Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.53                                  April 2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei der 81. Verleihung der Academy Awards in diesem Jahr ging der Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film weder an den zuvor als Favoriten gehandelten israelischen Beitrag „Waltz with Bashir“ noch an „Der Baader Meinhof Komplex“ aus Deutschland, sondern an den japanischen Film „Okuribito“ des Regisseurs Yojiro Takita. Die Hauptfigur des Films ist der in Tokyo lebende Cellist Daigo, der dort Mitglied eines Orchesters ist. Nachdem sich sein Orchester aufgelöst und er seine Arbeit verloren hat, kehrt er mit seiner jungen Frau Mika in seine Heimatstadt Sakata in der Präfektur Yamagata im Norden Japans zurück. Dort findet er eine Anstellung als Bestatter (japanisch „Nokanshi“), der für die Einsargung der Verstorbenen zuständig ist.

Tolstojs Roman „Anna Karenina“ beginnt mit dem Satz: „Alle glücklichen Familien gleichen einander, alle unglücklichen Familien sind auf ihre eigene Art unglücklich.“ Dadurch, dass Daigo während seiner Ausbildung zum Nokanshi erlebt, wie unterschiedlich die Menschen mit dem Abschied von einem Verstorbenen umgehen, erfährt er auch eine eigene Entwicklung. Jeder Mensch kommt irgendwann in die Situation, einen Verstorbenen zu verabschieden und auch selbst verabschiedet zu werden. Der englische Titel des Films, „Departures“, verweist auf dieses universelle Thema, das der ganzen Welt gemeinsam ist. Die Art und Weise, wie der Film sich dieses Themas auf eine wirklich unbefangene und erfrischende Weise annimmt, wird die Zuschauer über alle Grenzen hinweg gewiss zu Tränen rühren.
Anfangs leidet Daigo unter der unwillkürlichen Abneigung und den Vorurteilen, die er wegen seiner „schmutzigen“ Arbeit von Seiten seiner Frau und der Freunde erfährt. Daher ist es um so beeindruckender, wie die junge Mika am Ende des Films voller Stolz verkündet: „Mein Mann ist ein Nokanshi.“ Auch der behutsame und respektvolle Umgang Daigos mit den Verstorbenen wirkt nachhaltig auf die Hinterbliebenen und erfährt ihren Dank.

In der Rolle der Hauptfigur Daigo agiert Masahiro Motoki (34), der seine Karriere als junger Sänger und Nachwuchsschauspieler begonnen hat. Seine Frau Mika wird von Ryoko Hirosue (28) gespielt; daneben treten noch die Schauspielerveteranen Tsutomu Yamazaki, Toru Minegishi (der kürzlich an Krebs verstorbene Schauspieler spielt im Film einen Toten) und Kazuko Yoshiyuki auf.

Dem Publikum in Deutschland seien die drei folgenden Punkte besonders ans Herz gelegt:
Zunächst einmal die Schönheit der Gesten, die im Film zu sehen sind. Nicht nur bei der Teezeremonie oder bei den Kampfkünsten ist gut zu beobachten, dass die Menschen in Japan es gewohnt sind, vorgegebenen Formen und Handlungen zu folgen. Diese schon als Volkscharakter geltende Gewohnheit kommt besonders deutlich in Ritualen zum Ausdruck. Dabei ist es wichtig, diese Handlungen mit ganzem Herzen und großer Innigkeit zu vollführen, da sie sonst nicht als richtig ausgeführt gelten. Masahiro Motoki in der Rolle des Daigo führt trotz seiner Jugend die Rituale mit wahrlich bezaubernd schönen Gesten durch, um zum Schluss ...
Zweitens die Schönheit der Landschaft. Die Berge der Präfektur Yamagata, die Steine in den Flussbetten oder die innige Begegnung der Menschen in den öffentlichen Badehäusern. Hier kommt der Natur die Rolle zu, die Sorgen und Nöte der abgehetzten Menschen unserer Zeit zu lindern. Auch die unvermittelt in den Film eingefügte Episode von der „Erzählung vom Kieselstein“, die ihren Ursprung vermutlich in einer alten Volkserzählung hat, hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Drittens schließlich die Schönheit der Musik. Verantwortlich für die Musik dieses Films war Joe Hisaishi, der schon die Musik zu zahlreichen Anime-Filmen Miyazaki Hayaos aus dem Studio Ghibli schrieb. Im Film ist insbesondere Cellomusik zu hören. Vielleicht ist es der Klang dieses eher zurückhaltenden Instruments, der am besten zum Thema des Films passt.

Noch eine abschließende Bemerkung. Im Film sieht man sehr oft, wie Tote betrauert werden. Genauso oft aber sieht man auch Menschen beim Essen. Das „Verlangen nach Essen und Trinken“ als Symbol des „Lebens“ und das Präsentieren immer wieder anderer Gerichte sind ebenfalls etwas, woran man sich bei diesem Film erfreuen darf.

 

Fazit:

Ein erfrischender Film, der das Thema Tod und Abschiednehmen von Verstorbenen in unbefangener Weise behandelt.

 
 
 

 

M.M. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    

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