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Einleitung
Meine
sehr verehrten Damen und Herren,
vielen Dank für die freundlichen einleitenden Worte.
Ich
möchte Ihnen heute meine Ansichten zum Thema Wasser und Sanitärversorgung
darlegen, da Japan in diesem Jahr als Gastgeber der 4. Tokyo International
Conference on African Development (TICAD IV) sowie des G8-Gipfels in Toyako
auf Hokkaido fungiert.
1.
Bedeutung des Themas Wasser
<Wasser als Grundlage des Lebens>
Zunächst einmal möchte ich einige Worte über die Bedeutung des Wassers
und über seine facettenreiche Natur anführen. Wasser bildet die Grundlage
allen Lebens und ist eine Ressource, die nicht nur für die Erhaltung des
Lebens und der Gesundheit von uns Menschen, sondern auch für die Erhaltung
des Ökosystems und all unserer wirtschaftlichen Aktivitäten unverzichtbar
ist. Heute, zu Beginn des 21. Jh., ist die Bedeutung von Wasser wegen der
Urbanisierung und des rapiden Bevölkerungswachstums in den
Entwicklungsländern noch größer als in der Vergangenheit. Dazu kommen noch
die Auswirkungen des Klimawandels.
<Wasser: eine zyklische und ungleich verteilte Ressource>
Die Erde ist ein Planet des Wassers. Ca. 70 Prozent ihrer Oberfläche sind
von Meeren und Süßwasserflächen bedeckt. Man sagt aber, dass 97 Prozent des
auf der Erde zur Verfügung stehenden Wassers von Salzwasser bedeckt sind,
das wir Menschen nur schwer nutzen können, und dass nur drei Prozent
Süßwasser sind. Es heißt auch, dass 80 Prozent des Süßwassers in Form von
Eis vorkommen und dass die restlichen zwanzig Prozent unterirdisch lagern.
Das Wasser der Flüsse, das wir relativ leicht nutzen können, macht dagegen
nur 0,0004 Prozent allen Wassers auf der Erde aus. Dies entspricht dem
Volumen des Berges Fuji in einer Größenordnung von ca. 1.400 km³. Mit
anderen Worten: jedem Menschen auf der Erde stehen nur etwa 200 Tonnen
Wasser zur Verfügung. Nimmt man den Verbrauch eines durchschnittlichen
japanischen Haushalts als Grundlage, dann würde das der ganzen Welt zur
Verfügung stehende Süßwasser gerade einmal für drei Jahre reichen. Wir
verbrauchen jeden Tag eine große Menge Wasser, ohne viel darüber
nachzudenken. Nun aber müssen wir uns bewusst werden, dass Wasser eine sehr
knappe Ressource ist.
Wasser ist eine Ressource, die innerhalb der Natur ständig Kreisläufe
durchläuft. Und indem es diese Kreisläufe durchläuft, wird es zugleich einer
Reinigung unterzogen. So wie Wasser gereinigt und damit erneut nutzbar wird,
ist es auch eine zyklische Ressource, die in nachhaltiger Weise genutzt
werden kann. Allerdings ist diese Ressource ungleichmäßig verteilt. Schwere
Regenfälle können Überschwemmungen auslösen, während Wasserknappheit zu
Dürre oder zur Bildung von Wüsten führen kann. Von seiner Natur her ist
Wasser eine Ressource, die nicht immer dann verfügbar ist, wenn man sie
benötigt oder dort, wo man sie benötigt. Gleichzeitig ist Wasser unabdingbar
für sanitäre Einrichtungen wie z.B. Toiletten, die aus unserem täglichen
Leben nicht wegzudenken sind.
<Wasser als sektorübergreifende Aufgabe>
Ein weiteres Merkmal von Wasser ist, dass es mit vielen verschiedenen Themen
verknüpft ist, etwa Umwelt und Klimawandel, Gesundheit, Bildung,
Landwirtschaft und Nahrungsmittel, wirtschaftliches Wachstum, die
Verringerung der Risiken von Naturkatastrophen sowie Frieden. Mit anderen
Worten: wenn wir uns mit dem Thema Wasser in angemessener Weise befassen,
hat dies auch positive Auswirkungen auf viele andere Bereiche.
2.
