
Reisen in Japan:
Aizu – stolze Samurai-Kultur und reiche Natur im Nordosten Japans
Aizu, eine Region innerhalb der Präfektur Fukushima im Nordosten Japans (Tohoku) hat sich ein vielfältiges Erbe des „alten Japan“ bewahrt: beispielsweise eine feudale Burganlage im japanischen Stil, die ein perfektes Postkartenmotiv abgibt, Straßenzüge, die die Besucher in die Edo-Zeit (1603-1867) zurückversetzen sowie das rustikale Leben der Menschen dort. Die große landschaftliche Schönheit von Aizu ist eine weitere Attraktion dieser Region. So gibt es zahlreiche heiße Quellbäder, hohe Berge und fast 300 Seen, darunter die bekannten „fünffarbigen“ Seen von Goshiki-numa. Das Reisen nach Aizu gestaltet sich äußerst bequem, denn mit dem Zug dauert die Anreise aus Tokyo gerade einmal drei Stunden. Obwohl Japan – etwa durch seine Automobilindustrie – vor allem als führende Industrie- und Hightech-Nation bekannt ist, bietet sich dem Besucher in Aizu die Gelegenheit, einmal das „andere Gesicht Japans“ kennenzulernen.
Bandai-Berg und die farbigen Seen von Goshiki-numa
Aizu verfügt über zwei markante Wahrzeichen. Dies ist einmal der 1816 m hohe Bandai-Berg. Früher bot dieser Vulkan mit seinen sanft ansteigenden Hängen einen wundervollen Anblick. Nach einem Ausbruch im Jahre 1888 aber stürzten die Hänge des Berges teilweise ein und nun hat er vier verschiedene Gipfel. Die Eruption schuf zudem fast 300 Seen auf einem Plateau in 800 m Höhe im Umkreis des Berges. Heute ist dies einer der beliebtesten Tourismusorte Japans überhaupt.
Unter diesen Seen ziehen vor allem die Seen von Goshiki-numa die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich. Diese bestehen aus etwa vierzig größeren und kleineren Seen im Umkreis des Hibara-, Onogawa und Akimoto-Sees. Die ganze Region lässt sich im Rahmen eines gut einstündigen Spaziergangs erschließen.
Folgt man dem Wanderweg, hört man zunächst allerorten die Rufe der Kuckucksvögel und Buschsänger in den Bäumen. Ganz unvermittelt öffnet sich dann der Blick auf etwa ein Dutzend Seen. Manche sind smaragdgrün, andere bräunlich-rot, kobaltblau oder wieder von einer anderen Farbe. Die unterschiedlichen Farben des Wassers gehen auf die verschiedenen Mineralien zurück, die infolge der Eruption entstanden und sich dann im Wasser lösten. Als weitere Faktoren spielen der Winkel des reflektierten Sonnenlichts sowie die Auswirkungen von Wasserpflanzen eine Rolle, die ebenfalls ihren Beitrag zu diesem bunten Kaleidoskop leisten. Der Bishamon-See, der nur fünf Gehminuten vom Ausgangspunkt des Wanderweges entfernt liegt, ist der größte der Seen von Goshiki-numa. Hier bietet sich den Besuchern die Möglichkeit, eine Bootstour auf dem kobaltblauen Wasser zu unternehmen. Gleichzeitig hat man von hier aus eine fantastische Sicht auf den Bandai-Berg – ein Anblick, den man keinesfalls versäumen sollte.
Die Burg Wakamatsu: Stolz der Samurai
Die Burg Wakamatsu in der Stadt Aizu-wakamatsu ist das zweite bekannte Wahrzeichen von Aizu. Diese Burganlage war während der gesamten Edo-Zeit ein wichtiger Stützpunkt der Samurai. Im Frühling überragt der fünfgeschossige Burgturm zahlreiche blühende Kirschbäume, während sich im Sommer das frische Grün der Bäume in den weißen Burgwällen widerspiegelt; im Herbst tauchen dann das gelbe Laub der Gingko-Bäume sowie das tiefe Rot der Ahornblätter die Burg in ein atemberaubendes Farbenmeer. Manche Kenner aber sind der Ansicht, dass die Burg ihren spektakulärsten Anblick bei Schneefall im Winter bietet.
Im Innern der Burg findet der Besucher eine Ausstellung mit historischen Exponaten wie Waffen und Rüstungen aus der Epoche der Samurai. Hier ist genau der richtige Ort, um das Leben der japanischen Krieger und die Geschichte des Landes einmal näher kennenzulernen.
Im Stadtzentrum von Aizu-wakamatsu gibt es viele traditionelle Lagerhäuser im japanischen Stil aus der Edo-Zeit, die in Museen umgewandelt wurden. Gleichzeitig finden sich hier auch Gebäude im westlichen Stil aus der Meiji- (1868-1912) und Taisho-Zeit (1912-1926). Auch Souvenirläden und Restaurants kann man hier finden. In den Straßen begegnet man sogar „Samurai“: Schauspieler kleiden sich für die Touristen in traditionelle Rüstungen, um auf diese Weise den Besuchern einen Anblick vom Japan aus alten Tagen zu bieten. Diese „Samurai“ sind ein äußerst beliebtes Fotomotiv.
