
Filme aus Japan im Rahmen der 60. Internationalen Filmfestspiele Berlin im Februar 2010
Die Berlinale feiert in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen. Stattfinden wird sie vom 11.-21. Februar, und auch diesmal werden wieder Filme aus aller Welt gezeigt, die durch ihre Qualität und ihr Potenzial bestechen. Mit Stand vom 20. Januar werden in diesem Jahr auch 19 Filme aus Japan zu sehen sein, darunter ein Werk des Regisseurs Yoji YAMADA als Abschlussfilm. In dieser Ausgabe von Neues aus Japan möchten wir, geordnet nach Sektionen, die einzelnen Werke aus Japan vorstellen. Für unseren Beitrag haben wir im Vorfeld die einzelnen Regisseure gebeten, uns Kommentare zu ihren Filmen zuzuschicken. Diese haben wir dann gesammelt und direkt ins Deutsche übersetzt. Bei den wiedergegebenen Kommentaren handelt es sich also um die Originalzitate der Regisseure, und damit um ihre ganz persönlichen Meinungen.
WETTBEWERB:
Caterpillar (キャタピラー) von Koji WAKAMATSU
Ein Mann, der auf dem Schlachtfeld Arme und Beine verloren hat und dessen Gesicht durch Verbrennungen völlig entstellt ist, kehrt zu seiner Frau zurück. In eindringlichen Bildern führt uns die Geschichte dieser beiden Menschen die ganze Sinnlosigkeit und Tragik des Krieges vor Augen.
Kommentar des Regisseurs: Bei der 58. Berlinale 2008 wurde mein Film „Jitsuroku Rengo Sekigun Asama Sanso e no michihodo“ (United Red Army) aufgeführt, und auch früher war ich bereits mit anderen Werken vertreten. Daher bin ich sehr dankbar dafür, dass in diesem Jahr „Caterpillar“ angenommen wurde.
Sowohl in Japan als auch in Deutschland erlitten sehr viele Menschen im Zweiten Weltkrieg Verletzungen. Ich wollte in dem Film aufzeigen, dass Krieg nichts anderes ist als das Töten von Menschen. Es gibt keine gerechten Kriege und auch keine Kriege zum Wohl des eigenen Landes oder Kriege für die Sache der Demokratie. Krieg heißt, dass Menschen einander umbringen. Wie viele Völker sind im Namen der Gerechtigkeit gemordet worden. Ich hoffe, dass es mir gelingt, auch dem Publikum in Deutschland zu vermitteln, was Krieg bedeutet, nämlich das Töten von Menschen.
Eine besondere Vorstellung von Berlin oder Deutschland habe ich nicht. Ich bin schon in vielen Ländern gewesen und habe viele Menschen kennengelernt, daher denke ich, dass es überall auf der Welt gleich ist. Außerdem ist man selbst stets derselbe, egal, wo auf der Welt man gerade ist.
PANORAMA:
Parade (パレード) von Isao YUKISADA
Der Film zeigt, wie der ganz normale Alltag fünf junger Menschen, die zusammen leben, allmählich in den Wahnsinn abdriftet. Die mit einem japanischen Literaturpreis ausgezeichnete Vorlage stammt von Shuichi YOSHIDA.
Kommentar des Regisseurs: „Parade“ zeichnet die Existenz der jungen Menschen im heutigen Japan nach. Daher glaubte ich zunächst, dass der Film möglicherweise nicht angenommen wird. Ich war sehr überrascht, als ich erfuhr, dass man dann hier in Berlin doch Gefallen an ihm gefunden hat. Darüber habe ich mich sehr gefreut.
Mein früherer Film „GO“ war auf der Berlinale ein außerordentlich großer Erfolg und bildete den Anlass für zahlreiche Einladungen zu weiteren Filmfestivals auf der ganzen Welt. In einigen Ländern wurde der Film sogar mit einem Preis ausgezeichnet. Die Berlinale ist somit ein Festival, mit dem ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe.
