
Japanische Künstler im Ausland:
Interview mit dem Musiker YOSHIKI
Am 23. Mai gab es in Berlin ein Konzert mit dem japanischen Musikstar YOSHIKI, der sowohl Songwriter, Liedtexter, Komponist, Arrangeur als auch Musikproduzent ist. Am bekanntesten ist YOSHIKI als Drummer und Pianist der Rockband X JAPAN, die 1989 ihr eigentliches Debüt hatte.
X JAPAN ist eine japanische Rockband im sogenannten Visual Kei-Stil. Beeinflusst vom LA Metal-Stil hat die Band mit ihrer extravaganten Erscheinung selbst großen Einfluss auf nachfolgende Bands ausgeübt.
Als wichtigste Solo-Werke von YOSHIKI gelten u.a. die Hymne für die „Nationale Feier aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums der Thronbesteigung Seiner Majestät des Kaisers“ (1999), der offizielle Titelsong der „Expo Aichi 2005“ in Japan sowie die Musik für die Verleihung der Golden Globes in Hollywood (2012).
Mit vier Jahren begann YOSHIKI mit dem klassischen Klavierspiel. Bereits mit neun komponierte er auf dem Klavier erste Stücke und mit elf war er das erste Mal Mitglied einer Band als Drummer. Im letzten Jahr der Oberschule beschloss er, an einer Musikhochschule zu studieren und konzentrierte sich daher ganz auf das Klavierspiel; allerdings gab er seine Studienpläne danach auf, verzichtete auf den angebotenen Studienplatz und zog nach Tokyo, um dort Mitglied einer Band zu werden. Sein weiterer künstlerischer Werdegang ist heute all gemein bekannt. Neues aus Japan führte das folgende Interview vor dem jüngsten Auftritt in Berlin.
INTERVIEW MIT YOSHIKI
Neues aus Japan: Sie sind in einer Vielzahl von Bereichen aktiv. Aus welchen Gründen widmen Sie sich im Rahmen Ihrer derzeitigen Welttournee der klassischen Musik?
YOSHIKI: 2012 schrieb ich die Themenmusik für die Golden Globe-Verleihung in den USA; dieses Stück wurde im letzten Jahr weltweit veröffentlicht. Aus diesem Anlass kam von der Plattenfirma der Vorschlag, ein Album mit klassischen Musikstücken zu veröffentlichen, die ich bisher geschrieben hatte. Da gab es z.B. das Klavierkonzert zum zehnjährigen Thronjubiläum Seiner Majestät des Kaisers oder den Titelsong für die Expo Aichi 2005. So ist dann im letzten Jahr YOSHIKI CLASSICAL als Album erschienen. Aus diesem Anlass gab es im Grammy Museum in Los Angeles einen kleinen Show Case-Auftritt, also eine Live Promotion. Ein dabei anwesender Vertreter der Musikindustrie schlug dann vor, eine Welttournee mit diesen Stücken zu machen. Daran hatte ich eigentlich nie gedacht und habe zunächst mal abgelehnt. Aber nach einigen Verhandlungen, die etwa drei bis vier Monate dauerten, ließ ich mich doch überreden, so dass ich jetzt diese weltweite Tournee unternehme.
NaJ: Gibt es in Bezug auf Aufführungen von Rockmusik und klassischer Musik Unterschiede bei Ihrer Gemütslage?
YOSHIKI: Na ja, bei einer Aufführung von Rockmusik mit X JAPAN macht das Schlagzeug den Hauptbestandteil aus … auf der anderen Seite spiele ich Klavier, seit ich vier Jahre alt war. Schlagzeug habe ich mit zehn Jahren angefangen zu spielen. Daher kenne ich seit meiner Kindheit sowohl Rockmusik als auch klassische Musik. Ich denke daher, dass da bei mir kein Unterschied besteht. Ich empfinde jedenfalls kein Gefühl des Fremdseins.
NaJ: Woran denken Sie bei deutscher Musik?
