminister Masahiko Koumura anlässlich des Symposiums über Wasser und Sanitärversorgung „Internationales Jahr der Sanitären Grundversorgung - eine Plattform für das Handeln in Afrika und Asien“ in der Universität der Vereinten Nationen, Tokyo, am 22. 02. 2008

 

 

 

 

 

 

Einleitung


Meine sehr verehrten Damen und Herren,

vielen Dank für die freundlichen einleitenden Worte.

Ich möchte Ihnen heute meine Ansichten zum Thema Wasser und Sanitärversorgung darlegen, da Japan in diesem Jahr als Gastgeber der 4. Tokyo International Conference on African Development (TICAD IV) sowie des G8-Gipfels in Toyako auf Hokkaido fungiert.
 

1. Bedeutung des Themas Wasser

<Wasser als Grundlage des Lebens>
Zunächst einmal möchte ich einige Worte über die Bedeutung des Wassers und über seine facettenreiche Natur anführen. Wasser bildet die Grundlage allen Lebens und ist eine Ressource, die nicht nur für die Erhaltung des Lebens und der Gesundheit von uns Menschen, sondern auch für die Erhaltung des Ökosystems und all unserer wirtschaftlichen Aktivitäten unverzichtbar ist. Heute, zu Beginn des 21. Jh., ist die Bedeutung von Wasser wegen der Urbanisierung und des rapiden Bevölkerungswachstums in den Entwicklungsländern noch größer als in der Vergangenheit. Dazu kommen noch die Auswirkungen des Klimawandels.

<Wasser: eine zyklische und ungleich verteilte Ressource>
Die Erde ist ein Planet des Wassers. Ca. 70 Prozent ihrer Oberfläche sind von Meeren und Süßwasserflächen bedeckt. Man sagt aber, dass 97 Prozent des auf der Erde zur Verfügung stehenden Wassers von Salzwasser bedeckt sind, das wir Menschen nur schwer nutzen können, und dass nur drei Prozent Süßwasser sind. Es heißt auch, dass 80 Prozent des Süßwassers in Form von Eis vorkommen und dass die restlichen zwanzig Prozent unterirdisch lagern. Das Wasser der Flüsse, das wir relativ leicht nutzen können, macht dagegen nur 0,0004 Prozent allen Wassers auf der Erde aus. Dies entspricht dem Volumen des Berges Fuji in einer Größenordnung von ca. 1.400 km³. Mit anderen Worten: jedem Menschen auf der Erde stehen nur etwa 200 Tonnen Wasser zur Verfügung. Nimmt man den Verbrauch eines durchschnittlichen japanischen Haushalts als Grundlage, dann würde das der ganzen Welt zur Verfügung stehende Süßwasser gerade einmal für drei Jahre reichen. Wir verbrauchen jeden Tag eine große Menge Wasser, ohne viel darüber nachzudenken. Nun aber müssen wir uns bewusst werden, dass Wasser eine sehr knappe Ressource ist.

Wasser ist eine Ressource, die innerhalb der Natur ständig Kreisläufe durchläuft. Und indem es diese Kreisläufe durchläuft, wird es zugleich einer Reinigung unterzogen. So wie Wasser gereinigt und damit erneut nutzbar wird, ist es auch eine zyklische Ressource, die in nachhaltiger Weise genutzt werden kann. Allerdings ist diese Ressource ungleichmäßig verteilt. Schwere Regenfälle können Überschwemmungen auslösen, während Wasserknappheit zu Dürre oder zur Bildung von Wüsten führen kann. Von seiner Natur her ist Wasser eine Ressource, die nicht immer dann verfügbar ist, wenn man sie benötigt oder dort, wo man sie benötigt. Gleichzeitig ist Wasser unabdingbar für sanitäre Einrichtungen wie z.B. Toiletten, die aus unserem täglichen Leben nicht wegzudenken sind.

<Wasser als sektorübergreifende Aufgabe>
Ein weiteres Merkmal von Wasser ist, dass es mit vielen verschiedenen Themen verknüpft ist, etwa Umwelt und Klimawandel, Gesundheit, Bildung, Landwirtschaft und Nahrungsmittel, wirtschaftliches Wachstum, die Verringerung der Risiken von Naturkatastrophen sowie Frieden. Mit anderen Worten: wenn wir uns mit dem Thema Wasser in angemessener Weise befassen, hat dies auch positive Auswirkungen auf viele andere Bereiche.
 

