Filme aus Japan

„The Call“

(Japan 2003, 111 Minuten, FSK 16)

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Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.13                              Dezember 2005

 

 

 

 

 

Takashi Miike ist bekannt als Vielfilmer und cineastisches Chamäleon. Er drehte Yakuza-Filme wie „Graveyard of Honor“, Komödien wie „Shangri-La“ und verstörende Horrorfilme wie „Audition“. Von einem kurzen Gastspiel von „Audition“ in den Programmkinos abgesehen, hat es jedoch keiner seiner Filme auf die großen deutschen Leinwände geschafft. Mit „The Call“ ist das nun anders, was wohl in erster Linie dem Erfolg der aktuellen japanischen Horror-filmwelle und deren Neuaufbereitung in den Studios Hollywoods zu verdanken ist.

Soweit die Fakten. Ob es jedoch gut ist, dass gerade „The Call“ Miikes Einstieg in die deutsche Filmwelt markiert, ist eher fraglich. Denn der Film ist nicht wirklich gut. Da man Miike eh morbide Fantasien nachsagt, nimmt es nicht wunder, dass er sich dem Trend folgend im Horrorgenre versucht. Allerdings wiederholt Miike – nur leicht variiert - den erfolgreichen Plot der „Ringu“- Filme und das ist weder originell noch übermäßig spannend. Aber ich greife vor.

In „The Call“ sind keine Videos, sondern Anrufe die Todesboten - japanische Szene-Teenager erhalten mysteriöse Anrufe auf ihre Handys. Die Anrufe kommen aus der Zukunft und sind von ihnen selbst, im Augenblick ihres – unfreiwilligen – Todes. Sie sterben durch Stürze auf Gleise oder in Fahrstuhlschächte oder gar vor laufender Kamera. Nichts scheint das per Handy angekündigte Schicksal aufhalten zu können. So weit so makaber. Der Film wäre jedoch kein echter Gruselschocker, wenn es nicht eine Heldin respektive einen Helden gäbe, der diesen todbringenden Kreislauf durchbrechen könnte. Das ist in unserem Fall die durchaus ansehnliche Studentin Yumi Nakamura (Kou Shibasaki), die durch die Aufarbeitung der Traumata ihrer Kindheit dem Fluch auf die Spur kommt.

Wenn auch Miikes Film nicht wirklich als Horrorfilm funktioniert, weil alles zu vorhersehbar scheint, wird er hier wirklich bedrückend. Das wahre Grauen entsteht durch die Widerspiegelung einer Gesellschaft, die Kinder verwahrlosen und sterben lässt, sie quält, verstößt und verhungern lässt. In emotionalem wie wörtlichen Sinne. Man sieht sie vor sich, die kleinen Jessicas und Tims, die unbemerkt auf der Schattenseite des Lebens aufwachsen und aufgrund der allgemeinen Gleichgültigkeit unserer Konsumgesellschaften nie eine echte Chance hatten. Versteht man diesen Aspekt als indirekte Gesellschaftskritik und nimmt man die Szene der skrupellosen Vermarktung des Todes eines der Mädchen in einer Live-Show des japanischen Fernsehens dazu, mag der Film durchaus nachdenkenswerte Ansätze zeigen. Alles in allem jedoch ist er ein professionell runtergekurbeltes Mittelding aus Horror-, Teenie- und Kriminalfilm (die dargestellten Polizeibeamten sind das Klischee an sich), der nicht wirklich unter die Haut geht.
 

Fazit: Auf der aktuellen Welle japanischer Horrorfilme wie „The Ring“ und „Dark Water“ reitend, versucht sich Takashi Miike an einem Plot, den wir in dieser oder jener Form bereits kennen. Das unentschlossene Verknüpfen der Handlung mit übersinnlichen Erscheinungen, vager Gesellschaftskritik und klassischen Kriminalelementen verlangt dem Zuschauer vor allem gegen Ende des Films viel guten Willen ab.
 

 
 

J.G.(Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)  


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