YOSHIKI: Zunächst einmal an Klassik. Danach, was Rock anbelangt, vielleicht an Gothic Music. Das ist jedenfalls das Image, das ich habe.
NaJ: An welche Künstler denken Sie dabei konkret?
YOSHIKI: Nun ja, Rammstein ist schon eine ziemliche Heavy Band, und dann gibt es ja noch die Scorpions, die sind auch recht berühmt.
NaJ: Sie waren früher schon einmal in Deutschland. Wie war damals Ihr Eindruck?
YOSHIKI: 2011 hatten wir im Rahmen der Europatournee von X JAPAN einen Auftritt hier in Berlin. Letzten Monat waren wir bereits für eine Promotion in Berlin, allerdings nur für einen Tag.
Bei Deutschland denke ich einmal an Geschichte, etwa wenn ich die Berliner Mauer sehe … dann aber vor allem an Currywurst! Die kann ich wirklich allen empfehlen. Ich esse sie jedes Mal, wenn ich hier bin (lacht)!
NaJ: Gibt es etwas, was Sie als Künstler aus Japan in Europa und hier in Deutschland besonders hervorheben möchten oder was Sie einmal sehen möchten?
YOSHIKI: Ich glaube, das gilt nicht nur in Bezug auf Deutschland, aber ich finde, es bestehen da Mauern, über die die Politik nicht entscheiden und die sie nicht überwinden kann. Als Musiker fühle ich einfach, dass ich durch den kulturellen Austausch die Mauern, die zwischen verschiedenen Ländern bestehen können, abbauen oder sogar ganz niederreißen muss. Das gilt nicht nur mit Blick auf Europa, wo ich gerade bin, sondern auch, wenn ich in Asien unterwegs bin.
NaJ: Gibt es bereits Pläne für künftige Aktivitäten in Deutschland oder Europa?
YOSHIKI: Da mein eigener Background die klassische Musik ist, gibt es in der Musik von X JAPAN auch so etwas wie einen europäischen Klang, jedenfalls etwas, was sehr gut zu Europa und zur Atmosphäre hier passt. Ich möchte daher in Zukunft öfter nach Europa kommen und vielleicht auch mal etwas länger hier leben.
NaJ: Vielen Dank für das Interview.

Am 23. Mai kam eine große Zahl von Fans zum Konzert in Berlin, die in ganz unterschiedlichen Modestilen gekleidet waren. Fragte man den einen oder anderen Besucher vor dem Konzert, so waren nicht wenige von weit her zu diesem Konzert gekommen, beispielsweise aus Österreich oder aus Süddeutschland. Fast alle waren bereits seit zehn oder fünfzehn Jahren Fans von YOSHIKI, also noch aus seiner Zeit mit der Band X Japan. Allerdings hatten die Fans überhaupt kein Problem mit seinem jetzigen Solo-Auftritt und dem klassischen Konzertprogramm. „YOSHIKI ist einfach genial, egal ob zusammen mit X JAPAN oder solo. Seine Musik ist einfach toll!“, meinte etwa ein Besucher, der sich ganz offensichtlich sehr auf das Konzert freute.
Das Konzert war ein großer Erfolg, manche Besucher hatten sogar Tränen der Rührung in den Augen.
Nach dem Auftritt fragten wir YOSHIKI nach seinem Eindruck: „Heute war der fünfte Auftritt im Rahmen der Tournee. Die beiden Konzerte in den USA, eines in Mexiko, eines in Moskau und jetzt hier in Deutschland … alles hat prima geklappt. Ich selbst denke, es gibt noch eine Menge, was ich besser machen könnte, aber die Fans haben mich wirklich ganz toll unterstützt, und so habe ich es irgendwie bis hierher geschafft. Vielen, vielen Dank! Ich möchte noch einmal nach Berlin kommen … aber nicht nur nach Berlin … ich will auch häufiger nach Deutschland kommen!“
(Das Interview führte Kiyo Ubukata, Botschaft von Japan.)