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Notizen aus der Redaktion

Gedenktage in Japan: Tag der Gedichtsammlung „Hundert Gedichte von hundert Dichtern“ (27. Mai)

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Bild: © STUDIO SATO/orion/amanaimages

In unserer Serie über Gedenk- und Aktionstage in Japan stellen wir diesmal einen Gedenktag vor, der die große Bedeutung der Dichtkunst innerhalb der japanischen Literatur unterstreicht – den Tag der Gedichtsammlung „Hundert Gedichte von hundert Dichtern“ Hyakunin isshu am 27. Mai.

Am 27. Mai 1235 schloss der Dichter Fujiwara no Sadaie seine Auswahl von hundert Dichterinnen und Dichtern ab, die er mit jeweils einem ihrer Werke in seine Sammlung aufgenommen hatte. Seine Anthologie umfasst größtenteils chronologisch angeordnete Waka-Gedichte, die meist aus fünf Zeilen zu je 5-7-5-7-7 Silbeneinheiten bestehen und aus fünf Jahrhunderten stammen. Neben dieser in Japan unter dem Namen „Ogura Hyakunin isshu“ bekannten Sammlung von Fujiwara no Sadaie gibt es viele weitere Sammlungen dieser Art. Über Jahrhunderte hinweg dienten sie Interessierten als Einführung in die klassische Dichtkunst Japans. Gleichzeitig ließen sich angehende Dichter von ihnen zu eigenen Werken inspirieren.

Während der Edo-Zeit (1603-1868) entwickelte sich aus diesen Sammlungen ein beliebtes Gesellschaftsspiel in Form von Spielkarten namens Uta garuta („Gedichtkarten“). Dabei wird ein Gedicht vorgetragen und man versucht, die entsprechende Karte zu finden. Dieses Spiel wird noch heute gerne gespielt, insbesondere an den Tagen um das Neujahrsfest herum.