Mein Eindruck von Berlin, den ich bekam, als ich mit „GO“ in Berlin war, war nicht so sehr ein oberflächlicher, sondern eher der einer besonderen Wertschätzung der Traditionen. Man spürt, dass das Publikum ein sehr europäisches ist mit einem guten Auge, das sich die Filme in aller Ruhe anschaut und dann bewertet. Mein Film „Kyo no dekigoto mo“ (A Day On the Planet) wurde ebenfalls in der Sektion Panorama der Berlinale gezeigt und erhielt gute Kritiken. Der neue Film zeigt diesmal die jungen Menschen aus einem anderen Blickwinkel, daher bin ich gespannt, wie die Zuschauer in Berlin meinen jetzigen Film aufnehmen werden.
Golden Slumber (ゴルデンスランバー) von Yoshihiro NAKAMURA
In diesem Action-Drama wird die sich über zwei Tage hinziehende Flucht eines Mannes geschildert, der fälschlicherweise beschuldigt wird, den Premierminister ermordet zu haben. Auch die Vorlage zu diesem Film stammt von einem bekannten japanischen Schriftsteller, dem Bestsellerautor Kotaro ISAKA.
Kommentar des Regisseurs: Als ich hörte, dass der Film zur Berlinale angenommen wurde, habe ich mich riesig gefreut. Schließlich gilt die Berlinale als eines der „drei großen Festivals weltweit“. Dann habe ich mich aber auch furchtbar über mich selbst geärgert, weil ich den Termin für die Dreharbeiten zu meinem nächsten Film genau auf die Zeit der Berlinale gelegt hatte. Ich wünschte, es gäbe eine Zeitmaschine und ich könnte die Dreharbeiten verschieben.
Der Film erweckt teilweise den Eindruck, als mangele es an „Durchblick“. Auch wenn es sich um einen Actionfilm zum Thema „Auf der Flucht“ handelt, unterscheidet er sich doch deutlich von den großen Hollywood-Produktionen dieser Art. Ich bin wirklich gespannt, wie er beim Publikum in Berlin ankommt.
Bei Deutschland denke ich an Bier, vor allem an dieses dunkle Bier, und an Würstchen. Davon könnte ich 365 Tage im Jahr leben. Das wäre das Größte!
FORUM:
Kanikosen (蟹工船) von SABU
Die 1929 erschienene Vorlage zu diesem Film, der Roman „Das Krabbenschiff“ (Kanikosen) in der Art eines Massendramas, stammt von Takiji KOBAYASHI und thematisiert die Ausbeutung der Arbeiter eines Fabrikschiffes für Krabben. Das Buch gilt in Japan als Meisterwerk der Proletarischen Literatur. Der Begriff Kanikosen gehörte zu den zehn aussichtsreichsten Kandidaten für das Wort des Jahres 2008 in Japan.
Kommentar des Regisseurs: Mitten in der von einer weltweiten Rezession geprägten Gegenwart wollte ich allen Menschen über Ländergrenzen hinweg Mut machen, sich erneut gemeinsam zu erheben.
Dem deutschen Publikum empfehle ich darauf zu achten, wie die Fabrik und die Unterkünfte nach meinen Vorstellungen zwar im Retro-Stil gestaltet wurden, aber das Ganze doch auch einen Tick von Science Fiction hat. Mit Blick auf den Titel stellte ich mir die Aufgabe, wie man einen Schauplatz wie ein Krabbenschiff unserer Gegenwart entsprechend darstellen kann. Die Kulissen sind wirklich ganz wunderbar geworden, und ich würde mich freuen, wenn das Publikum dies auch so fände. Ein weiteres Thema meinerseits in diesem Film ist, dass alle Schauspieler als Hauptdarsteller agieren.
Ich wurde nun bereits zum siebten Mal zur Berlinale eingeladen. Deshalb fühle ich mich dem Festival und der Stadt eng verbunden. Auch war ich bereits mit einem DAAD-Stipendium in Berlin, wo ich ein halbes Jahr lang den Frühling und Sommer in dieser Stadt erleben konnte. Dadurch ist mir Berlin noch mehr ans Herz gewachsen. Ich möchte auch künftig Filme machen, die mir eine Einladung einbringen. Es wäre schön, wenn ich demnächst auch zu Dreharbeiten nach Berlin kommen könnte.
Kenta to Jun to Kayochan no kuni (A Crowd of Three – ケンタとジュンとカヨちゃんの国) von Atsushi OMORI
Die Geschichte von zwei im Waisenheim aufgewachsenen Jugendlichen, die sich anschicken, ihrer bedrückenden Arbeitsumwelt zu entfliehen und in ein neues Leben einzutreten.