Das Thema Wasser aufgreifen: bisheriges Engagement der Staatengemeinschaft
<Die Millenniums-Entwicklungsziele>
Die Millenniums-Entwicklungsziele aus dem Jahr 2000, für deren Erreichen
sich auch Japan zusammen mit anderen Staaten einsetzt, beinhalten das Ziel,
„den Anteil der Menschen ohne Zugang zu Trinkwasser und Sanitärversorgung
bis 2015 zu halbieren.“ 2008 markiert genau die Mitte des Zeitraums, der zum
Erreichen dieser Ziele vorgesehen ist. Während die Menschen in Japan keinen
Mangel an Trinkwasser oder Sanitäreinrichtungen leiden, haben weltweit 1,1
Mrd. Menschen - also ein Fünftel der Bevölkerung der Entwicklungsländer -
keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und 2,6 Mrd. Menschen - fast die
Hälfte der Bevölkerung der Entwicklungsländer - verfügen nach wie vor über
keinen Zugang zur sanitären Grundversorgung. Während der Anteil der Menschen
mit Zugang zur sanitären Grundversorgung in Ostasien von 24 Prozent im Jahr
1990 auf 45 Prozent im Jahr 2004 erheblich zugenommen hat, blieb der
entsprechende Anstieg in den Ländern Afrikas südlich der Sahara marginal; im
gleichen Zeitraum stieg er nur um 5 Prozent von 32 auf 37 Prozent. Dadurch
bedingt und auch aufgrund des Fehlens angemessener Sanitärversorgung und
Hygienepraktiken im täglichen Leben sterben jedes Jahr weltweit ca. 1,8 Mio.
Kinder, weil sie gezwungen sind, verschmutztes Wasser zu verwenden.
Wasser und Sanitärversorgung stehen in engem Zusammenhang mit anderen
Aufgaben wie Armut, Gesundheit, Bildung und Geschlechtergerechtigkeit, in
denen Fortschritte notwendig sind, um eine nachhaltige Entwicklung zu
gewährleisten. Wenn Wasserversorgung und Bewässerungseinrichtungen die
landwirtschaftliche Produktivität fördern, hat dies große und positive
Auswirkungen auf die Bekämpfung der Armut. Ein Wandel in den Gewohnheiten
sowie die Entwicklung sauberer und sicherer Sanitäreinrichtungen sind
unabdingbar für den Schutz der Gesundheit von Müttern und Kindern. Die
Errichtung einfacher Anlagen zur Wasserversorgung in den Gemeinschaften vor
Ort erlöst die Kinder von der schweren Aufgabe, weite Wege zurücklegen zu
müssen, um das Wasser für ihre Familien zu holen. Sie haben dann auch mehr
Zeit zum Besuch einer Schule und zur Aneignung von Bildung. Wie diese
Beispiele zeigen, trägt die Lösung von Aufgaben im Zusammenhang mit Wasser
zugleich erheblich dazu bei, die anderen Millenniums-Entwicklungsziele zu
erreichen.
<Beraterkreis des VN-Generalsekretärs für Wasser und sanitäre
Grundversorgung>
Zu Beginn des 21. Jh. hat die Staatengemeinschaft ihre Diskussionen über
Wasser intensiviert. 2004 wurde der Beraterkreis des VN-Generalsekretärs für
Wasser und sanitäre Grundversorgung eingerichtet, der mit Empfehlungen an
den Generalsekretär der Vereinten Nationen auf sich aufmerksam machte. 2006
legte der Beraterkreis unter dem Vorsitz des inzwischen verstorbenen
früheren Premierministers von Japan, Ryutaro Hashimoto, den sogenannten
„Hashimoto Aktionsplan“ vor: eine Zusammenstellung von Empfehlungen an die
internationale Gemeinschaft für das Handeln in Bezug auf das Thema Wasser
und Sanitärversorgung. S.K.H. der Kronprinz von Japan ist nun Ehrenpräsident
des Beraterkreises, während S.K.H. Willem Alexander, Kronprinz der
Niederlande, den Vorsitz innehat. Im kommenden Mai wird der Beraterkreis
unmittelbar vor dem Beginn von TICAD IV zu seiner zehnten Sitzung in Japan
zusammenkommen.
<G8>
Innerhalb des Rahmens der G8 wurde ein Aktionsplan für Wasser für die
internationale Gemeinschaft 2003 auf dem G8-Gipfel im französischen Evian
verabschiedet, wobei darauf hingewiesen wurde, dass Wassermangel die
Sicherheit der Menschen beeinträchtigen kann. Der Aktionsplan rief u.a. dazu
auf, die gute Regierungsführung in Bezug auf Wasser zu fördern, die
Finanzmittel optimal einzusetzen sowie die soziale Infrastruktur durch den
Ausbau der Kooperation zwischen den Behörden und Gemeinschaften vor Ort
weiterzuentwickeln.
