Mit dem Näherrücken der Tokyo 2025 Deaflympics, einem internationalen Sportevent für gehörlose und schwerhörige Menschen, richtet sich der Fokus zunehmend auf innovative Technologien, die die Teilnahme dieser Menschen an der Gesellschaft fördern. Neue Möglichkeiten mit Blick auf die Kommunikation eröffnet nun eine bahnbrechende Technologie, die sowohl als Smartphone-App als auch als Computerprogramm verfügbar ist und die ein kompaktes Mikrofon sowie ein speziell entwickeltes Display zur Visualisierung von Gesprächen nutzt.

Bild: Das VUEVO Display (links) und das VUEVO Mikrofon (rechts). Das Mikrofon fängt die Audio-Signale einer Konversation ein und stellt sie als Transkript auf der Sprecherseite des Bildschirms dar, während auf der Hörerseite eine Übersetzung angezeigt wird.
Ein revolutionäres Mikrofon und eine App stehen nun zur Verfügung, die es ermöglichen, den Inhalt von Konversationen mehrerer Sprecher in Echtzeit und in intuitiver Weise darzustellen. Dabei wird die Richtung der jeweils Sprechenden auf einem extra dafür entwickelten Display wie etwa einem Computer- oder Handybildschirm angezeigt. Die im März 2023 vom japanischen Unternehmen Pixie Dust Technologies, Inc., entwickelte VUEVO Technologie (ausgesprochen wie englisch „view-vo“) wurde in Zusammenarbeit mit Menschen mit Hörbehinderung entwickelt.
VUEVO kann verschiedene Sprecher einer Konversation mithilfe von acht kleinen Mikrofonen, die im Innern eines kompakten Geräts angeordnet sind, sowie eines selbstentwickelten Logarithmus unterscheiden. Durch aufwändige Testreihen nach dem Prinzip Versuch und Irrtum gelang dem Entwicklungsteam schließlich das Einfangen der Audio-Signale von Stimmen sowie ihre exakte Zuordnung zu einzelnen Sprechern. Laut PR-Manager YAMADA Yasuhiro „vermittelt die Technologie Menschen mit einer Hörbehinderung ein erhöhtes Selbstwertgefühl.“ Indem sie eindeutig identifiziert, wer gerade spricht, befähigt die neue Technologie die Anwender zur aktiven Teilnahme an Konversationen.

Bild: YAMADA Yasuhiro, PR-Manager von Pixie Dust Technologies, Inc.
VUEVOs positive Auswirkungen sind für Nutzer wie TANI Sonoko, Mitarbeiterin des Unternehmens Persol Diverse Co., Ltd., bei der im Alter von zwei Jahren eine Hörbehinderung diagnostiziert wurde, sofort erfahrbar. Tani verwendet VUEVO regelmäßig bei Meetings und wenn sie mit anderen Mitarbeitern an ihrem Bürotisch spricht. Die Fähigkeit des Geräts, Konversationen als Text auf einem Bildschirm darzustellen, hilft ihr dabei, Diskussionen zu verfolgen sowie sich an ihnen zu beteiligen und verringert die Informationslücken, denen sie sonst begegnete. Sie muss nun nur noch selten „so tun, als ob sie höre“, da das Gerät es ihr erlaubt, das Gesprochene in Echtzeit zu bestätigen. Ob in Gruppen-Meetings oder bei einem Abendessen zu zweit – Tani hat das Gefühl, dass sie nun wirklich partizipiert. Sie erklärt: „Ich bin wirklich glücklich darüber, dass ich in der Lage bin, mich aktiv an Konversationen zu beteiligen“ und betont, wie sehr VUEVO ihr Selbstvertrauen gestärkt hat, indem die Technologie ihre Möglichkeiten erweiterte.

Bild: In Gruppen-Meetings identifiziert das VUEVO Mikrofon (Mitte) die Sprechenden und transkribiert die Konversation auf Displays, etwa von Computern oder Smartphones. Foto: PIXIE DUST TECHNOLOGIES

Bild: Eine Illustration, wie Audio-Signale, die vom VUEVO Mikrofon eingefangen werden, auf einem Computerbildschirm angezeigt werden. Konversationen können in bis zu acht farbcodierte Richtungen aufgeschlüsselt werden, während ungenutzte Richtungen stummgeschaltet werden, um Störgeräusche zu vermeiden. Foto: PIXIE DUST TECHNOLOGIES
VUEVOs App reicht aber noch über die Unterstützung von Menschen mit Hörbehinderungen hinaus und wird auch in Bereichen wie der Betreuung von Besuchern aus dem Ausland zunehmend geschätzt. Der Grund dafür ist die Fähigkeit der App zur Echtzeit-Visualisierung und Übersetzung von Gesprächen in mehr als zwanzig Sprachen. Mithilfe des VUEVO Display Multilingual Service für Übersetzung und Transkription können diese Fähigkeiten sogar auf bis zu 120 verschiedene Sprachen erweitert werden.
Typischerweise in Bahnhöfen oder Hotels eingesetzt, kommt VUEVO nun auch an unerwarteten Orten wie der einzigartigen VOWZ Bar in Tokyos Stadtviertel Yotsuya zum Einsatz, wo buddhistische Mönche Drinks servieren und sich mit den Gästen unterhalten. Die auch für Japaner nicht immer leicht verständlichen Fachbegriffe in buddhistischen Anekdoten und die Schwierigkeit, religiöse Begriffe für nichtjapanische Gäste zu übersetzen, stellte oft eine besondere Herausforderung dar. Aber die Nutzung des VUEVO Displays ermöglicht nun eine flüssige Kommunikation von Angesicht zu Angesicht. PR-Manager Yamada erklärt: „Es besteht eine universelle Nachfrage nach direkter Kommunikation, ohne dabei auf Vermittler wie Übersetzer oder tragbare Hilfsmittel angewiesen zu sein. Das VUEVO Display erlaubt es den Menschen, in Gesprächen Blickkontakt zu halten, und es kann auf diese Weise manchmal sogar kulturelle Unterschiede überbrücken.“

Bild: In der VOWZ Bar in Tokyos Stadtviertel Yotsuya übersetzt das VUEVO Display zur Freude nichtjapanischer Besucher religiöse Anekdoten und zeigt diese in Echtzeit an. Foto: PIXIE DUST TECHNOLOGIES
Laut Yamada gibt es noch einige Herausforderungen zu meistern: „Die größte Hürde ist die psychologische Barriere. Menschen zögern oft und sind unsicher, ob sie mit Menschen mit einer Behinderung kommunizieren oder in einer fremden Sprache sprechen können. Wir wollen, dass VUEVO diese internen Barrieren beseitigt.“ VUEVO Nutzerin Tani stimmt dieser Einschätzung zu und bringt ihre Hoffnung für die Zukunft so zum Ausdruck: „Es ist ganz entscheidend, eine Gesellschaft zu schaffen, in der Hilfsmittel wie VUEVO ohne Hindernisse und Zögern allgemein akzeptiert und begrüßt werden. Wäre es nicht toll, wenn wir eine Welt hätten, in der man – genau wie bei Sprechblasen in Manga – die Kommunikation aller Menschen sichtbar machen könnte?“
Das Original dieses Beitrags wurde von KIZUNA, dem offiziellen Online-Magazin der Regierung von Japan, übernommen und für NEUES AUS JAPAN ins Deutsche übersetzt. Den Originalbeitrag (in englischer Sprache) finden Sie hier: https://www.japan.go.jp/kizuna/2025/02/visualizing_conversations.html