Kommentar des Regisseurs: 60 Jahre Berlinale stellen zugleich auch die Geschichte des Wiederaufbaus Deutschlands nach dem Krieg dar. Ich bin stolz darauf, dass ich nun, 20 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer, die das Erbe der Nachkriegszeit Deutschlands symbolisierte, zu diesem Filmfestival nach Berlin eingeladen wurde.
Japan und Deutschland haben beide als besiegte Nationen nach dem letzten Krieg einen Wiederaufstieg gestaltet, der oft als „Wirtschaftswunder“ bezeichnet wird. Heute aber befindet sich das kapitalistische Wirtschaftssystem in einer Sackgasse und eine Ära neigt sich dem Ende entgegen. In dem Film „Kenta to Jun to Kayochan no kuni“ stehen junge Menschen im Fokus, die in dieser Zeit leben. Und wieder einmal stellt sich die Frage: Was ist Glück? Was ist das Leben? Ich habe mich als Regisseur darum bemüht, die Gelegenheit dafür zu schaffen, diese metaphysischen Fragen zu stellen. Es ist seltsam, dass auch die Hauptdarsteller in meinem Film eine Mauer niederreißen und nach einer neuen Welt streben. Ich bin gespannt, wie der Film vom deutschen Publikum aufgenommen wird.
Kawa no soko kara konnichiwa (Sawako Decides - 川の底からこんにちは) von Yuya ISHII
Eine Frau, die sowohl bei der Arbeit als auch im Leben Kompromisse eingegangen und voller verborgener Sehnsüchte ist, kehrt wegen ihres kranken Vaters in den Heimatort zurück, um dort ihr Leben mit ganzer Kraft neu zu ordnen.
Kommentar des Regisseurs: Ich empfinde es als außerordentliche Ehre, an der Berlinale teilnehmen zu dürfen. Dass in diesem Jahr zugleich das 60-jährige Jubiläum dieses Filmfestivals begangen wird, kann ich nur als großes Glück bezeichnen.
Hamburg kenne ich bereits, aber in Berlin war ich bisher noch nicht. Mein Eindruck ist, dass in Deutschland eine eindrucksvolle und solide Atmosphäre vorherrscht. Ich weiß nicht, aber vielleicht liegt das am Erbe der Geschichte oder daran, dass die Menschen hier zur Nachdenklichkeit neigen? Die eher dunkle und stille Landschaft wirkt auf mich jedoch irgendwie vertraut.
„Kawa no soko kara konnichiwa“ erzählt die Geschichte einer ganz gewöhnlichen Frau, die sich den Schwierigkeiten, die ihr begegnen, in einer erstaunlich gleichmütigen Art und Weise stellt. Ich glaube, nicht nur die Menschen in Japan sondern auch in Deutschland empfinden, dass unsere Gegenwart eine äußerst komplizierte Zeit ist, um darin zu leben. Mit dem Film wollte ich eine Antwort auf die Frage geben, wie wir in dieser Zeit mit ganzer Kraft leben können, ohne unsere Hoffnungen aufgeben zu müssen. Ich würde mich freuen, wenn der Film die Zuschauer dazu ermutigte, ihr eigenes Leben mit neuer Kraft anzunehmen.
Sona, mo hitori no watashi (Sona, the Other Myself – ソナ、もうひとりの私) von Yonghi YANG
Dieser Dokumentarfilm der als Koreanerin der zweiten Generation in Japan lebenden Regisseurin Yonghi YANG, der im Rahmen einer japanisch-koreanischen Gemeinschaftsproduktion entstand, handelt von ihrer Nichte, die in Pjöngjang, der Hauptstadt Nordkoreas lebt.