<Weltwasserforum und erster Asien-Pazifik-Wassergipfel>
Auch die Zivilgesellschaft befasst sich mit Wasser und Sanitärversorgung.
Der Weltwasserrat (WWC) mit Sitz im französischen Marseille veranstaltet
seit 1997 alle drei Jahre das Weltwasserforum in verschiedenen Städten auf
der ganzen Welt. Dies ist ein gutes Beispiel für ein umfassendes
internationales Engagement im Bereich Wasser, das über die begrenzten
Maßnahmen der Regierungen und internationalen Organisationen hinausgeht. Im
Dezember 2007 fand zudem in Beppu, in der Präfektur Oita, Japan, der erste
Asien-Pazifik-Wassergipfel statt. Organisiert wurde diese Zusammenkunft vom
Asien-Pazifik-Wasserforum und anderen Organisationen. Daran nahmen
zahlreiche Regierungschefs und Minister aus der Region Asien-Pazifik teil,
unter ihnen auch der japanische Premierminister Yasuo Fukuda, die eine
lebhafte Diskussion über Wasser und Sanitärversorgung führten.
3.
Was getan werden muss
Meine
sehr verehrten Damen und Herren,
Wie
ich eingangs bereits ausführte, hat die internationale Gemeinschaft die
große Bedeutung von Wasser und Sanitärversorgung erkannt und befasst sich
nun mit diesem Thema. Allerdings gibt es noch viel zu tun. Wie wir gerade
gesehen haben, sind die Fortschritte in einigen Regionen der Welt nicht sehr
vielversprechend. Woran mangelt es? Ich möchte mich mit dieser Frage
befassen, indem ich den Blick auf die Erfahrungen Japans lenke.
<Japans Erfahrungen>
Lassen Sie uns zunächst einmal gemeinsam an die zahlreichen Wasserläufe in
Japan denken. Als Außenminister reise ich oft in andere Länder, und jedes
Mal, wenn ich nach Japan zurückkehre, wird mir erneut bewusst, wie reich
Japan in Bezug auf Wasserressourcen ist. Denn ich genieße die natürliche
Schönheit meines Landes im Wandel der Jahreszeiten. Aufgrund seines
Wasserreichtums sowie der geografischen und klimatischen Bedingungen in
seinem Umfeld verfügt Japan seit alters her über große Erfahrung und hoch
entwickelte Technologien, die im Bereich Wasser und Sanitärversorgung von
großem Nutzen sind.
Beispielsweise wurde 1890 in der alten Hauptstadt Kyoto der Biwasee-Kanal
gebaut. Dieser Kanal ermöglichte es ansässigen Industriebetrieben wie den
Nishijin-Textilwerken zu expandieren; zugleich bot er den Menschen der Stadt
eine sichere Wasserversorgung. Später wurde ein 20 km langer
Wassertransportweg als Teil des Biwasee-Kanals errichtet, der durch den
Kamogawa-Kanal bis in die Region Fushimi führt. Zusammen mit einem
Wasserkraftwerk, das die Elektrizität für Japans erste strombetriebene
Straßenbahn lieferte, trug auch dieser Transportweg erheblich zur
Entwicklung der Stadt Kyoto bei. Das Wasser, das dem Biwasee entnommen wird,
leistet zudem einen Beitrag zu unserer einzigartigen Wertschätzung des
Wassers, die man auch an der Gestaltung der „Wasserläufe“ in den
traditionellen japanischen Gärten erkennen kann. Das Suirokaku-Aquädukt im
Tempel Nanzenji wurde zu einem festen Bestandteil der Landschaft dieser
alten Stadt. Der Biwasee-Kanal ist ein gutes Beispiel für die effiziente
Nutzung des Wassers, indem man moderne Technologien auf harmonische Weise
mit der Tradition verknüpft.
