Botschaft von Japan |
Neues aus Japan Nr.51 Februar 2009 |
Filme aus Japan Onibaba |
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(Japan 1964, 100 Minuten) |
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Eine Sensation war Shindos Film bei seiner Premiere im Jahre 1964 zweifelsohne. Seine ungeschönte Darstellung von Gewalt und Sexualität war für die damalige Zeit beispiellos und hat selbst für uns hartgesottenen Kinogänger von heute nichts von seiner verstörenden Faszination verloren. Im vom Bürgerkrieg zerrissenen Japan des 14. Jahrhunderts leben zwei Frauen in einer kleinen Hütte inmitten einer Sumpflandschaft von mannshohem Zebragras. Verbunden sind die beiden durch einen jungen Mann, der bereits tot ist, wenn Shindo zu erzählen beginnt. Mutter (Nobuko OTOWA) und Schwiegertochter (Jitsuko YOSHIMURA) leben abseits der Gesellschaft, allein auf sich gestellt und sie töten. Sie töten fliehende, verletzte, versprengte Samurai und tauschen die erbeuteten Waffen, Rüstungen und Kleidungsstücke gegen Reis und Sake. Sie töten um zu überleben. Shindo zeigt uns in bedrückenden Bildern die Tristesse und Ereignislosigkeit dieses Kampfes ums Überleben, das Abstumpfen, die Sprach- und - abgesehen von den immer neuen Morden – die Ereignislosigkeit dieser Existenz. Erst mit der Rückkehr eines Gefährten des Getöteten (Kei SATO) wird diese Ereignislosigkeit durchbrochen und die fragile Notgemeinschaft zerfällt. Shindos Film ist ein
Antikriegsfilm, der den Zuschauer nicht einen Moment dem aktuellen
Kriegsgeschehen aussetzt. Eine dunkle Rauchwolke am Horizont, das
Hufgetrappel fliehender Reiter und zwei im Wasser treibende, verzweifelt
aufeinander einschlagende Samurai symbolisieren den Krieg minimalistisch in
all seiner Sinnlosigkeit und Morbidität. Die sexuelle Anziehung zwischen der
jungen Frau und dem heimgekehrten Vagabunden ist der Gegenpol – der
ungestüme, durch nichts zu bremsende Drang nach Leben. Inmitten einer Welt,
die jedes soziale Gefüge und jedes individuelle Gefühl hat längst ersterben
lassen, zeigt Shindo Sex von animalischer Wucht und gewalttätiger Begierde,
seine Protagonisten lieben wie sie töten – zwanghaft und dem bloßen
Augenblick verhaftet.
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Fazit: |
Erotischer Horrorklassiker, dessen klaustrophobische Atmosphäre inmitten wogender Zebragräser und frenetischer Taiko-Klänge noch heute für Gänsehaut sorgt. |
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J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan) | ||||
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