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Ein neues Vermächtnis weben: Japans überlieferte Textilien illuminieren die EXPO 2025

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Bild: © Expo 2025

Einer der beeindruckendsten und prachtvollsten Pavillons der Expo 2025 Osaka, Kansai, Japan ist das gemeinsam von der Iida Group Holdings und der Osaka Metropolitan University geschaffene Gebäude, dessen Äußeres in Nishijin-Stoff aus Kyoto gehüllt ist. Der Architekt TAKAMATSU Shin, der als Konzept für diesen Pavillon eine Verschmelzung aus Tradition und Evolution wählte, erläutert seine Überlegungen in Bezug auf diese beispiellose architektonische Struktur und die markante Verwendung von Nishijin-Stoff.

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Bild: Ein Konzeptbild des Pavillons, bei dem ein Möbiusband-Motiv mit Nishijin-Stoff bespannt wird. Das spielerische Design im Vordergrund stellt das Dach des Eingangsbereichs dar, das an die Form eines Fächers erinnert. Im Innern des Pavillons werden Städte der Zukunft sowie Smart Homes präsentiert – unter dem alles überspannenden Thema „Wellness“. (IIDA GROUP HOLDINGS)

Ein traditioneller japanischer Nishijin-Stoff, mit farbenprächtigen Mustern aus Kirschblüten und Herbstlaub aufwändig gewoben, bedeckt das Äußere eines Pavillons, der sein Debüt auf der Expo 2025 Osaka, Kansai, Japan im April dieses Jahres feiern wird. Der Pavillon, der gemeinsam von der Iida Group Holdings Co., Ltd., einem der führenden Wohnungsbauunternehmen Japans, und der Osaka Metropolitan University entworfen wurde, wird gewiss einen unvergesslichen Anblick bieten.

Inspiriert und zusammengeführt unter dem allgemeinen Thema der Expo „Designing Future Society for Our Lives“ haben beide Institutionen gemeinsam die Kreation eines nachhaltigen Gebäudes für die Zukunft und die Stadtplanung erforscht. Der Pavillon ist Ausdruck ihrer Hoffnung, dass alle Lebewesen in Glück und Harmonie koexistieren werden.

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Bild: Zusätzlich zu Arbeiten in Japan war der Architekt TAKAMATSU Shin auch an Projekten in Taiwan und Vietnam beteiligt. Zwar empfängt er manchmal erste Inspirationen aus Werken der Vergangenheit, aber erst, nachdem er diese Inspiration wieder vollständig gelöscht hat, ist er in der Lage, ein neues Gebäude zu entwerfen. So war es auch bei diesem Pavillon.

Der Pavillon wurde von TAKAMATSU Shin entworfen, einem international tätigen Architekten, der in Kyoto lebt und arbeitet. Das von ihm entwickelte Konzept ist das eines „nachhaltigen Möbius“. Das Möbiusband, ein langes und schmales gedrehtes Band, dessen beide Enden miteinander verbunden sind, bildet eine fortlaufende Oberfläche ohne Unterscheidung zwischen Vorder- und Rückseite. Es stellt eine endlose Schleife dar, die uns eine Ahnung von der Idee der Unendlichkeit vermittelt.

„Als ich überlegte, wie man eine nachhaltige Gesellschaft darstellt, die sich am Konzept des Recycling orientiert, kamen mir Vorstellungen von Wiederbelebung, Reinkarnation, Wiedergeburt und Harmonie in den Sinn“, so Takamatsu. „Beim weiteren Nachdenken tauchte dann plötzlich das Bild eines Möbiusbandes in meinem Kopf auf. Ich wollte einen Pavillon schaffen, dessen Erscheinung die Einheit von Vergangenheit und Zukunft verkörpert. Diese Überlegungen führten mich dann zur aktuellen Form.“

Takamatsu hat seine ganz persönlichen Gründe, warum er der Verbindung von Vergangenheit und Zukunft so großen Wert beimisst. Als die erste Osaka Expo vor mehr als einem halben Jahrhundert im Jahr 1970 stattfand, studierte er gerade an der Architekturschule der Universität Kyoto und half im Rahmen eines Teilzeitjobs bei der Vorbereitung des Expo-Geländes mit. Er erinnert sich, dass ihn damals ein Gefühl des Unbehagens erfüllte, als er all die futuristischen Pavillons emporwachsen sah – scheinbar losgelöst von der Vergangenheit – und dass, obwohl sie auf Grundlagen errichtet wurden, die auf traditionellen Techniken fußen. Takamatsu erklärt: „Damals spürte ich, dass man Zukunft nicht einfach dadurch hervorbringt wird, indem man nach einem völlig neuen Image sucht, sondern vielmehr durch eine kontinuierliche Verbindung zwischen der überlieferten Weisheit und moderner Technologie.“

