
Japanische Künstler im Ausland:
Interview mit dem Sänger hyde der Rockband Vamps
Neues aus Japan bietet künftig in loser Folge Interviews mit Künstlerinnen und Künstlern aus Japan, die den Sprung ins Ausland wagen und damit weltweit zahlreiche Fans begeistern.
In Japan ist junge Musik wie Pop, Rock oder Hip-Hop, die von japanischen Musikern gemacht wird, derzeit ausgesprochen erfolgreich. Charakterisiert ist dieser Trend einmal durch eine große Vielfalt der Genres und dann auch durch das hohe qualitative Niveau, das sich in den letzten Jahren erheblich gesteigert hat. Seit einigen Jahren gehen auch immer mehr dieser japanischen Musiker ins Ausland, um dort Auftritte beispielsweise in Asien, Amerika oder Europa zu absolvieren. In dieser Ausgabe von Neues aus Japan drucken wir ein Interview mit dem Sänger hyde der Rockband Vamps ab, die am 3. Oktober in Berlin ein Konzert gab.
Vamps besteht aus dem Sänger hyde der 1991gegründeten Rockband L’Arc~en~Ciel und dem Gitarristen K.A.Z. der Band Oblivion Dust, die erstmals 1996 auftrat. Beide treten in dieser Formation seit 2008 gemeinsam auf. Einen Tag vor dem Konzert war zudem Verkaufsstart des ersten Albums der Band in Deutschland – gleichzeitig die erste Veröffentlichung von Vamps in Europa. Hyde ist ein ausgesprochen vielseitiger und aktiver Künstler. So ist er vor allem als Sänger von L’Arc~en~Ciel bekannt; darüber hinaus tritt er aber auch als Gitarrist der Band P’UNK~EN~CIEL auf.

INTERVIEW MIT HYDE
Neues aus Japan: Seid Ihr nun das erste Mal in Deutschland?
hyde: Wir waren früher schon einmal wegen Aufnahmen hier, aber dies ist unser erster Besuch in Deutschland seit langer Zeit. In Berlin sind wir zum ersten Mal. Auch ist es unser erstes Konzert hier in Deutschland.
NaJ: Habt Ihr Euch schon in der Stadt umgeschaut?
hyde: Gestern waren wir in einem Restaurant; heute hat es gerade mal für die Berliner Mauer gereicht.
NaJ: Wenn Du an Deutschland denkst: Was kommt Dir dabei als Erstes in den Sinn?
hyde: Bier natürlich! Und dann, dass das Land innerhalb Europas als eher „steif“ gilt.
NaJ: Hast Du deutsches Bier probiert?
hyde: Oh ja, es war wirklich lecker! Ich habe auch Würstchen gegessen (lacht).
NaJ: Wie seid Ihr auf die Idee mit dem Konzert in Berlin gekommen?
hyde: Unsere Agentur hat geschaut, wo ein Konzert möglich wäre und wo unsere Fans sind. Dann haben wir ausgewählt und unsere jetzige Tournee in vier Ländern (Spanien, Frankreich, Deutschland und Großbritannien) zusammengestellt.
NaJ: Aus welchem Grund habt Ihr Euch nun zum ersten Mal auch Deutschland als Ziel ausgesucht?
hyde: Andere Bands, mit denen wir eng befreundet sind, hatten bereits Auftritte in Deutschland. Da haben wir uns gedacht, dass wir auch so schnell wie möglich hier einmal spielen möchten. Und nun sind wir da!
NaJ: Wenn Du an deutsche Musik denkst: Was fällt Dir dabei ein?
hyde: Wir gehören zur Hardrock-Generation und haben ganz unterschiedliche Musik aus allen möglichen Ländern gehört. Aber German Metal Bands waren in Japan unglaublich beliebt, daher haben wir viel deutschen Hardrock gehört, auch wenn wir dabei nicht unbedingt an Deutschland als Land gedacht haben.
NaJ: Denkst Du, dass dies Deine eigene Musik beeinflusst hat?
hyde: Ich glaube schon. Der Hardrock, den ich in jungen Jahren gehört habe, war vor allem German Metal. Meine Generation in Japan hat ziemlich viel Hardrock gehört.
NaJ: Kannst Du uns einige Namen nennen?
hyde: Es gibt z.B. die Michael Schenker Group (MSG). Für unsere Generation der Hardrock-Fans waren die so etwas wie Götter. Ich könnte mir vorstellen, dass Michael Schenker in Japan sogar beliebter ist als in Deutschland. Jedenfalls hat er mehr Fans in Japan als in Amerika. Er ist in Japan wirklich unglaublich beliebt und ein großes Vorbild. Bands wie die Scorpions, bei denen auch sein Bruder Rudolf Schenker mitspielt und die Fans auf der ganzen Welt haben, oder die Heavy Metal-Band Accept haben wir damals oft gehört, ohne viel darüber nachzudenken, dass sie aus Deutschland kommen.
NaJ: Welche Musik möchtet Ihr bei Eurem Konzert hier in Berlin spielen?
hyde: Nun … Vamps hat sich in Japan zu einer recht interessanten Band entwickelt, und ich denke, dass auch für jemanden, der uns überhaupt nicht kennt, unsere Musik recht interessant klingen wird. Klar spielen wir ziemlich harten Rock, aber wir bringen mit unserem Rock auf ganz unterschiedliche Art zum Ausdruck, wie man Spaß an Musik haben kann. Ich denke, das ist ganz unterhaltsam. Ich persönlich glaube, dass diese Art von Musik das erste Mal hier in Deutschland, ja sogar weltweit zu hören ist … Wir gehen also mit ziemlichem Selbstbewusstsein an die Sache heran und stellen den Menschen einfach unsere Musik vor.
NaJ: Geht Ihr bei Eurem Konzert hier in Deutschland anders vor als bei Euren Konzerten zuhause in Japan?
hyde: Grundsätzlich wollen wird auf unserer jetzigen Europa-Tournee den Fans das Standardprogramm der Vamps präsentieren. Für die Varianten ist dann später immer noch Zeit. Es ist wichtig, dass die Fans unseren Standard kennenlernen, denn sonst glauben sie, dass unsere Varianten das Standardprogramm sind und das wollen wir vermeiden. Wir möchten uns dem Publikum hier in Deutschland in unserer besten Form präsentieren, so wie wir sie auch in Japan zeigen.
NaJ: Denkt Ihr bereits jetzt daran, nochmal nach Deutschland zu kommen?
hyde: Klar kommen wir wieder, wenn die Fans das möchten – jederzeit. Dann aber mit dem ganzen Programm an Varianten (lacht).
NaJ: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg!
Zu dem Konzert in Berlin kamen nicht nur zahlreiche Fans aus ganz Deutschland, sondern auch viele Besucher aus Osteuropa oder sogar aus Großbritannien. Laut Veranstalter gab es einige Fans, die bereits am Vortrag vor dem Eingang zur Konzerthalle übernachteten, um einen möglichst guten Platz zu ergattern. Die meisten Besucherinnen und Besucher hatten Vamps bzw. hyde über Freunde oder über das Internet kennengelernt. Ein Fan meinte vor Beginn des Konzerts: „Ich bin glücklich, dass sie nach Deutschland gekommen sind, und ich freue mich schon darauf, hyde auf Deutsch reden zu hören!“
Das Konzert war ein großer Erfolg und noch lange nach Konzertende verweilten viele Fans in der Halle. Es war offensichtlich, dass sie sich einfach nicht von diesem Ort trennen mochten.
(Das Interview führte Kiyo Ubukata, Botschaft von Japan.)