2. Das Thema Wasser aufgreifen: bisheriges Engagement der Staatengemeinschaft

<Die Millenniums-Entwicklungsziele>
Die Millenniums-Entwicklungsziele aus dem Jahr 2000, für deren Erreichen sich auch Japan zusammen mit anderen Staaten einsetzt, beinhalten das Ziel, „den Anteil der Menschen ohne Zugang zu Trinkwasser und Sanitärversorgung bis 2015 zu halbieren.“ 2008 markiert genau die Mitte des Zeitraums, der zum Erreichen dieser Ziele vorgesehen ist. Während die Menschen in Japan keinen Mangel an Trinkwasser oder Sanitäreinrichtungen leiden, haben weltweit 1,1 Mrd. Menschen - also ein Fünftel der Bevölkerung der Entwicklungsländer - keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und 2,6 Mrd. Menschen - fast die Hälfte der Bevölkerung der Entwicklungsländer - verfügen nach wie vor über keinen Zugang zur sanitären Grundversorgung. Während der Anteil der Menschen mit Zugang zur sanitären Grundversorgung in Ostasien von 24 Prozent im Jahr 1990 auf 45 Prozent im Jahr 2004 erheblich zugenommen hat, blieb der entsprechende Anstieg in den Ländern Afrikas südlich der Sahara marginal; im gleichen Zeitraum stieg er nur um 5 Prozent von 32 auf 37 Prozent. Dadurch bedingt und auch aufgrund des Fehlens angemessener Sanitärversorgung und Hygienepraktiken im täglichen Leben sterben jedes Jahr weltweit ca. 1,8 Mio. Kinder, weil sie gezwungen sind, verschmutztes Wasser zu verwenden.

Wasser und Sanitärversorgung stehen in engem Zusammenhang mit anderen Aufgaben wie Armut, Gesundheit, Bildung und Geschlechtergerechtigkeit, in denen Fortschritte notwendig sind, um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Wenn Wasserversorgung und Bewässerungseinrichtungen die landwirtschaftliche Produktivität fördern, hat dies große und positive Auswirkungen auf die Bekämpfung der Armut. Ein Wandel in den Gewohnheiten sowie die Entwicklung sauberer und sicherer Sanitäreinrichtungen sind unabdingbar für den Schutz der Gesundheit von Müttern und Kindern. Die Errichtung einfacher Anlagen zur Wasserversorgung in den Gemeinschaften vor Ort erlöst die Kinder von der schweren Aufgabe, weite Wege zurücklegen zu müssen, um das Wasser für ihre Familien zu holen. Sie haben dann auch mehr Zeit zum Besuch einer Schule und zur Aneignung von Bildung. Wie diese Beispiele zeigen, trägt die Lösung von Aufgaben im Zusammenhang mit Wasser zugleich erheblich dazu bei, die anderen Millenniums-Entwicklungsziele zu erreichen.
 

<Beraterkreis des VN-Generalsekretärs für Wasser und sanitäre Grundversorgung>
Zu Beginn des 21. Jh. hat die Staatengemeinschaft ihre Diskussionen über Wasser intensiviert. 2004 wurde der Beraterkreis des VN-Generalsekretärs für Wasser und sanitäre Grundversorgung eingerichtet, der mit Empfehlungen an den Generalsekretär der Vereinten Nationen auf sich aufmerksam machte. 2006 legte der Beraterkreis unter dem Vorsitz des inzwischen verstorbenen früheren Premierministers von Japan, Ryutaro Hashimoto, den sogenannten „Hashimoto Aktionsplan“ vor: eine Zusammenstellung von Empfehlungen an die internationale Gemeinschaft für das Handeln in Bezug auf das Thema Wasser und Sanitärversorgung. S.K.H. der Kronprinz von Japan ist nun Ehrenpräsident des Beraterkreises, während S.K.H. Willem Alexander, Kronprinz der Niederlande, den Vorsitz innehat. Im kommenden Mai wird der Beraterkreis unmittelbar vor dem Beginn von TICAD IV zu seiner zehnten Sitzung in Japan zusammenkommen.