Seit
der Edo-Zeit (1603-1868) nutzen die Menschen in Japan das Wasser in ihrem
Alltag in Form eines Kreislaufs. Von der Zeit des Wiederaufbaus nach dem
Zweiten Weltkrieg bis zur folgenden Ära des rasanten Wirtschaftswachstums
förderte Japan eine sichere Wasserversorgung und die Verbesserung der
hygienischen Bedingungen mittels der Entwicklung einer Infrastruktur, die
sowohl ausreichende Wasserressourcen sicherstellen als auch die
Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in den urbanen Zentren garantieren
sollte. Aufgrund der raschen Urbanisierung in den großen Städten Japans kam
es jedoch zu einer Verschlechterung der Umweltbedingungen, die zu
Überschwemmungen oder Dürren führte sowie die Wasserqualität
beeinträchtigte. Um die negativen Auswirkungen dieser Probleme zu beheben,
ergriff Japan Maßnahmen, um die Schäden durch Naturkatastrophen zu
verringern, die Koordinierungsmechanismen der Wassernutzung zu verbessern
sowie Wasserverschmutzung zu verhindern. Mittels dieser Anstrengungen konnte
Japan erhebliche Verbesserungen bei der stabilen Wasserversorgung sowie den
hygienischen Bedingungen erzielen. Zusätzlich verbesserte sich auch die
Qualität des Wassers in Seen und Flüssen, das während der Ära des rasanten
Wirtschaftswachstums erheblich verschmutzt worden war. Heute gibt es wieder
Fische in den Flüssen der großen Städte.
Auf
der Grundlage dieser Technologien und Kenntnisse leistet Japan einen Beitrag
zur Verbesserung der Situation in Bezug auf Wasser und Sanitärversorgung in
den Entwicklungsländern. Japan ist seit den neunziger Jahren der wichtigste
Geber im Bereich Wasser und Sanitärversorgung. In den fünf Jahren zwischen
2001 und 2005 hat Japan dafür 4,9 Mrd. US-Dollar an staatlicher
Entwicklungshilfe (ODA) aufgewendet. Anlässlich des 4. Weltwasserforums, das
2006 in Mexiko stattfand, kündigte Japan die „Water and Sanitation Broad
Partnership Initiative (WASABI)“ an, ein umfassender Ansatz zur
Bereitstellung von effizienterer Hilfe in diesem Bereich. Gleichzeitig hat
unser Land seine Unterstützung im Bereich Wasser und Sanitärversorgung
weiter ausgebaut.
Trotz
dieses Engagements, das wir bislang weltweit geleistet haben, bildet das
Thema Wasser und Sanitärversorgung nach wie vor eine dringende
Angelegenheit. Aus diesem Grund möchte ich anlässlich des „Internationalen
Jahres der Sanitären Grundversorgung“, das wir in diesem Jahr begehen,
unterstreichen, dass das Thema Wasser und Sanitärversorgung in globalem
Maßstab behandelt werden muss. Zudem halte ich es für unabdingbar, dass
Japan seine feste Entschlossenheit zum Ausdruck bringt, zusammen mit der
Staatengemeinschaft weitere Anstrengungen zu unternehmen.
Ich
möchte nun auf die Frage zurückkommen, die ich eben gerade stellte: „Woran
mangelt es?“ Nachfolgend nun die wichtigsten Punkte, von denen ich glaube,
dass die internationale Gemeinschaft sie bei der Lösung der Aufgaben im
Bereich Wasser und sanitäre Versorgung unbedingt berücksichtigen sollte.
<Management der zyklischen Wasserressourcen>
Erstens ist es von großer Bedeutung, dass wir nachdrücklich eine nachhaltige
Nutzung der Wasserressourcen anstreben. Konkret müssen wir das Konzept des
Managements zyklischer Wasserressourcen in die Praxis umsetzen. Hierfür ist
es notwendig, die Beachtung von „guter Regierungsführung“ in Bezug auf
Wasser - d.h. von gutem Management der Wasserressourcen - auf
internationaler Ebene zu fördern. Hierbei ist ein die einzelnen Sektoren
übergreifender, integrierter Ansatz erforderlich, der die jeweiligen
Regionen in ihrer Gesamtheit umfasst. Zugleich sollte dieser Ansatz überall
den jeweiligen Bedingungen vor Ort angepasst werden können.
<Nutzung von Spitzentechnologien und Kenntnissen>
Zweitens müssen wir uns der Notwendigkeit bewusst werden, Technologien und
Kenntnisse in diesem Bereich zu akkumulieren und dann zu nutzen. Japan
verfügt auf dem Gebiet des Wassers über fortschrittliche Technologien und
wendet diese zur Förderung der effizienten Nutzung der Wasserressourcen an.
