Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.52                                  März 2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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„Jerusalem Prize“ für den Schriftsteller Haruki MURAKAMI

 

 

 

 

 

 

Der 1949 geborene Haruki Murakami dürfte derzeit wohl in Europa der bekannteste japanische Schriftsteller der Gegenwart sein. Seine Werke werden auch regelmäßig ins Deutsche übersetzt und sind in fast allen Buchhandlungen hierzulande zu finden. Dies zeigt, welcher Beliebtheit er sich auch in Deutschland erfreut.

Am 15. Februar 2009 erhielt Murakami den wichtigsten Literaturpreis Israels, den „Jerusalem Prize“. Er wird alle zwei Jahre an Literaten verliehen, die einen wichtigen Beitrag für „die Freiheit des Einzelnen innerhalb der Gesellschaft“ leisten.

Die Verleihungszeremonie des Literaturpreises eines Landes, das im Mittelpunkt des Nahostkonfliktes steht, kann von der aktuellen politischen Debatte nicht getrennt werden. Denn die Teilnahme an der Zeremonie könnte als Zustimmung zu einer Politik aufgefasst werden, die sich staatlicher Gewalt bedient, oder gar als einseitige Unterstützung für eine der kämpfenden Parteien. So wurden vor Murakamis Reise in Japan Stimmen laut, die ihn aufforderten, den Preis abzulehnen. Murakami aber meinte: „Besser als den Preis abzulehnen und nichts zu sagen, war es, sich für das Reden zu entscheiden.“ Die Asahi Shimbun, eine überregionale Tageszeitung, vermutete, dass dies für jemanden, der das Zum-Ausdruck-Bringen zu seiner Berufung gemacht hat, eine wichtige Entscheidung bedeutete.

In seiner Rede anlässlich der Überreichung des Preises in Jerusalem verglich Murakami die Menschen mit zerbrechlichen Eiern. Ihm zufolge sind die menschliche Würde und das, was den Menschen ausmacht, von einer dünnen und zerbrechlichen Hülle umgeben, eben wie bei einem Ei. Für das, was diese zerstört, das System der Gewalt, wählte er das Bild einer Mauer. Murakami betonte: „Egal, wie sehr die Mauer auch im Recht und das Ei im Unrecht ist, ich stehe auf der Seite des Eis.“

Murakami führte aus, das Ziel des Schreibens von Romanen sei es, die Würde, welche die Seele jedes einzelnen Menschen besitze, zum Ausdruck zu bringen sowie die Einzigartigkeit der Seele zu bestätigen und vor Augen zu führen. Um zu verhindern, dass unsere Seele sich in den Maschen des Netzes des Systems verfängt und beschädigt werde, müsse man gegenüber der Gewalt Alarm schlagen und stets auf der Hut sein.

In seiner Rede meinte er schließlich: „Wir alle sind menschliche Wesen, Individuen, die über Nationalität, Rasse und Religion hinausreichen. Und wir sind zerbrechliche Eier, die einer soliden Mauer namens ‚System’ gegenüberstehen. […] Wenn wir eine Hoffnung haben, das System zu besiegen, dann nährt sie sich aus unserem Glauben an die Einzigartigkeit und Unvergleichlichkeit der Seele aller Menschen und aus dem Glauben an die Wärme, die wir erfahren, wenn wir unsere Seelen vereinen.“

In den israelischen Medien wurde Murakamis Besuch in Jerusalem allgemein begrüßt, und auch über seine Rede äußerten sich die Medien überwiegend lobend. Die führende Zeitung des Landes Haaretz druckte seine Rede in ganzer Länge ab. So wurden die Worte Murakamis, der sich gegen das Schweigen und für das Reden entschieden hat, von zahlreichen Menschen gehört.

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