<G8>
Innerhalb des Rahmens der G8 wurde ein Aktionsplan für Wasser für die internationale Gemeinschaft 2003 auf dem G8-Gipfel im französischen Evian verabschiedet, wobei darauf hingewiesen wurde, dass Wassermangel die Sicherheit der Menschen beeinträchtigen kann. Der Aktionsplan rief u.a. dazu auf, die gute Regierungsführung in Bezug auf Wasser zu fördern, die Finanzmittel optimal einzusetzen sowie die soziale Infrastruktur durch den Ausbau der Kooperation zwischen den Behörden und Gemeinschaften vor Ort weiterzuentwickeln.

<Weltwasserforum und erster Asien-Pazifik-Wassergipfel>
Auch die Zivilgesellschaft befasst sich mit Wasser und Sanitärversorgung. Der Weltwasserrat (WWC) mit Sitz im französischen Marseille veranstaltet seit 1997 alle drei Jahre das Weltwasserforum in verschiedenen Städten auf der ganzen Welt. Dies ist ein gutes Beispiel für ein umfassendes internationales Engagement im Bereich Wasser, das über die begrenzten Maßnahmen der Regierungen und internationalen Organisationen hinausgeht. Im Dezember 2007 fand zudem in Beppu, in der Präfektur Oita, Japan, der erste Asien-Pazifik-Wassergipfel statt. Organisiert wurde diese Zusammenkunft vom Asien-Pazifik-Wasserforum und anderen Organisationen. Daran nahmen zahlreiche Regierungschefs und Minister aus der Region Asien-Pazifik teil, unter ihnen auch der japanische Premierminister Yasuo Fukuda, die eine lebhafte Diskussion über Wasser und Sanitärversorgung führten.
 

3. Was getan werden muss

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Wie ich eingangs bereits ausführte, hat die internationale Gemeinschaft die große Bedeutung von Wasser und Sanitärversorgung erkannt und befasst sich nun mit diesem Thema. Allerdings gibt es noch viel zu tun. Wie wir gerade gesehen haben, sind die Fortschritte in einigen Regionen der Welt nicht sehr vielversprechend. Woran mangelt es? Ich möchte mich mit dieser Frage befassen, indem ich den Blick auf die Erfahrungen Japans lenke.

<Japans Erfahrungen>
Lassen Sie uns zunächst einmal gemeinsam an die zahlreichen Wasserläufe in Japan denken. Als Außenminister reise ich oft in andere Länder, und jedes Mal, wenn ich nach Japan zurückkehre, wird mir erneut bewusst, wie reich Japan in Bezug auf Wasserressourcen ist. Denn ich genieße die natürliche Schönheit meines Landes im Wandel der Jahreszeiten. Aufgrund seines Wasserreichtums sowie der geografischen und klimatischen Bedingungen in seinem Umfeld verfügt Japan seit alters her über große Erfahrung und hoch entwickelte Technologien, die im Bereich Wasser und Sanitärversorgung von großem Nutzen sind.

Beispielsweise wurde 1890 in der alten Hauptstadt Kyoto der Biwasee-Kanal gebaut. Dieser Kanal ermöglichte es ansässigen Industriebetrieben wie den Nishijin-Textilwerken zu expandieren; zugleich bot er den Menschen der Stadt eine sichere Wasserversorgung. Später wurde ein 20 km langer Wassertransportweg als Teil des Biwasee-Kanals errichtet, der durch den Kamogawa-Kanal bis in die Region Fushimi führt. Zusammen mit einem Wasserkraftwerk, das die Elektrizität für Japans erste strombetriebene Straßenbahn lieferte, trug auch dieser Transportweg erheblich zur Entwicklung der Stadt Kyoto bei. Das Wasser, das dem Biwasee entnommen wird, leistet zudem einen Beitrag zu unserer einzigartigen Wertschätzung des Wassers, die man auch an der Gestaltung der „Wasserläufe“ in den traditionellen japanischen Gärten erkennen kann. Das Suirokaku-Aquädukt im Tempel Nanzenji wurde zu einem festen Bestandteil der Landschaft dieser alten Stadt. Der Biwasee-Kanal ist ein gutes Beispiel für die effiziente Nutzung des Wassers, indem man moderne Technologien auf harmonische Weise mit der Tradition verknüpft.

