Die Produktion von Ziegelsteinen führt in asiatischen Ländern wie China, Nepal und Indien zu großen Problemen: Die CO2-Emissionen während des Brennens beeinträchtigen die globale Umwelt, während gewaltige Mengen an Ruß und Rauch die Gesundheit der Menschen vor Ort schädigen. Ein japanischer Hersteller von Bodenbelägen hat nun eine Technologie entwickelt, die diese Probleme möglicherweise löst. Der Schlüsselbegriff dafür lautet „ungebrannte Ziegel“, deren Produktion nun in Bangladesch geplant ist. Welche Geschichte verbirgt sich hinter dieser vielversprechenden Innovation?

Bild: Schwarzer Rauch steigt aus den Schornsteinen einer Ziegelfabrik in Bangladesch auf.
In Bangladesch werden Ziegelsteine für die Errichtung zahlreicher Strukturen, darunter Wohnhäuser, öffentliche Einrichtungen, Mauern und Straßen, genutzt. Die Ziegelindustrie des Landes ist ein wichtiger Wirtschaftssektor, der ein Prozent des BIPs von Bangladesch erwirtschaftet. Aufgrund des Baubooms in den letzten Jahren werden jährlich 23 Milliarden Ziegel hergestellt, und man geht davon aus, dass die Produktion jedes Jahr um weitere zwei bis drei Prozent zunehmen wird.
Während die Nachfrage nach Ziegeln weiter steigt, haben sich Luftschadstoffe wie etwa Ruß, die beim Produktionsprozess ausgestoßen werden, zu einem großen Problem entwickelt. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2022 sind in Bangladesch rund 8.000 Ziegeleien in Betrieb. Und obwohl für die Ziegelherstellung eine Genehmigung vonseiten der Umweltbehörden erforderlich ist, operieren nur ca. 3.200 Ziegelöfen gemäß den gesetzlichen Bestimmungen. Fabriken ohne Lizenz verwenden häufig veraltete Brennöfen, die riesige Mengen an Luftschadstoffen ausstoßen. Viele Ziegeleiarbeiter und Anwohner leiden daher unter Bronchitis oder anderen gesundheitlichen Problemen.
Die Verschmutzung beeinträchtigt nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern hat zudem gravierende Auswirkungen auf die Landwirtschaft. In Bangladesch gilt der fruchtbare Boden landwirtschaftlicher Nutzflächen als ideales Rohmaterial für qualitativ hochwertige Ziegel. Die Nutzung dieser Böden im Rahmen der Ziegelherstellung führt jedes Jahr zum Verlust umfangreicher Ackerflächen. Das Wachstum der Ziegelindustrie ist damit zu einem Faktor geworden, der zur Nahrungsmittelknappheit beiträgt.
Eine Technologie, die dieses Problem lösen könnte, ist ein ungebrannter Ziegel, der von der EIKEN Co., Ltd. eigenständig entwickelt wurde, einem japanischen Unternehmen mit langjähriger Erfahrung in der Herstellung von Bodenbelägen für Fabriken und logistische Einrichtungen. Die Firma besaß bereits eine Technologie zur Bodenverfestigung, die ursprünglich zur Reduzierung von Bodenfeuchtigkeit entwickelt wurde.

