
Bild: Der vertraute Anblick eines satoyama. Die Berge im Hintergrund ragen schützend über den Häusern auf. Und während die Häuser von einem Mischwald umgeben werden, sind auf der offenen Fläche im Vordergrund grüne Felder zu sehen.
Fotos von INAMORI Mitsuhiko
Bei den Menschen in Japan weckt das Wort satoyama (der Begriff bedeutet wörtlich „Dorf und Berg“) ein warmes Gefühl der Nostalgie sowie Erinnerungen an den eigenen Heimatort. Satoyama sind Regionen, in denen die natürliche Umwelt mittels eines behutsamen Ansatzes der Menschen geformt wurde, und in der z.B. Reisfelder, Bäche, Gemüsefelder sowie Mischwälder zu finden sind. Hier wurden durch die Symbiose von Mensch und Natur Lebensweisheiten und Fertigkeiten ausgebildet, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Beispielsweise nutzten die Menschen die satoyama früher zum Sammeln von Ressourcen wie Feuerholz und Baumaterialien sowie von Nahrung wie etwa Wildgemüse. Indem sie den Lebensraum unterschiedlichster Pflanzen und Tiere schützten, bildeten die satoyama zugleich ein einzigartiges Ökosystem. Dies schuf eine große biologische Vielfalt, deren reiche Gaben einen wertvollen Schatz für die Menschen in Japan darstellen.
Allerdings führten in den letzten Jahren der Bevölkerungsrückgang in den ländlichen Regionen sowie weitere Faktoren zu einer Vernachlässigung und einem Rückgang der satoyama, was u.a. Erdrutsche verursachte und infolge der abnehmenden biologischen Vielfalt auch die Tierwelt beeinträchtigte. Um die satoyama zu bewahren, die als erhaltenswertes natürliches Umfeld für künftige Generationen gelten, müssen neue Wege des Engagements gefunden werden, die mit den Lebensstilen der Menschen in Einklang stehen, etwa ein Zusammenwirken mit Unternehmen vor Ort.
Besorgt über die Situation der satoyama, hat sich der Fotograf INAMORI Mitsuhiko in der Nähe des Biwa-Sees niedergelassen, des größten Binnensees Japans (Präfektur Shiga). Seinen Fokus richtet er durchgängig darauf, die Aktivitäten der dort lebenden Menschen einzufangen sowie Lebewesen wie Blumen, Bäume und Insekten in ihrer natürlichen Umgebung zu porträtieren. Er engagiert sich für die Bedeutung des Lebens in den satoyama, indem er den besonderen Charme der Dörfer – ein vertrauter und nostalgischer Anblick für die Menschen in Japan – in einer poetischen Weise beschreibt. Inamori meint: „Ich sehe mich nicht als jemand, der den Niedergang der satoyama dokumentiert. Sie sind Landschaften für die Zukunft.“ Er begreift sie nicht einfach als einen sentimentalen Gegenstand; vielmehr hat er die wahre Form der satoyama vor Augen: ein Ort der Symbiose allen Lebens.

Bild: Ein alter Kaki-Baum, der die Ankunft der herbstlichen Erntesaison in den satoyama ankündigt.

Bild: Terrassen mit Reisfeldern im Herbst, die im Licht der Sonne golden leuchten und auf die Ernte warten.

Bild: Im Frühjahr werden um die Reisfelder herum Dämme errichtet. Dabei wird die Erde mithilfe einer Hacke sorgfältig vermischt und dann aufgehäuft, damit das Wasser nicht aus den Feldern abfließen kann.

Bild: Shibugaki (eine Sorte Kaki-Früchte) werden zum Trocknen aufgehängt, damit aus ihnen hoshigaki (getrocknete Kaki) werden. Der Trocknungsprozess entzieht den Früchten die Säure, sodass sie einen süßen Geschmack erhalten.

Bild: Während der Wintermonate wurden früher in den satoyama traditionell Gegenstände aus Reisstroh gefertigt. Heutzutage geschieht dies als Hobby und damit die Techniken nicht in Vergessenheit geraten.

Bild: Ein stabiler Hocker, geflochten aus Reisstroh.

Bild: INAMORI Mitsuhiko, einer der bekanntesten Fotografen von satoyama. Sein Atelier am Ufer des Biwa-Sees hat er in der Präfektur Shiga eingerichtet. Er fotografiert sowohl die natürliche Umgebung als auch die Beziehungen zwischen Mensch und Natur. Eine Vielzahl von Reisen in der ganzen Welt führte ihn in abgelegene Regionen wie tropische Regenwälder oder Wüsten und begründete auch seinen internationalen Ruf. Inamori erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Regional Cultural Merits Award des Ministers für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie von Japan.
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