Aus Japan, dem Geburtsland von Manga, Anime und Videospielen, tritt nun
Cosplay, eine weitere Form der japanischen Popkultur, den Siegeszug in
die Welt an. „Cosplayers“ kleiden sich nach dem Vorbild ihrer
Lieblingsfiguren aus Manga und Anime. In Japan findet seit einigen Jahren der
World Cosplay Summit statt, ein Festival, das „Costume Players“ aus aller
Welt anlockt.
Teil des Mainstreams
Der Begriff Cosplay setzt sich aus den englischen Wörtern costume und
play zusammen und wird auch von englischen Muttersprachlern zunehmend
verwendet. Cosplay galt ursprünglich als exklusiver Bereich der otaku
(fanatische Anime- und Mangafans, die irgendwie als schräg galten). In den
neunziger Jahren jedoch traten Cosplayers zunehmend auch auf Comic- und
Anime-Veranstaltungen auf, bis sie schließlich durch die häufige
Berichterstattung in Magazinen, Fernsehen und anderen Medien Teil des
Mainstreams wurden.
In jüngster Zeit zeigen immer mehr Cosplayers ihre Kostümkreationen im
Internet. Es gibt inzwischen zahlreiche Fanklubs, und einige der
bekanntesten Fans stellen ihre eigenen Fotoserien ins Netz.
Präsentation von „Cool Japan“
Angesichts der bereits bestehenden Kultur in Europa und den Vereinigten
Staaten, sich zu bestimmten Anlässen zu verkleiden, z.B. zu Halloween, sind
junge Menschen aus diesen Ländern in hohem Maße empfänglich für Cosplay. Der
World Cosplay Summit zieht Cosplayers aus aller Welt an und ist zugleich ein
Schaufenster der japanischen Popkultur. Seit dem ersten Festival 2003 nimmt
die Veranstaltung jedes Jahr an Umfang und Ausmaß zu. 2005 fand sie im
Rahmen der Weltausstellung Expo 2005 Aichi Japan statt, und heute ist sie
ein richtiges internationales Event.
Der World Cosplay Summit 2006 fand in diesem Jahr am 6. August in Nagoya statt.
Die Veranstaltung wurde vom Außenministerium sowie vom Ministerium für Land,
Infrastruktur und Verkehr als eine Plattform zur Verbreitung der japanischen
Kultur in der ganzen Welt gefördert. Diesmal nahmen Cosplayers aus
Deutschland, Italien, Spanien,
Frankreich, Singapur, China, Thailand, Brasilien und Japan teil, die sich in Vorentscheidungen in den einzelnen
Staaten qualifiziert hatten.
Wir haben einige der Teilnehmer über ihre Begeisterung für Cosplay befragt.
Daniela Guldenpfennig und Tanja Reschke aus Deutschland präsentierten sich
in einem Kostüm aus Aoi Nanases Werk Seven Colours of the Wind bzw.
als Hotaru Futaba aus Garou Mark of the Wolves. „Die meisten meiner
Freunde sind Fans von Cosplay,“ meint Tanja und bestätigt damit die
zunehmende Popularität dieser Form der Popkultur. Über Japan befragt, meint
Daniela: „Wir mögen die Tempel. Sie sind so schön. Und Shibuya - dort kann
man so toll einkaufen!“
Maurisio und Monica Somenzari L. Olivas traten als Geschwisterpaar für
Brasilien an und errangen beim Festival 2006 den ersten Preis. Sie waren als
Hughes de Watteau bzw. Augusta Vradica aus Trinity Blood gekleidet
und hatten ihre Kostüme mit Hilfe ihrer Eltern geschneidert. Mauricio hat
vor sechs Jahren begonnen Japanisch zu lernen, als er sich von Sailor
Moon begeistern ließ. Er mag besonders das Kreuz und die Hose seines
Kostüms, während Monica ihr Hut am besten gefällt.
Yu Xin Hao und Ni Jia Ting, die Teilnehmer aus China, waren zum ersten Mal
in Japan. Yu war als Genzo aus Saiyuki gekleidet, während Ni als
Kagome Higurashi aus
Inuyasha kostümiert war. Beide
haben ihre Kostüme
selbst gefertigt und beide wollen ihr einzigartiges Hobby fortführen.
Anne-Cécile M. und Léna D. aus Frankreich traten als Bitter
Seki aus Pinky St.: The Animation bzw. als Nadia aus Fushigi no
Umi no Nadia auf. Anne-Cécile erzählt, dass so viele Bewerber am
französischen Cosplay-Contest teilnehmen wollten, dass einige nicht
zugelassen werden konnten. Und Léna meint: „Zuerst waren meine Eltern nicht
so glücklich darüber, dass ich so viel Geld für meine Kostüme ausgebe, aber
jetzt finden sie es toll, dass ich nach Japan reisen konnte, um am Cosplay-Festival
teilzunehmen.“
Gerade in Frankreich ist Cosplay sehr populär, da in dem Land eine große
Manga-Fangemeinde besteht und es eines der ersten Länder war, in denen
japanische Anime Einzug hielten. Ein Wettbewerb mit rund 400 Teilnehmern,
die sich darum bewarben, Frankreich zu vertreten, fand Anfang Juli als Teil
der Japan Expo bei Paris statt.
Die Japan Expo präsentiert Elemente der Subkultur Japans, darunter Manga,
Anime und Pro Wrestling. In diesem Jahr zählte die Expo die Rekordzahl von
60.000 Besuchern. Teilnehmer des Wettbewerbs und auch andere
Expo-Besucher
traten in ihren Cosplay-Kostümen auf, um sich und ihre Originalität zu
präsentieren.
Wenn Kostüme, die durch Manga und Anime inspiriert sind, sich sogar in Paris
- immerhin die Modehauptstadt der Welt - großer Beliebtheit erfreuen, sieht
es so aus, als würde Cosplay als neue Form der japanischen Popkultur die
Welt im Sturm nehmen.
Copyright (c) 2006 Web Japan
Druckversion
|