Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.41                                  April 2008

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der unermüdliche Veteran des japanischen Kinos, Yohji Yamada, hat es sich auch in diesem Jahr nicht nehmen lassen, seinen neuen Film – es ist inzwischen der 80. – im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale vorzustellen.

„Kabei – Our Mother“ überrascht – greift er doch ein Thema auf, das im aktuellen Filmschaffen Japans nicht eben überrepräsentiert ist und das sich zudem stark von den drei Vorgänger-Filmen, Yamadas Samurai-Trilogie, unterscheidet. Beruhend auf den Kindheitserinnerungen von Teruyo Nogami, einer imposanten älteren Dame, die als Drehbuchautorin lange Jahre mit Akira Kurosawa zusammengearbeitet hat und den Film auf die Berlinale begleitete, erzählt er die Geschichte einer Familie, deren Familienoberhaupt, der Germanist und Universitätsprofessor Shigeru Nogami (Mitsugoro Bando) im Kriegsjahr 1941 wegen kommunistischer Umtriebe verhaftet wird. Shigerus Frau Kayo (Sayuri Yoshinaga) bleibt mit den beiden kleinen Töchtern zurück und muss von nun an um ihr Überleben kämpfen.

Wie auch in seinen Samurai-Filmen, etwa in „Tasogare-Seibei – Samurai im Zwielicht“, geht es dem Altmeister weniger um die vordergründige Abfolge von Ereignissen als um das, was sich im Verborgenen abspielt - den Alltag von Menschen in konfliktreichen Situationen - und illustriert somit, was oft unsichtbar dahinfließt: das Leben an sich.
Wer somit Schlachten, Bombeneinschläge und Gewalt erwartet, sieht sich getäuscht – Yohji Yamada beschränkt sich auf die Charakterzeichnung seiner Heldin, ihres Alltags unter erschwerten Bedingungen und skizziert damit ein sensibles Bild Japans in den zerstörerischen Jahren des 2. Weltkriegs.

„Wir zeichnen auf eine weiße Leinwand“ beschrieb der Regisseur sein Herangehen an diesen Film. Mit Hilfe seiner Darsteller näherte er sich anhand alter Fotografien, Alltagsgegenständen, Büchern und Möbeln einer Zeit, die gern aus dem gemeinschaftlichen Gedächtnis verdrängt wird. Behutsam und verhalten erzählt er seine Geschichte, verzichtet dabei völlig auf dramatische Zuspitzungen und Illustrationen und setzt somit den tapferen Frauen und Müttern ein Denkmal, die in Zeiten von Tod und Entbehrung, Propaganda und Misstrauen, die Kinder behüteten, für sie sorgten, sie schützten und dabei Anstand und Würde bewahrten.

Sebastian Handke schrieb im Tagesspiegel „...ein (Helden)lied, das lang sein muss und leise, weil erst auf diese Weise die Heldentat zum Vorschein kommt.“

Wollen wir es dem Regisseur nachsehen, dass er gegen Ende von allem etwas zu viel tut und pathetische Gesten und dramatische Klaviermelodien den Rand des Kitsches nicht nur streifen. Es bleibt ein engagierter, sehenswerter Film, der hoffentlich auch bei uns sein Publikum finden wird.

 

Fazit:

der 80. Yohji Yamada ist ein Plädoyer an die Menschlichkeit in Zeiten der Finsternis und Hoffnungslosigkeit. Und ein Loblied auf die Mütter dieser Erde.

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    
 

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„Kabei – Our Mother“

(Japan 2008, 133 Minuten)

 

 

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