Kommentar der Regisseurin: Als Hauptdarstellerin meines Dokumentarfilms „Sona, the Other Myself“ fungiert meine in Pjöngjang lebende Nichte. Dieser Film wurde nun als Beitrag zur Sektion Forum der Internationalen Berliner Filmfestspiele 2010 offiziell ausgewählt. Während der Tag des Abflugs nach Deutschland immer näher rückt, nimmt meine Anspannung mit jedem Tag zu. Ich erinnere mich an meinen früheren Film „Dear Pyongyang“ (2005), mit dem ich zum ersten Mal zur Berlinale (Forum) eingeladen wurde. Was mich damals am meisten überraschte, war die Zuneigung, die die Zuschauer meinem Film entgegenbrachten. Die Fragen aus dem Publikum im Anschluss an die Aufführung wollten gar kein Ende nehmen. Selbst in der Vorhalle und vor dem Kino wurde ich noch angesprochen und die Leute schilderten mir ihren Eindruck. Dies hat mich sehr ermutigt, den Film zu zeigen, denn bis zuletzt hatte ich Angst, dass er meiner in Pjöngjang lebenden Familie Ärger bereiten könnte. Damals merkte ich, dass ich mit den Zuschauern in Deutschland, die selbst die Teilung ihres Landes in Ost und West erlebt hatten, meine schwer zum Ausdruck zu bringenden Gefühle teilen konnte. Man kann durchaus sagen, dass ein Regisseur am Publikum der Berlinale wächst. Nun wurde mir die Ehre zuteil, mit diesem Publikum erneut zusammenzukommen. Ich wünsche mir, dass mein neuer Film den Anlass zu vielen neuen Begegnungen und Gesprächen bietet.
FORUM – SPECIAL SCREENINGS:
Kyoto Uzumasa Monogatari (Kyoto Story - 京都太秦物語) von Yoji YAMADA und Tsutomu ABE
Eine Einkaufsstraße in Kyoto dient als Bühne für die Liebesgeschichte zwischen der Tochter eines Reinigungsbesitzers und dem Sohn eines Tofu-Herstellers. Ein Gemeinschaftswerk des bekannten Regisseurs Yoji YAMADA, des Regisseurs Tsutomu ABE und Studierenden der Ritsumeikan University in Kyoto.
Konyaku sanbagarasu (The Trio’s Engagement - 婚約三羽烏) von Yasujiro SHIMAZU (1897-1945)
Ein Film aus dem Jahr 1937. Eine Komödie um drei junge Leute, die, obwohl sie alle bereits eine Freundin haben, sich alle zusammen in die Tochter ihres Chefs verlieben.
Ai yori ai e (So Goes My Love - 愛より愛へ) von Yasujiro SHIMAZU (1897-1945)
Der 1938 entstandene Film schildert die Geschichte eines jungen Mannes, dessen Eltern seinen Heiratswunsch mit einer Kellnerin ablehnen. Schließlich gelingt es der Schwester des Mannes doch, die Eltern zur Zustimmung zu bewegen.
Asakusa no tomoshibi (The Lights of Asakusa - 浅草の灯) von Yasujiro SHIMAZU (1897-1945)
Dieser Film von 1937 erzählt die Geschichte einer Tänzerin und der Mitglieder eines Ensembles, die den Verkauf ihres Theaters im damaligen Vergnügungsviertel Asakusa verhindern wollen.
GENERATION:
SUMMER WARS (サマーウォーズ) von Mamoru HOSODA
Ein Anime (Zeichentrickfilm), der vor dem Hintergrund der wunderschönen Landschaft Japans und der virtuellen Realität der Computerwelt erzählt, wie eine große Familie auf dem Land gegen eine fiktive Stadt kämpfen muss, welche die ganze Welt bedroht. Beim jedes Jahr in Tokyo stattfindenden Medienfestival „Japan Media Arts Plaza“ erhielt dieser Film 2009 den Preis in der Kategorie Bester Zeichentrickfilm.
Kommentar des Regisseurs: Als Filmschaffender empfinde ich es als große Ehre, dass „SUMMER WARS“ im Rahmen der traditionsreichen Berlinale gezeigt werden kann.
Der Film schildert die Geschichte einer Familie, die auf dem Land in Japan lebt und sich gegen die Gefahr wenden muss, die der Welt im Internet droht. Ich wollte durch den Film zeigen, dass jede Familie, egal in welchem Land sie lebt, stets so etwas wie „Familienbande“ und eine „Lebenskraft der Familie“ besitzen kann. Dieser Film spielt zwar in Japan, aber ich denke, dass auch die Menschen in Deutschland an ihre eigenen Familien denken werden, wenn sie ihn anschauen.
