Filme aus Japan

„Samurai Fiction“

(Japan 1998, 111 Minuten)

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Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.12                            November 2005

 

 

 

 

 

Letzten Monat sprachen wir an dieser Stelle über „richtige Männer“ und ihre Darstellung in japanischen Klassikern, wie „Die sieben Samurai“. Ich möchte dieses Mal zumindest das Sujet erneut aufgreifen und Ihnen einen meiner persönlichen Favoriten des modernen japanischen Films vorstellen: Hiroyuki Nakanos „Samurai Fiction“.

„Samurai Fiction“ ist eine launige Persiflage auf die altbewährten Samurai-Dramen um Kampf, Rache und Vergeltung. In einer Zeit des Friedens (1696) begegnen uns die Samurai des Nagashima-Clans beim friedvollen Go-Spiel und der hingebungsvollen Perfektionierung ihrer Kampfkünste, als sie aus ihrer kontemplativen Ruhe aufgeschreckt werden. Das anvertraute Schwert des Shoguns ist verschwunden; entwendet von dem zu seinem Schutz bestellten Kazamatsuri – einem Schwertkünstler, der sich somit nicht nur frech an fremden Eigentum vergriff, sondern zudem seinen Lehnsherrn böse verriet. Zur Wahrung der Ehre und des Gesichts wird – um den kostbaren Verlust zu vertuschen - eine Kopie des Schwertes angefertigt und der hitzköpfige Sohn des obersten Clansherren, Heishiro (Mitsuru Fukikoshi) macht sich auf, den abtrünnigen Dieb zu stellen...

Soweit klingt der Plot nicht eben originell, solcherart Geschichten glauben wir bereits mehrfach gesehen zu haben. Haben wir aber nicht – denn die visuelle Umsetzung dieser Geschichte überrascht und erheitert immer wieder aufs neue. Regisseur Nakano drehte ursprünglich Musikvideos und ist bei uns am ehesten durch seinen Clip zu Deelites "The Groove is in the Heart" bekannt. Er verbindet in seinem Film die traditionellen Elemente des Jidaigeki (Geschichtsdramas) mit einer Videoclip-Ästhetik, die einfach nur fasziniert. Der Film besteht aus schwarz-weißen Bildern, nur unterbrochen durch die in Rot getauchte Leinwand, wenn Blut fließt; er verfügt über Zooms, Kamerafahrten (Heishiro und seine zwei Jugendfreunde jagen in einer Einstellung der enteilenden Kamera hinterher, dass einem selbst als Zuschauer der Atem ausgeht), Zeitlupen und vor allem einen hinreißenden Soundtrack (von Tomoyasu Hotei, der gleichzeitig Kazamatsuri darstellt), die ihn zu einer perfekten Show machen.

Die Handlung ist zudem gespickt von skurrilen Gestalten, wie drei völlig abgedrehten Yakuza, einer Femme Fatale in Gestalt der Chefin eines Freudenhauses und Geliebten des Bösewichts und einem sich aus Falltüren herablassenden Ninja-Verschnitts von einem in die Jahre gekommenen Hausdiener ... Auch Heishiro und seine Freunde gehen weit über das Maß hinaus, das ein Kurosawa zur Darstellung jugendlichen Ungestüms gebilligt hätte (wie Thomas Willmann so schön in seiner entsprechenden Kritik schrieb): die drei sind hemmungslos albern, infantil und Heishiro zudem ein Held, der beim Anblick eines entblößten Frauenbeins Nasenbluten bekommt. Doch dank des weisen Ronin Hanbei Mizuguchi – einem Lehrmeister vergleichbar den Protagonisten aus „Tasogare-seibei“ und „Kakushi ken“, der der Gewalt abgeschworen hat - und seiner entzückenden Tochter wird die Jagd nach dem Schwert für den jungen Hagestolz der Weg zum Erwachsenwerden und für uns eine durchaus vergnügliche Unterhaltung.
 

Fazit: Samurai Fiction oder wie im Titel angekündigt „SF:Episode One“ sollen 140 Episoden unter Titeln wie "Silent Femme", "Super Funky" oder "Sonic Fiona" folgen. Mich würde es freuen.
 

 
 

J.G.(Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)  


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