Die Besucher finden hier auch eine reiche Auswahl an Kunsthandwerk. Aus Aizu stammen die traditionellen Aizu-Lackwaren, die zu den bekanntesten traditionellen Kunsthandwerkprodukten Japans zählen. Andere „echt japanische“ Souvenirs neben den Aizu-Lackwaren sind traditionelle japanische Kerzen, die mit bunten Blumenmotiven verziert sind. Die milchweißen „Bilderkerzen“ aus Aizu werden aus dem Wachs des Urushi- oder Lackbaums hergestellt und dann mit farbenprächtigen Motiven wie Pflaumenblüten oder Päonien verziert. Die Kerzen werden noch heute gefertigt, indem man den Docht aus gerolltem Japanpapier immer wieder in flüssiges Wachs taucht. Während der Edo-Zeit wurden diese Kerzen als Geschenke an hochstehende Personen oder als Opfergaben in buddhistischen Tempeln oder Shinto-Schreinen verwendet.
Ouchijuku – eine Stadt aus der alten Zeit
Ouchijuku liegt etwa eine Stunde Autofahrt von der Burg Wakamatsu entfernt. Diese kleine Stadt gibt den Besuchern das Gefühl, in einer Zeitreise in die Edo-Zeit zurückgereist zu sein. Ouchijuku war früher eine Poststation, ein Ort, an dem sich die Reisenden ausruhen und wieder zu Kräften kommen konnten. Diese Station lag an der politisch und wirtschaftlich sehr wichtigen Straße, die Aizu und Edo (das heutige Tokyo) auf direktem Wege verband.
Heute gibt es in Ouchijuku eine fast 500 m lange Straße, die auf beiden Seiten von strohgedeckten Häusern im traditionellen Stil gesäumt ist und die dem Besucher einen erstaunlichen Blick in die Vergangenheit des Ortes ermöglicht. Die Stadt begrüßt ihre Besucher mit einem Ausmaß an Authentizität, die selbst japanische Besucher immer wieder überrascht.
Die „negi-soba“ (Buchweizennudeln mit Lauchzwiebeln) zum Beispiel werden hier mit einer dicken Lauchzwiebel anstelle von Essstäbchen serviert. Als Beilagen für dieses lokale Gericht dienen geriebener Rettich und getrocknete Thunfisch-Flocken. Beim Essen dieses Nudelgerichts mithilfe des Lauchstängels kommt der scharfe und doch süße Geschmack des geriebenen Rettichs besonders gut zur Geltung.
„Akabeko“ ist ein traditionelles Spielzeug aus der Region Aizu und zugleich ein äußerst beliebtes Souvenir. Es hat die Form eines roten Rinds und wird aus Pappmaché hergestellt. „Beko“ bedeutet Kuh oder Stier im Dialekt der Region, während „aka“ auf Japanisch rot bedeutet. Seit alters her schreibt man dieser Farbe die Eigenschaft zu, böse Geister zu vertreiben. Wenn man das Gesicht des beko mit seinem lustigen aufgemalten Gesicht antippt, wackelt der Kopf auf und nieder oder nach links und rechts – ein lustiger Anblick.
Heiße Quellen und japanische Küche
Die vom Wandern erschöpften Besucher können in das heiße Quellbad Higashiyama einkehren, dessen Geschichte 1300 Jahre in die Vergangenheit zurückreicht. Es liegt mit dem Auto nur zehn Minuten vom Stadtzentrum von Aizu-wakamatsu entfernt. Dort kann man in den vielen japanischen Hotels entlang des Flusses in die Becken mit heißem Quellwasser eintauchen.

Von den Gästezimmern dieser Hotels hat man einen wunderschönen Ausblick auf den Fluss und die Landschaft in der Umgebung, die in allen Jahreszeiten durch ihre besondere Schönheit besticht.
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Während man sich in einem Badebecken unter freiem Himmel entspannt, kann man dem Plätschern des Flusses lauschen oder den Sternenhimmel betrachten. Dies ist eine Erholung ganz nach dem Geschmack der Menschen in Japan. Zu den Mahlzeiten lässt man sich beispielsweise Fisch aus dem Fluss wie Saibling oder masu (Forelle) sowie Gemüse- und Fleischgerichte mit Zutaten aus der Umgebung servieren. Man kann auch sushi mit einer Fleischauflage probieren. Im Quellbad Higashiyama gibt es sogar ein wunderschönes Hotel mit einer Bühne für traditionelles Noh-Theater, eine Seltenheit in Japan.
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Aizu bietet den Besuchern eine ganz besondere Mischung aus Geschichte und Kultur des alten Japan sowie großer landschaftlicher Schönheit wie den Bandai-Berg und die Seen von Goshiki-numa. Kein Wunder, dass Aizu eine Region ist, die alle Menschen in Japan wenigstens einmal in ihrem Leben besuchen möchten.
© Web Japan, 2012