Beispielsweise wurde in meiner Heimatstadt Shunan in der Präfektur Yamaguchi
1940 der Koudou-Mehrzweckdamm errichtet. Er ist der erste Mehrzweckdamm, der
in Japan seinen Betrieb aufnahm. Dieser Damm dient vor allem zur Regulierung
der Wassermenge des Nishiki-Flusses. Zugleich aber liefert er auch Wasser
und Elektrizität an die Industriegebiete von Shunan. Dies ist nur eines von
vielen guten Beispielen, die zeigen, dass man Wasser für viele verschiedene
Zwecke nutzen kann. Ich möchte, dass wir unsere Traditionen, die ich gerade
angeführt habe, unsere Erfahrungen (einschließlich der schlechten), unsere
fortschrittlichen Technologien und unser gesammeltes Wissen mit den Menschen
überall auf der Welt einschließlich der Entwicklungsländer teilen.
<Human Security>
Drittens möchte ich unsere Aufmerksamkeit auf den Aspekt von Human Security
lenken. Human Security bildet eine Perspektive, die sowohl den „Schutz“ als
auch die „Stärkung“ jedes einzelnen Individuums unterstreicht, um die
Menschen vor Bedrohungen zu schützen, die ihre Existenz gefährden - dazu
zählen auch Umweltzerstörung und Naturkatastrophen - und die sie ihr volles
Potential erkennen lässt. Der Zugang zu sauberem Trinkwasser und
Einrichtungen zur sanitären Grundversorgung sind für jeden Menschen
unerlässlich, der sich nach einem gesunden und würdevollen Leben sehnt.
Überschwemmungen und Dürren stellen große Bedrohungen für das Leben des
Einzelnen dar.
Unser
Ziel ist nicht nur die Bereitstellung von Infrastruktur und Technologien,
sondern auch die Stärkung und Entwicklung der Gemeinschaften, zum Beispiel
durch die Bildung von örtlichen Komitees zur Befassung mit Fragen des
Wassermanagements und durch die Gewährung von Hilfe an die Mitglieder der
Gemeinschaft einschließlich Frauen, damit diese autark werden. Dies wird zur
Sicherstellung von Human Security führen, wenn die so gestärkten
Gemeinschaften ein nachhaltiges Wassermanagement sowie eine verbesserte
Sanitärversorgung und Hygienepraktiken wie Händewaschen erreichen.
Auch
die humanitäre Krise in Darfur erinnert uns daran, dass eingeschränkter
Zugang zu Wasser zu Konflikten führen kann.
<Globales Vorgehen>
Viertens stellt Wasser eine globale Aufgabe dar. Im Allgemeinen verfügt
Japan über reichhaltige Wasserressourcen. Allerdings ist, um das Leben der
Menschen in Japan abzusichern, tatsächlich Wasser aus anderen Regionen der
Welt erforderlich. Beispielsweise importiert Japan einen großen Teil seiner
Nahrungsmittel aus dem Ausland. Um diese Nahrungsmittel zu produzieren, wird
viel Wasser benötigt. Mit seinem Handel von Nahrungsmitteln und anderen
Gütern importiert Japan virtuell oder indirekt auch große Wassermengen aus
dem Ausland. Ein globales Ungleichgewicht bei der Nachfrage und dem Angebot
in Bezug auf Wasser wird daher auch unmittelbare Auswirkungen auf die
sichere Versorgung Japans mit Nahrungsmitteln haben. Dies macht deutlich,
dass das Management der Wasserressourcen weltweit nicht länger eine
Angelegenheit ist, die nur andere betrifft, sondern auch uns. Es ist klar,
dass wir die Aufgabe des Managements von Wasser in globalem Maßstab angehen
müssen. Hierfür ist eine internationale Zusammenarbeit unbedingt
erforderlich. Ich rufe daher die Staatengemeinschaft dazu auf, ihr globales
Vorgehen in Bezug auf Wasser auszubauen.
<Ein partizipatorischer Ansatz: Kooperation zwischen Zentral- und
Kommunal-regierungen sowie Partnerschaft zwischen öffentlichem und privatem
Sektor>
Schließlich ist Wasser ein Thema, das die Beteiligung aller relevanten
Akteure erfordert. Es ist ein Thema, das „einen partizipatorischen Ansatz“
benötigt, den Japan mit Blick auf die Bewältigung der internationalen
Herausforderungen fördert. Das Handeln der Zentralregierungen allein ist
nicht ausreichend. Ich weiß, dass der Rolle der kommunalen Regierungen, die
den Menschen vor Ort viel näher sind, außerordentlich große Bedeutung dabei
zukommt, wie gut Wasserversorgung, Abwasserentsorgung sowie das
Gewässermanagement geregelt sind.
