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Neues aus Japan Nr.60 November 2009

Bericht einer Teilnehmerin am JET-Programm:

Botschafterin zweier Länder

Jedes Jahr Anfang August machen sich junge deutsche Hochschulabsolventen auf den Weg nach Japan, um sich für die Internationalisierung Japans zu engagieren. Dies geschieht im Rahmen des Japan Exchange and Teaching (JET) Programms, mit dem jährlich ca. 4500 junge Menschen aus fast 40 Ländern hauptsächlich als Assistenz-Sprachlehrer in Schulen arbeiten bzw. in Rathäusern oder Präfekturverwaltungen außerhalb der großen Zentren wie Tokyo oder Osaka im Bereich Internationale Beziehungen assistieren.
Zur Zeit arbeiten zwei Assistenz-Deutschlehrer und 11 deutsche Koordinatoren für Internationale Beziehungen (CIR) in Japan. Inzwischen gibt es aber auch schon über 240 ehemalige deutsche Teilnehmer am JET-Programm.
Diesen Monat stellen wir Ihnen den Bericht von Antje Lober vor, die von 2005 bis 2007 als Assistant German Teacher (AGT) in der Präfektur Kanagawa tätig war. Wieder in Deutschland engagiert sie sich auch für die deutsche JET-Alumni Association.

Obwohl ich schon fast seit 2 Jahren wieder in Deutschland bin und vor meiner JET-Zeit wenig Kontakt mit Japan hatte, spielt Japan jetzt immer noch eine große Rolle in meinem Leben. Das ist meiner Ansicht nach auch eine wichtige Aufgabe dieses Programms: Natürlich hat man auch in Japan einen großen Einfluss als „Botschafter seiner Heimat“, aber genauso fühle ich mich jetzt in Deutschland als „Botschafter Japans“.

Eine Freundin hatte mich 2004 zufällig auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, dass man sich im JET- Programm auch als Deutschlehrer bewerben kann. Als ich dann nach einem ziemlich umfangreichen und stressigen Bewerbungsverlauf (u.a. bin ich damals für das Interview extra aus China angereist) tatsächlich akzeptiert wurde, zögerte ich nicht lange und sagte eine Anstellung in Hongkong ab. Tatsächlich habe ich es nie bereut. Vom ersten Tag an fühlte ich mich sehr wohl auf meiner neuen Arbeitsstelle („Yaei Higashi Oberschule“), in meiner neuen Heimatstadt (Sagamihara-shi) und meiner neuen Präfektur (Kanagawa-Ken).

Sowohl die Schüler als auch das Kollegium nahmen mich sehr freundlich auf, und da ich mitten in den Sommerferien angekommen war, hatte ich auch genug Zeit, mich an die neue Situation zu gewöhnen. Weil ich bis dahin schon länger selbstständig als Deutschlehrerin gearbeitet hatte, fiel es mir am Anfang nicht so leicht, zusammen mit einem japanischen Kollegen im Team zu unterrichten. Nach einigen Stunden und dank der netten Kollegen ging es damit aber immer besser. Vor allem der Deutschunterricht machte mir immer unheimlich viel Spaß. Die Deutschklassen waren relativ klein (bis 15 Schüler) und da die Schüler sich freiwillig für diesen Unterricht entschieden haben, waren alle sehr motiviert, so auch die (jungen) japanischen Kollegen.

JET in SagamiharaDeutsch wird aber an fast allen japanischen Oberschulen nur als fakultativer Unterricht mit wenigen Wochenstunden angeboten, deshalb musste ich auch einige Stunden Englisch pro Woche unterrichten. Aber auch diese Stunden waren (meistens ;-)) interessant, nichtsdestotrotz anstrengender, weil viele meiner Schüler nicht sehr motiviert waren, Englisch zu lernen. Außerdem waren 40 Schüler in den Englischklassen. Das erschwerte den geforderten kommunikativen Unterricht sehr. Es war trotzdem spannend, sich nach der eigenen Schulzeit noch einmal mit der englischen Grammatik zu beschäftigen. Aber eigentlich war das Unterrichten nur ein Teil meiner Arbeit. Vor allem war ich einfach die ausländische Lehrerin und damit prädestiniert, sprachliche, kulturelle oder einfach nur neugierige Fragen der Lehrer und Schüler zu beantworten, mit den Schülern zusammen deutsche Spezialitäten zu kochen, beim Schulfest mit dem Deutschkurs „Nena“ zu singen, mit den „ichinensei“ (1.Jahrgang in der Oberschule, in Deutschland ca.10.Klasse) zum Ausflug zu fahren und zu grillen, im Englischclub mitzuhelfen (u.a. bei der Vorbereitung auf Redewettbewerbe oder bei den Proben für das Musical „Grease“) und mit dem Geographielehrer Stunden zur Fußballweltmeisterschaft („Wer findet am schnellsten alle Teilnehmerländer und kann die Hauptstadt nennen?“) zu geben. Und ich habe jede Minute davon genossen.

Gleich zu Beginn fing ich an, Japanisch zu lernen und konnte mich immerhin von „Null“ auf ein Level bringen, das es mir erlaubte, alltägliche Kommunikation zu führen. Auch in Berlin lerne ich noch an der Volkshochschule Japanisch, und benutze es jetzt regelmäßig auf Arbeit, um mich mit japanischen Schülern zu verständigen.

Meine Fortschritte im JET in SagamiharaJapanischen wurden von meinen Kollegen sehr geschätzt und in der Mittagspause regelmäßig „überprüft“. Damit und einer gesunden Portion Neugier und Interesse an der japanischen Kultur habe ich täglich neue, unglaubliche, lustige Dinge erfahren, die man als Tourist einfach nicht erfassen kann.

Aber so ähnlich fühle ich mich heute auch noch. Immer wenn ich erzähle, dass ich eine Weile in Japan gelebt habe, werden mir ähnliche Fragen gestellt,und ich konnte in meinem Freundes-, Bekannten und Kollegenkreis schon einige Vorurteile über Japan beseitigen. Vor allem bei meiner Arbeit als Deutschlehrerin hat mir meine japanische/asiatische Erfahrung schon oft im Unterricht geholfen. Auch meinen Kollegen konnte ich so manchen Tipp geben.

Der traurige Teil eines jeden Auslandsaufenthaltes ist das Abschiednehmen. Es fiel mir am Ende meiner zwei Jahre unglaublich schwer, mich von meinen Kollegen, meinen Schülern, meiner Japanischlehrerin, meinen JET-Kollegen, meinen Nachbarn, meinem Lieblings-Nudelladen, meiner kleinen, aber gemütlichen Wohnung... zu verabschieden. Das Wort „Sayonara“ hat seitdem für mich eine andere Bedeutung.

 

JET in Sagamihara

 

Aber es vergeht seit dieser Zeit kaum ein Tag, an dem ich nicht irgendwie mit Japan zu tun habe - sei es eine Mail ehemaliger Schüler oder Kollegen, eine Tasse Genmai-cha und Hausaufgaben für den Japanischkurs (ok...manchmal). Ohne das JET-Programm hätte ich das wohl alles verpasst!

Außerdem habe ich noch engen Kontakt zu vielen der ehemaligen deutschen JETs: Regelmäßig gibt es in der Japanischen Botschaft in Berlin JET-Alumni -Treffen oder andere Veranstaltungen, bei denen man sich über die Zeit in Japan ebenso wie über neue Projekte austauschen kann. Seit kurzem organisieren einige Mitstreiter und ich ein offizielles, deutsches JET- Alumni – Chapter, das vor allem den Kontakt der deutschen Alumni untereinander fördern soll.


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