Seit der Edo-Zeit (1603-1868) nutzen die Menschen in Japan das Wasser in ihrem Alltag in Form eines Kreislaufs. Von der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur folgenden Ära des rasanten Wirtschaftswachstums förderte Japan eine sichere Wasserversorgung und die Verbesserung der hygienischen Bedingungen mittels der Entwicklung einer Infrastruktur, die sowohl ausreichende Wasserressourcen sicherstellen als auch die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in den urbanen Zentren garantieren sollte. Aufgrund der raschen Urbanisierung in den großen Städten Japans kam es jedoch zu einer Verschlechterung der Umweltbedingungen, die zu Überschwemmungen oder Dürren führte sowie die Wasserqualität beeinträchtigte. Um die negativen Auswirkungen dieser Probleme zu beheben, ergriff Japan Maßnahmen, um die Schäden durch Naturkatastrophen zu verringern, die Koordinierungsmechanismen der Wassernutzung zu verbessern sowie Wasserverschmutzung zu verhindern. Mittels dieser Anstrengungen konnte Japan erhebliche Verbesserungen bei der stabilen Wasserversorgung sowie den hygienischen Bedingungen erzielen. Zusätzlich verbesserte sich auch die Qualität des Wassers in Seen und Flüssen, das während der Ära des rasanten Wirtschaftswachstums erheblich verschmutzt worden war. Heute gibt es wieder Fische in den Flüssen der großen Städte.

Auf der Grundlage dieser Technologien und Kenntnisse leistet Japan einen Beitrag zur Verbesserung der Situation in Bezug auf Wasser und Sanitärversorgung in den Entwicklungsländern. Japan ist seit den neunziger Jahren der wichtigste Geber im Bereich Wasser und Sanitärversorgung. In den fünf Jahren zwischen 2001 und 2005 hat Japan dafür 4,9 Mrd. US-Dollar an staatlicher Entwicklungshilfe (ODA) aufgewendet. Anlässlich des 4. Weltwasserforums, das 2006 in Mexiko stattfand, kündigte Japan die „Water and Sanitation Broad Partnership Initiative (WASABI)“ an, ein umfassender Ansatz zur Bereitstellung von effizienterer Hilfe in diesem Bereich. Gleichzeitig hat unser Land seine Unterstützung im Bereich Wasser und Sanitärversorgung weiter ausgebaut.

Trotz dieses Engagements, das wir bislang weltweit geleistet haben, bildet das Thema Wasser und Sanitärversorgung nach wie vor eine dringende Angelegenheit. Aus diesem Grund möchte ich anlässlich des „Internationalen Jahres der Sanitären Grundversorgung“, das wir in diesem Jahr begehen, unterstreichen, dass das Thema Wasser und Sanitärversorgung in globalem Maßstab behandelt werden muss. Zudem halte ich es für unabdingbar, dass Japan seine feste Entschlossenheit zum Ausdruck bringt, zusammen mit der Staatengemeinschaft weitere Anstrengungen zu unternehmen.

Ich möchte nun auf die Frage zurückkommen, die ich eben gerade stellte: „Woran mangelt es?“ Nachfolgend nun die wichtigsten Punkte, von denen ich glaube, dass die internationale Gemeinschaft sie bei der Lösung der Aufgaben im Bereich Wasser und sanitäre Versorgung unbedingt berücksichtigen sollte.
 

<Management der zyklischen Wasserressourcen>
Erstens ist es von großer Bedeutung, dass wir nachdrücklich eine nachhaltige Nutzung der Wasserressourcen anstreben. Konkret müssen wir das Konzept des Managements zyklischer Wasserressourcen in die Praxis umsetzen. Hierfür ist es notwendig, die Beachtung von „guter Regierungsführung“ in Bezug auf Wasser - d.h. von gutem Management der Wasserressourcen - auf internationaler Ebene zu fördern. Hierbei ist ein die einzelnen Sektoren übergreifender, integrierter Ansatz erforderlich, der die jeweiligen Regionen in ihrer Gesamtheit umfasst. Zugleich sollte dieser Ansatz überall den jeweiligen Bedingungen vor Ort angepasst werden können.

