Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.22                           September 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Deutsche in Japan:
Dr. Uwe Schmelter
Leiter des Goethe-Instituts Tokyo über den Kulturaustausch zwischen Japan und Deutschland

 

 

 

 

 

 

 

Dr. Schmelter kam im Juli 2005 nach Japan, um die Leitung des Goethe-Instituts in Tokyo zu übernehmen. Zuvor war er in Seoul und Manila tätig. Im Frühjahr 2006 ging das Deutschlandjahr in Japan zu Ende, in dessen Rahmen in ganz Japan insgesamt ca 1.600 Veranstaltungen stattfanden. Im Durchschnitt gab es jeden Tag mehr als vier Veranstaltungen mit Deutschlandbezug. Drei Viertel davon waren kulturelle Veranstaltungen, und das Goethe-Institut in Tokyo hatte großen Anteil am Erfolg des Deutschlandjahres. Dr. Schmelter würdigte diese große Zahl von Events als bedeutende Chance, nicht allein das heutige Deutschland in Japan zu präsentieren, sondern darüber hinaus auch als eine gute Gelegenheit, verschiedene Punkte der traditionell guten Beziehungen deutlicher herauszustellen. Die japanisch-deutschen Beziehungen stellten sich als stabile partnerschaftliche Beziehungen in den Bereichen Kultur, Politik und Wirtschaft dar. Dr. Schmelter vergleicht diese bilateralen Beziehungen mit der Beziehung zwischen seit langem miteinander verbundenen Eheleuten und meint lachend: „Zwischen Japan und Deutschland bestehen durch Geschichte und Tradition gefestigte langjährige und vertraute Beziehungen“. Aber so wie ein Mann beim Erscheinen einer attraktiven jungen Frau die Blicke nicht mehr von ihr abwenden könne, so sei Deutschland wegen des großen Potentials in Bezug auf wirtschaftlichen Profite und direkte Investitionen eine Zeitlang ganz versessen auf China gewesen. Nun aber scheine man die Vorzüge des alten Partners wiederentdeckt zu haben und Dr. Schmelter behauptet: „Deutschland hat klar gestellt, wo das Zentrum in den Bereichen Politik, Kultur und Wirtschaft innerhalb Asiens ist - nämlich in Japan.“

Das Goethe-Institut Tokyo widmet sich seit vielen Jahren u.a. in Form von deutschen Sprachkursen, Filmreihen, Symposien und Theaterprojekten aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln der Präsentation Deutschlands. Dr. Schmelter bedauert, dass innerhalb der langjährigen bilateralen Beziehungen das Deutschlandbild in Japan allmählich verstaubt zu sein scheint. Viele Menschen in Japan dächten bei Deutschland vor allem an große Komponisten der klassischen Musik wie Bach und Beethoven. Dies sei gewiss kein negatives Stereotyp; es sei eben ein anderes Deutschlandbild als das in Polen oder Israel. Das Deutschlandbild in Japan sei traditionell positiv, jedoch erschienen Schloss Neuschwanstein, Sauerkraut, Bier oder Bach jungen Menschen in Japan wie verstaubte Antiquitäten. Deutschland sei nicht „cool“ und eher langweilig. Dagegen führt Dr. Schmelter an, dass die jungen Japaner womöglich wüssten, dass Deutschland nicht nur Beethoven sei, aber vielen nicht bewusst sei, dass z.B. Jil Sander, Joop! und Karl Lagerfeld ebenfalls aus Deutschland stammen. Auch Adidas komme aus Deutschland. Junge Menschen unter Dreißig seien für sechzig Prozent des Güterkonsums in Japan verantwortlich und daher müsse man das Interesse der jungen Menschen an Deutschland über die Konsumschiene wecken.

Auf die Frage, ob man mit dem kulturellen Austausch und Verständnis zum Beispiel durch die deutsche klassische Musik nicht auch ein Stereotyp fördere, legt Dr. Schmelter Wert darauf festzustellen, dass das Vermitteln von Kultur etwas anderes sei als Güter zu exportieren. Kultur näher zu bringen sei eine der wichtigsten Aufgaben überhaupt: „Wenn man beispielsweise Geschäftsverhandlungen zwischen zwei Ländern führen will, muss man sich sprachlich verständigen können. Die Verhandlungen könnten bei einem Essen fortgesetzt werden. Folglich muss man die jeweils andere Kultur, etwa die Sprache und die Esskultur, kennen. Stereotype entstehen quasi von selbst. Durch den Dialog mit der Kultur lernt man den Anderen kennen und versucht ihn zu verstehen. So entstehen Freundschaften.“ Dr. Schmelter warnt davor, nicht zutreffende Stereotype zu schaffen. Er hält vielmehr Ehrlichkeit, Toleranz und Respekt für wichtig: „Die Kunst der Zusammenarbeit bringt verschiedene Seiten zusammen. Man muss dem Anderen gut zuhören. Das erfordert Zeit.“ Japan und Deutschland würden sich gut kennen, jedoch gebe es Möglichkeiten, sich weiter zu entwickeln. Auch eine in die Jahre gekommene Ehe könne sich schließlich weiter entwickeln.



 

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