Berlin ist nicht nur ein wichtiger Ort innerhalb der Geschichte der Gegenwart, sondern auch der Schauplatz eines meiner Lieblingsfilme, nämlich Wim Wenders „Der Himmel über Berlin“. Ich freue mich daher ganz besonders darauf, dass ich diese Stadt nun besuchen darf.
Ich wünsche mir, dass ich während der Filmfestspiele in Berlin die Gelegenheit haben werde, mich mit jungen Menschen aus dieser Stadt im Gespräch auszutauschen.
Uchu Show e yokoso (Welcome to THE SPACE SHOW - 宇宙ショーへようこそ) von Koji MASUNARI
Fünf Kinder, die in einem Dorf inmitten einer wunderschönen Natur leben, erleben während eines Sommers ein Abenteuer von galaktischem Ausmaß. Anime (Zeichentrickfilm).
Kommentar des Regisseurs: Zunächst war ich wirklich überrascht, als ich erfuhr, dass der Film zur Berlinale angenommen wurde, aber dann habe ich ein Freudentänzchen veranstaltet.
Das Publikum in Deutschland sollte insbesondere auf die Gefühle der Kinder achten. Bei der Arbeit habe ich meine ganze Hingabe darauf verwendet, den Film für Kinder zu machen sowie für alle, die sich irgendwie eine kindliche Blickweise bewahrt haben. Ich wünsche den Zuschauern viel Spaß mit den fünf kleinen Helden des Films.
„Welcome to THE SPACE SHOW“ haben viele Menschen mental und physisch unterstützt.
Berlin stelle ich mir als eine schöne Stadt mit langer Geschichte vor. Vielen Dank, dass der Film auf der Berlinale, einem der wichtigsten Filmfestivals, gezeigt wird!
Yuki & Nina (ユキと二ナ) von Nobuhiro SUWA und Hippolyte GIRARDOT
Eine japanisch-französische Gemeinschaftsproduktion. Der Film handelt von der neunjährigen Nina, deren Vater Franzose und Mutter Japanerin ist, und ihrem Wachsen, während sie sich mit der Scheidung ihrer Eltern auseinandersetzen muss. Bei dem Film führten Suwa und Girardot gemeinsam Regie.
Kommentar von Nobuhiro SUWA: Es ist das erste Mal, dass ich zur Berlinale komme und auch das erste Mal, dass ich Deutschland besuche. Bisher hatte ich gar keine Beziehung zu Deutschland.
Mit Blick auf die Einladung zur Berlinale bin ich schon ein bisschen gespannt. Schließlich wird einer meiner eigenen Filme bei diesem großen Filmfestival gezeigt werden.
Ich habe keine Ahnung, wie das Publikum in Deutschland den Film aufnehmen wird; das ist schon ziemlich aufregend. Besonders freue ich mich auch, dass er für die Sektion Generation ausgewählt wurde. Denn ich bin ganz besonders daran interessiert zu erfahren, wie dem jungen Publikum bis hin zu den Kindern dieser Film gefallen wird. Deshalb habe ich mich noch einmal extra gefreut, dass er in der Sektion Generation gezeigt wird.
Die Zuschauer sollten besonders auf Noe Sampy achten, die die Nina spielt. Sie ist sozusagen das Produkt eines japanisch-französischen Zusammenwirkens. Hippolyte Girardot, der gemeinsam mit mir Regie führte, und ich sind sozusagen ihre Väter in schauspielerischer Hinsicht. Gleichzeitig ist sie tatsächlich ein Kind aus einer französisch-japanischen Beziehung.
Ich bin sehr gespannt, wie das Publikum der Berlinale den Film sieht, daher sollte es diesen Punkt besonders beachten.
Mein Image von Berlin und Deutschland? Irgendwie hatte ich früher das Gefühl, dass dort etwas passieren könnte. In den letzten Jahren aber ist es dort ganz normal und ordentlich geworden, nicht wahr?
Ich selbst kenne eigentlich nur Japan und in Europa vor allem Frankreich. Deshalb stelle ich mir Deutschland und Berlin als einen Ort vor, wo irgendetwas passiert, was ich selbst mir überhaupt nicht vorstellen könnte. Ich denke, dass Japan und Frankreich sich in einigen Punkten grundsätzlich unterscheiden. Aber bei Deutschland und Japan habe ich das Gefühl, dass sie sich irgendwie ähneln. Die Menschen dort sind ganz anders als in Frankreich – im positiven Sinne. Auch wenn ich es noch nicht genau weiß, stelle ich mir vor, dass die Menschen in Japan und Deutschland sich gegenseitig verstehen werden.