<Nutzung von Spitzentechnologien und Kenntnissen>
Zweitens müssen wir uns der Notwendigkeit bewusst werden, Technologien und Kenntnisse in diesem Bereich zu akkumulieren und dann zu nutzen. Japan verfügt auf dem Gebiet des Wassers über fortschrittliche Technologien und wendet diese zur Förderung der effizienten Nutzung der Wasserressourcen an. Beispielsweise wurde in meiner Heimatstadt Shunan in der Präfektur Yamaguchi 1940 der Koudou-Mehrzweckdamm errichtet. Er ist der erste Mehrzweckdamm, der in Japan seinen Betrieb aufnahm. Dieser Damm dient vor allem zur Regulierung der Wassermenge des Nishiki-Flusses. Zugleich aber liefert er auch Wasser und Elektrizität an die Industriegebiete von Shunan. Dies ist nur eines von vielen guten Beispielen, die zeigen, dass man Wasser für viele verschiedene Zwecke nutzen kann. Ich möchte, dass wir unsere Traditionen, die ich gerade angeführt habe, unsere Erfahrungen (einschließlich der schlechten), unsere fortschrittlichen Technologien und unser gesammeltes Wissen mit den Menschen überall auf der Welt einschließlich der Entwicklungsländer teilen.

<Human Security>
Drittens möchte ich unsere Aufmerksamkeit auf den Aspekt von Human Security lenken. Human Security bildet eine Perspektive, die sowohl den „Schutz“ als auch die „Stärkung“ jedes einzelnen Individuums unterstreicht, um die Menschen vor Bedrohungen zu schützen, die ihre Existenz gefährden - dazu zählen auch Umweltzerstörung und Naturkatastrophen - und die sie ihr volles Potential erkennen lässt. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser und Einrichtungen zur sanitären Grundversorgung sind für jeden Menschen unerlässlich, der sich nach einem gesunden und würdevollen Leben sehnt. Überschwemmungen und Dürren stellen große Bedrohungen für das Leben des Einzelnen dar.

Unser Ziel ist nicht nur die Bereitstellung von Infrastruktur und Technologien, sondern auch die Stärkung und Entwicklung der Gemeinschaften, zum Beispiel durch die Bildung von örtlichen Komitees zur Befassung mit Fragen des Wassermanagements und durch die Gewährung von Hilfe an die Mitglieder der Gemeinschaft einschließlich Frauen, damit diese autark werden. Dies wird zur Sicherstellung von Human Security führen, wenn die so gestärkten Gemeinschaften ein nachhaltiges Wassermanagement sowie eine verbesserte Sanitärversorgung und Hygienepraktiken wie Händewaschen erreichen.

Auch die humanitäre Krise in Darfur erinnert uns daran, dass eingeschränkter Zugang zu Wasser zu Konflikten führen kann.

<Globales Vorgehen>
Viertens stellt Wasser eine globale Aufgabe dar. Im Allgemeinen verfügt Japan über reichhaltige Wasserressourcen. Allerdings ist, um das Leben der Menschen in Japan abzusichern, tatsächlich Wasser aus anderen Regionen der Welt erforderlich. Beispielsweise importiert Japan einen großen Teil seiner Nahrungsmittel aus dem Ausland. Um diese Nahrungsmittel zu produzieren, wird viel Wasser benötigt. Mit seinem Handel von Nahrungsmitteln und anderen Gütern importiert Japan virtuell oder indirekt auch große Wassermengen aus dem Ausland. Ein globales Ungleichgewicht bei der Nachfrage und dem Angebot in Bezug auf Wasser wird daher auch unmittelbare Auswirkungen auf die sichere Versorgung Japans mit Nahrungsmitteln haben. Dies macht deutlich, dass das Management der Wasserressourcen weltweit nicht länger eine Angelegenheit ist, die nur andere betrifft, sondern auch uns. Es ist klar, dass wir die Aufgabe des Managements von Wasser in globalem Maßstab angehen müssen. Hierfür ist eine internationale Zusammenarbeit unbedingt erforderlich. Ich rufe daher die Staatengemeinschaft dazu auf, ihr globales Vorgehen in Bezug auf Wasser auszubauen.

<Ein partizipatorischer Ansatz: Kooperation zwischen Zentral- und Kommunal-regierungen sowie Partnerschaft zwischen öffentlichem und privatem Sektor>
Schließlich ist Wasser ein Thema, das die Beteiligung aller relevanten Akteure erfordert. Es ist ein Thema, das „einen partizipatorischen Ansatz“ benötigt, den Japan mit Blick auf die Bewältigung der internationalen Herausforderungen fördert. Das Handeln der Zentralregierungen allein ist nicht ausreichend. Ich weiß, dass der Rolle der kommunalen Regierungen, die den Menschen vor Ort viel näher sind, außerordentlich große Bedeutung dabei zukommt, wie gut Wasserversorgung, Abwasserentsorgung sowie das Gewässermanagement geregelt sind.