Bild: Ungebrannte Ziegel, die von der EIKEN Co., Ltd. entwickelt wurden. Da sie nicht gebrannt werden, sind die Ziegel grau und sehen wie Betonblöcke aus. Sie können aber in jedem gewünschten Farbton gefärbt werden.
HACHIYA Hideaki, der Präsident des Unternehmens, erläutert: „Alles begann 2015 mit der Anfrage eines Kunden aus Nepal. Unsere Firma besitzt selbst entwickelte Materialien, die mit Betonkomponenten reagieren, um dichteren und feineren Mörtel und Beton herzustellen. Allerdings verteuert die Verwendung von Zement als Hauptbestandteil die Kosten erheblich. Daher wurden wir gefragt, ob wir diese Technologie auch bei der Verfestigung von Böden in Nepal zu niedrigen Kosten anwenden könnten. Das brachte uns schließlich nach Nepal.“
Hachiya führte wiederholt Tests mit lokalen Böden und Sand durch. 2017 errichtete er zusammen mit einem Unternehmen vor Ort eine Fabrik. Das Ergebnis war die Entwicklung der anorganischen Beimischung „ECO5000“, die mit lokalen Böden und Sand sowie einem kleinen Zementanteil vermischt wird. Diese Mischung wird dann unter hohem Druck verdichtet und anschließend getrocknet. So entstehen ungebrannte Ziegel, die in ihrer Stärke mit gebrannten Ziegeln vergleichbar sind. Die Technologie verursacht keine Luftverschmutzung, da ein Brennen nicht erforderlich ist. Zusätzlich besitzt ECO5000 Eigenschaften, die die Zementbestandteile verdichten. Trägt man die Mischung daher auf bereits existierende Blöcke auf, erhöhen sie deren Widerstandsfähigkeit gegen Wasser.
Etwa zur selben Zeit hielt EIKEN Ausschau nach neuen Businesschancen in Bangladesch, wo die Luftverschmutzung durch die Ziegelindustrie ähnlich problematisch ist. Man suchte nach den geeignetsten Rohmaterialien vor Ort zur Produktion ungebrannter Ziegel und entwickelte dementsprechend ein neues Rezept.
„Wir hatten gehört, dass das Unternehmen „Bangladesh Inland Water Transport Corp.“ Probleme bei der Entsorgung von ausgebaggertem Schlamm hat, da er auch Meerwasser enthält. Daher entwickelten wir ein Rezept, bei dem ECO5000 mit Sand aus dem Meer, ausgebaggertem Schlamm und einem kleinen Anteil Zement gemischt wird. 2022 luden wir zudem Experten zur Ziegelherstellung aus Bangladesch nach Japan ein, um sie in der neuen Technik auszubilden“, so Hachiya.

Bild: HACHIYA Hideaki bei einer persönlichen technischen Anleitung in Shatkira, Bangladesch.
Die Fabrik in Nepal musste aufgrund der COVID-19-Pandemie ihren Betrieb vorübergehend einstellen, aber in Bangladesch konnte EIKEN sowohl eine Partnerschaft mit einem großen Unternehmen abschließen als auch einen Standort für eine Fabrik finden. Die Produktion in großem Stil vor Ort soll 2025 aufgenommen werden. Zunächst werden ungebrannte Ziegel neben gebrannten Ziegeln unter der technischen Leitung von EIKEN produziert, um so die kontinuierliche Beschäftigung der Arbeitskräfte sicherzustellen, die derzeit noch mit der Herstellung gebrannter Ziegel befasst sind. Künftig könnten, sobald ungebrannte Ziegel weite Verbreitung finden, neue Arbeitsplätze entstehen, ohne dass dafür landwirtschaftliche Flächen benötigt werden. Regierungsbehörden vor Ort und Unternehmen zeigen großes Interesse an diesem umweltbewussten Baumaterial. Hachiya ist entschlossen, die Herstellung und Verwendung ungebrannter Ziegel in ganz Bangladesch zu fördern und strebt einen anfänglichen Marktanteil von zehn Prozent an.

Bild: HACHIYA Hideaki, Präsident von EIKEN Co., Ltd.
„Ich beziehe mich auf das Konzept des Social Business des aus Bangladesch stammenden Sozialunternehmers und Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus“, erklärt Hachiya. „Es nimmt Bezug auf wirtschaftliche Aktivitäten, die die Interessen aller Beteiligten und der Gesellschaft als Ganzes im Blick haben und nicht nur die eigenen Interessen verfolgen. In Zukunft möchte ich Yunus‘ Philosophie durch die Verbreitung der Herstellung ungebrannter Ziegel in anderen Ländern, in denen Ziegel als Baumaterial verwendet werden, unterstützten, etwa im Mittleren Osten, in Afrika und in Südostasien.“
Das Original dieses Beitrags wurde von KIZUNA, dem offiziellen Online-Magazin der Regierung von Japan, übernommen und für NEUES AUS JAPAN ins Deutsche übersetzt. Den Originalbeitrag (in englischer Sprache) finden Sie hier: https://www.japan.go.jp/kizuna/2025/07/non-fired_bricks_protect_air.html