Keiretsu (Unternehmenskonglomerate) wurden von europäischen und
amerikanischen Autoherstellern wegen ihrer undurchsichtigen
Geschäftspraktiken und hohen Kosten abgelehnt. In den neunziger Jahren
hielten wegen der starken Betonung der Wettbewerbsfähigkeit im Kostensektor
zunehmend Geschäftspraktiken aus dem Westen Einzug in
die japanischen
Unternehmen. Nun aber werden keiretsu als eine Möglichkeit,
erfolgreich Geschäfte zu machen, neu bewertet. Der japanische Stil von enger
Kooperation zwischen einem Produzenten und seinen Zulieferern innerhalb
einer Unternehmensgruppe wird zunehmend als ein Weg zur Senkung von Kosten
und Erhöhung der Produktivität angesehen, um so mit der größer gewordenen
Nachfrage aus China und anderen Ländern mithalten zu können.
Wiederauferstanden
Mit keiretsu wird eine pyramidenförmige Geschäftsstruktur bezeichnet,
die ursprünglich aus Japan stammt, wobei ein großer Hersteller an der Spitze
mit vielen Zulieferern an der Basis verknüpft ist. Die Unternehmen arbeiten
bei der Entwicklung und Produktion von Gütern langfristig zusammen.
Japanische Automobilexporte nahmen nach den Ölkrisen in den siebziger Jahren
rasant zu, als die Verbraucher in den Vereinigten Staaten und anderen
Ländern entdeckten, dass diese Autos sehr gute Qualität und sparsamen
Verbrauch bei niedrigen Preisen bieten. Dies führte in den achtziger Jahren
zunehmend zu Handelsfriktionen zwischen Japan und den Vereinigten Staaten,
insbesondere im Automobilbereich, und japanische Hersteller wurden
schließlich für ihre keiretsu-Methoden und andere Praktiken
kritisiert. Im Gegenzug errichteten sie neue Produktionsstätten in den
Vereinigten Staaten und unternahmen große Anstrengungen, um die Spannungen
abzubauen. Einige der großen japanischen Automobilhersteller entschieden,
mehr Zubehörteile aus den Vereinigten Staaten zu verwenden, um so den Anteil
der vor Ort produzierten Teile in ihren Autos zu erhöhen.
Der Zusammenbruch der sogenannten Bubble Economy in den frühen neunziger
Jahren brachte manche japanischen Unternehmen an den Rand des Bankrotts, so
dass einige ihr Überleben dadurch zu sichern suchten, indem sie sich stärker
mit ausländischen Unternehmensgruppen verbanden. Ausländische Produzenten,
die den japanischen Unternehmen Kapital zur Verfügung stellten, schenkten
den Verbindungen innerhalb der keiretsu wenig Beachtung und senkten
die Kosten dadurch, indem sie den Zulieferern mit dem besten Angebot
umfangreiche Aufträge erteilten.
Die Nissan Motor Co. ist dafür ein Paradebeispiel. Unter der Leitung von
Carlos Ghosn, der von dem Mutterunternehmen von Nissan, dem französischen
Automobilunternehmen Renault entsandt wurde, wurde eine Umstrukturierung vorangetrieben, die
die Zahl der Zulieferbetriebe reduzierte und die finanzielle Beteiligung von
Seiten Nissans an fast sämtlichen 1400 Unternehmen der Gruppe beendete. Die
Erfolge im Bereich der Kostensenkung führten das Unternehmen schließlich
zurück in die schwarzen Zahlen.
Auswirkungen auf Zulieferer
Nun aber halten die keiretsu erneut Einzug in die Automobilindustrie.
Im Juni 2005 gründete die Mitsubishi Motors Corporation eine neue
Organisation, die größtenteils 160 Unternehmen umfasst, die bereits zum drei
Jahre zuvor aufgelösten keiretsu gehörten. Mitsubishi Motors
entsendet Ingenieure in die fünf einzelnen Sektionen der Gruppe, von denen jede eine bestimmte Komponente abdeckt und führt regelmäßige Studientreffen
durch. Das Unternehmen ist davon überzeugt, dass es langfristig
Kostensenkungen nur dadurch erreichen kann, indem das Mutterunternehmen mit
den Zulieferern für die Qualitätsverbesserung bei Produkten und
Geschäftspraktiken zusammenarbeitet.
Die großen Zulieferer beginnen den Wandel bereits zu spüren. Bislang
verfolgte die Honda Motor Co. die Politik, ihre eigene Kerntechnologie zu
entwickeln und verfügte nicht über Tochterunternehmen als Zulieferer wie
andere große Unternehmen. Das Unternehmen hat nun jedoch seinen Kurs
geändert und wird mit Zulieferern bei der Ausweitung der Produktivität
zusammenarbeiten, um so mit der wachsenden chinesischen Wirtschaft mithalten
zu können. Honda plant zudem, Hauptanteilseigner bei der Nihon Plast Co.,
einem Hersteller von Airbags und Kunststoffkomponenten, zu werden.
Im Januar 2005 erhöhte Nissan seinen Aktienanteil an der Calsonic Kansei
Corporation, die sich auf die Produktion von Modulen, die aus einer Vielzahl
von Teilen bestehen, spezialisiert hat, von 27,6 % auf 41,7 %. Und im Juni
entsandte die Toyota Motor Corporation erstmals direkt einen Manager des
Unternehmens zur Aisin Seiki, einem Tochterunternehmen, um dort die
Führung zu übernehmen und das Management der Unternehmensgruppe zu stärken.
Einige Experten aus der Automobilindustrie glauben, dass die Vorteile der
keiretsu künftig noch deutlicher hervortreten werden, da die japanischen
Hersteller ihre Produktion in Übersee weiter ausbauen.
(Copyright © 2005 Web Japan. Hg.
von Japan Echo Inc.)
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