Die größte Aufmerksamkeit, die das diesmalige Konzept auf sich zog, war die kühne Idee, für die Außenwände des Pavillons Nishijin-Stoffe zu verwenden, eine 1200-Jahre alte traditionelle Handwerkskunst aus Kyoto. Sogar Takamatsu war sich zunächst nicht sicher, ob diese Idee überhaupt realisierbar ist. Das Äußere des Pavillons hat eine Gesamtfläche von 3500 qm, und das Zusammennähen der gerade einmal 32 cm breitem Stoffbahnen für einen traditionellen Kimono, um eine derart große Fläche zu bedecken, wäre mit Sicherheit eine außerordentliche Herausforderung gewesen.

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Bild: Die Hosoo Co., Ltd., ein Unternehmen in Kyoto mit einer langen Geschichte, verfügt über einen Webstuhl für Stoffe mit einer Breite von 150 cm, ausreichend, um den Nishijin-Stoff des Pavillons zu produzieren. Um eine größere Widerstandsfähigkeit zu erhalten, wird anstelle von traditioneller Seide Kunststoffgarn verwendet. (IIDA GROUP HOLDINGS)

Die Lösung für dieses Problem bot die Hosoo Co., Ltd., eine alteingesessene Weberei in Kyoto für Nishijin-Stoffe, die vor fast dreieinhalb Jahrhunderten im Jahr 1688 gegründet wurde. Dieses innovative Unternehmen, das den großen Rückgang bei der Nachfrage nach Kimono in den letzten Jahrzehnten überstanden hat, indem es einen Webstuhl entwickelte, der Stoffe in einer Breite von 150 cm webt, hat sich neue Märkte für Möbel und Inneneinrichtungen erschlossen, für die mittels 3D-Technologie Textilien mit einer erhabenen Textur hergestellt werden.

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Bild: (IIDA GROUP HOLDINGS)

Um die Widerstandsfähigkeit gegen Feuer und Wettereinflüsse zu erhöhen, arbeitete man mit Experten für Membranmaterialien der Taiyo Kogyo Coproration zusammen, um den für den Pavillon verwendeten Stoff zu verstärken. Dafür wurde er auf beiden Seiten beschichtet, zudem wurde eine flammhemmende Membran hinzugefügt. Die Kombination dieser Technologien ermöglicht die Verwendung von Nishijin-Stoff als geeignete Außenhülle.

Die größte Herausforderung stellt allerdings die Befestigung des Nishijin-Stoffes auf der kurvigen Oberfläche der Struktur dar. Während laut Takamatsu kleine Abweichungen bei typischen Konstruktionen noch akzeptabel sind, würden diesmal selbst kleinste Fehler dafür sorgen, dass die Muster des verwendeten Nishijin-Stoffes auf der Pavillonstruktur nicht länger zusammenpassen: „Aus diesem Grund arbeiten wir bei jedem einzelnen Schritt äußerst sorgfältig und achten peinlich darauf, dass der Nishijin-Stoff unter allen Umständen schön aussieht.“

Das Gebäude mit seinem leuchtend roten Hintergrund und wunderschönen Blumenmustern bietet einen unvergesslichen Anblick. Takamatsu meint: „Wir haben letztendlich einen Punkt erreicht, an dem die Möglichkeiten der Verwendung von Nishijin-Stoffen in der Architektur sichtbar werden. Ich würde das Potenzial dieser Stoffe bei Gebäuden gerne weiter erforschen. Beispielsweise möchte ich einmal damit experimentieren, ob man für die gesamte Außenhülle eines Hochhauses Stoff verwenden kann.“

Das Original dieses Beitrags wurde von KIZUNA, dem offiziellen Online-Magazin der Regierung von Japan, übernommen und für NEUES AUS JAPAN ins Deutsche übersetzt. Den Originalbeitrag (in englischer Sprache) finden Sie hier: https://www.japan.go.jp/kizuna/2024/12/heritage_textiles_illuminate_expo_2025.html