In
Japan ist die Zentralregierung für umfangreiche Infrastrukturvorhaben
zuständig, während die Dienstleistungen im Bereich Wasserversorgung und
Abwasserentsorgung von den kommunalen Regierungen erbracht werden. Sowohl
Dienstleistungen von hoher Qualität als auch Managementtechnologien und
entsprechendes Wissen im Besitz der kommunalen Regierungen sind etwas, das
die Menschen in Japan voller Stolz und gern mit der ganzen Welt teilen.
Beispielsweise sind die Wasserwerke der Hauptstadt Tokyo für ein
Leitungsnetz von 26.000 km Länge verantwortlich. Hintereinander gelegt
würden diese Leitungen fast um den halben Globus reichen. Die Leckrate der
Tokyoter Wasserwerke liegt bei gerade einmal 3,6 Prozent. Dies ist
angesichts einer durchschnittlichen Leckrate von ca. 30 Prozent in den
großen Städten weltweit ein erstaunlich niedriger Wert. Die kommunalen
Regierungen in Japan einschließlich der Hauptstadt Tokyo entsenden daher
Wasserexperten in Entwicklungsländer, um diesen technische Unterstützung zu
gewähren. Japans Unternehmen aus dem Privatsektor sind ebenfalls im Besitz
hervorragender Technologien. Insbesondere verfügt Japan über die weltweit
höchsten Standards im Bereich Membrantechnologie, die sowohl zur Entsalzung
von Meerwasser als auch für andere Formen der Wasseraufbereitung verwendet
wird. Die Membrantechnologie erlaubt uns die Nutzung von entsalztem
Meerwasser als Trinkwasser und für andere Zwecke. Dies sind Beispiele für
Technologien und Wissen aus Japan im Bereich Wasser, über die sowohl die
Regierung als auch der Privatsektor verfügen. Wir sind bereit, diese in
Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft mit der Staatengemeinschaft zu
teilen.
<Schlussbemerkung>
Meine
sehr verehrten Damen und Herren,
in seiner Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos im vergangenen Monat
führte Premierminister Fukuda aus, dass „Gesundheit, Wasser und Bildung“ als
einer der Schlüsselbereiche des G8-Gipfels von Toyako auf Hokkaido behandelt
wird. Wasser und Sanitärversorgung werden aus unterschiedlichen Blickwinkeln
ebenfalls auf der TICAD IV behandelt, die ein „lebendiges Afrika“ fordert.
Angesichts dieser äußerst günstigen Gelegenheiten bin ich der Auffassung,
dass Japan die internationale Gemeinschaft dazu aufrufen sollte, die
folgenden Schritte zu unternehmen: (a) das Streben nach einer nachhaltigen
Nutzung der Wasserressourcen durch die Anwendung eines Managements der
zyklischen Wasserressourcen, (b) das Teilen der fortschrittlichen
Technologien und des Wissens Japans in Bezug auf Wasser mit den Menschen
weltweit, (c) die Verbesserung des Zugangs zu sauberem Trinkwasser und
angemessenen sanitären Einrichtungen sowie eine verbesserte
Sanitärversorgung und Hygienepraktiken wie Händewaschen zur Verwirklichung
von Human Security, (d) der Ausbau der weltweiten Befassung mit Themen, die
einen Bezug zu Wasser haben sowie (e) die Förderung „eines
partizipatorischen Ansatzes“ und die Gestaltung der Zusammenarbeit sowohl
zwischen zentralen und kommunalen Regierungen als auch einer Partnerschaft
zwischen öffentlichem und privatem Sektor vor Ort und weltweit.
Japan
ruft alle Beteiligten dazu auf, konkrete Schritte zu prüfen, die umgesetzt
werden sollten, sowie eine nachdrückliche politische Verpflichtung zur
Umsetzung der Maßnahmen in einer kooperativen Art und Weise zu zeigen. Um
die Zukunft der Erde zu bewahren und den Weg in eine bessere Zukunft zu
ebnen, möchte ich diesen Vortrag schließen mit der Versicherung, dass Japan
als Gastgeber von TICAD IV und des G8-Gipfels von Toyako auf Hokkaido eine
führende Rolle innerhalb der Diskussion der internationalen Gemeinschaft in
Bezug auf Wasser und Sanitärversorgung einnehmen wird.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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