In Japan ist die Zentralregierung für umfangreiche Infrastrukturvorhaben zuständig, während die Dienstleistungen im Bereich Wasserversorgung und Abwasserentsorgung von den kommunalen Regierungen erbracht werden. Sowohl Dienstleistungen von hoher Qualität als auch Managementtechnologien und entsprechendes Wissen im Besitz der kommunalen Regierungen sind etwas, das die Menschen in Japan voller Stolz und gern mit der ganzen Welt teilen. Beispielsweise sind die Wasserwerke der Hauptstadt Tokyo für ein Leitungsnetz von 26.000 km Länge verantwortlich. Hintereinander gelegt würden diese Leitungen fast um den halben Globus reichen. Die Leckrate der Tokyoter Wasserwerke liegt bei gerade einmal 3,6 Prozent. Dies ist angesichts einer durchschnittlichen Leckrate von ca. 30 Prozent in den großen Städten weltweit ein erstaunlich niedriger Wert. Die kommunalen Regierungen in Japan einschließlich der Hauptstadt Tokyo entsenden daher Wasserexperten in Entwicklungsländer, um diesen technische Unterstützung zu gewähren. Japans Unternehmen aus dem Privatsektor sind ebenfalls im Besitz hervorragender Technologien. Insbesondere verfügt Japan über die weltweit höchsten Standards im Bereich Membrantechnologie, die sowohl zur Entsalzung von Meerwasser als auch für andere Formen der Wasseraufbereitung verwendet wird. Die Membrantechnologie erlaubt uns die Nutzung von entsalztem Meerwasser als Trinkwasser und für andere Zwecke. Dies sind Beispiele für Technologien und Wissen aus Japan im Bereich Wasser, über die sowohl die Regierung als auch der Privatsektor verfügen. Wir sind bereit, diese in Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft mit der Staatengemeinschaft zu teilen.
 

<Schlussbemerkung>
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
in seiner Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos im vergangenen Monat führte Premierminister Fukuda aus, dass „Gesundheit, Wasser und Bildung“ als einer der Schlüsselbereiche des G8-Gipfels von Toyako auf Hokkaido behandelt wird. Wasser und Sanitärversorgung werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln ebenfalls auf der TICAD IV behandelt, die ein „lebendiges Afrika“ fordert. Angesichts dieser äußerst günstigen Gelegenheiten bin ich der Auffassung, dass Japan die internationale Gemeinschaft dazu aufrufen sollte, die folgenden Schritte zu unternehmen: (a) das Streben nach einer nachhaltigen Nutzung der Wasserressourcen durch die Anwendung eines Managements der zyklischen Wasserressourcen, (b) das Teilen der fortschrittlichen Technologien und des Wissens Japans in Bezug auf Wasser mit den Menschen weltweit, (c) die Verbesserung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser und angemessenen sanitären Einrichtungen sowie eine verbesserte Sanitärversorgung und Hygienepraktiken wie Händewaschen zur Verwirklichung von Human Security, (d) der Ausbau der weltweiten Befassung mit Themen, die einen Bezug zu Wasser haben sowie (e) die Förderung „eines partizipatorischen Ansatzes“ und die Gestaltung der Zusammenarbeit sowohl zwischen zentralen und kommunalen Regierungen als auch einer Partnerschaft zwischen öffentlichem und privatem Sektor vor Ort und weltweit.

Japan ruft alle Beteiligten dazu auf, konkrete Schritte zu prüfen, die umgesetzt werden sollten, sowie eine nachdrückliche politische Verpflichtung zur Umsetzung der Maßnahmen in einer kooperativen Art und Weise zu zeigen. Um die Zukunft der Erde zu bewahren und den Weg in eine bessere Zukunft zu ebnen, möchte ich diesen Vortrag schließen mit der Versicherung, dass Japan als Gastgeber von TICAD IV und des G8-Gipfels von Toyako auf Hokkaido eine führende Rolle innerhalb der Diskussion der internationalen Gemeinschaft in Bezug auf Wasser und Sanitärversorgung einnehmen wird.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
 

Druckversion

5 1 Home | Kalender des Monats

Wasser und Hygiene | JET in Saitama | Kabuki in Berlin

Japanisch lernen | Filme aus Japan