RETROSPEKTIVE & HOMMAGE:
Ikiru (Einmal wirklich leben – 生きる) von Akira KUROSAWA
Entstanden 1952, wurde dieser Film im folgenden Jahr auf der 4. Berlinale gezeigt.
Ein Mann, der sein ganzes Leben als Angestellter der Stadtverwaltung ohne wirklichen Elan verbracht hat, erfährt, dass er nur noch wenige Monate zu leben hat. Dies nimmt er zum Anlass, seinem Leben einen Sinn zu geben.
Ai no corrida (Im Reich der Sinne - 愛のコリーダ) von Nagisa OSHIMA
Ein Film aus dem Jahr 1976. Er wurde im selben Jahr bei der 26. Berlinale gezeigt.
Der Film erzählt die Geschichte des tatsächlichen Kriminalfalls Sada Abe. Aufgrund seiner sehr freizügigen Darstellung der Sexualität stand er damals im Mittelpunkt einer heftigen Diskussion.
BERLINALE SHORTS:
Aramaki (aramaki) von Isamu HIRABAYASHI
Ein Kurzfilm über einen seltsamen Mann in einem Wald. Der Film kommt ohne jeden Text aus und besteht aus einer einzigen längeren Einstellung.
Kommentar des Regisseurs: Die Berlinale stellt wirklich den Gipfel der Filmfestspiele dar. Als ich daher erfuhr, dass mein Film dort angenommen wurde, hatte ich zunächst das Gefühl zu träumen; es war völlig unwirklich. „Aramaki“ ist ein sehr experimenteller und herausfordernder Film, deshalb fühle ich mich außerordentlich ermutigt, dass er für die Berliner Filmfestspiele ausgewählt wurde.
Der Film hat keinen Text, aber die Bilder enthalten eine ganze Reihe von Botschaften. Ich würde mich freuen, wenn das Publikum aus den Bildern etwas mitnehmen könnte.
Ich bin vorher schon ein paar Mal in Deutschland gewesen, aber noch nicht in Berlin. Ich möchte die Berlinale in vollen Zügen genießen und komme daher schon einen Tag vor der Eröffnung, um bis zum letzten Tag zu bleiben. Mein Traum ist es, in einigen Jahren mit einem langen Film auf der Berlinale präsent zu sein. Dafür werde ich mich von nun an mit ganzer Kraft einsetzen.
Akai Mori no Uta (The Song of Red Forest - 赤い森の歌) von Akihito IZUHARA
Ein Anime-Kurzfilm. Inmitten einer liebevoll gezeichneten Natur singen zwei mystische Wesen ihr Lied über die Welt.
Kommentar des Regisseurs: Da ich die offizielle Einladung zur Teilnahme an der Berlinale bereits einige Tage vor der Bekanntgabe erhielt, war ich zunächst wirklich überrascht. An dem Tag konnte ich vor lauter Freude und Aufregung überhaupt nicht einschlafen.
„The Song of Red Forest“ habe ich in dem Wunsch gedreht, dass er uns an die große Wertschätzung erinnern möge, die wir Menschen früher der Natur entgegenbrachten. Die Zuschauer sollen in diese schöne und chaotische Welt eintauchen und sich vom eigenartigen Gesang einhüllen lassen, der den Wald immer tiefer färbt.
Die klassische deutsche Malerei hat mich schon immer interessiert, und ich denke, dass der Geist, den ich in diesen Werken spürte, auch in der heutigen Kultur in Deutschland in unterschiedlichster Weise vorhanden ist. Das letzte Mal war ich vor 23 Jahren in Berlin, so dass ich mich sehr auf den kommenden Besuch in dieser Stadt freue.
OFFIZIELLER ABSCHLUSSFILM:
Otouto (About Her Brother – おとうと) von Yoji YAMADA
Ein Film über die Beziehung zwischen einer Frau, die als allein erziehende Mutter einer Tochter lebt, und ihrem jüngeren Bruder, der ein unstetes und wildes Leben führt. Geschildert wird das Drama des Wiedersehens und des Abschieds dieses ungleichen Geschwisterpaares.