Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.24                            November 2006

 

Filme aus Japan

Gabai Granny

(Japan 2006, 104 Minuten)

 

 

Das nun bereits vierte Berlin Asia-Pacific Film Festival eröffnete Anfang Oktober mit dem japanischen Streifen „Gabai Granny“ und schloss in gewissem Sinne auch damit: „Gabai Granny“ erhielt am 8. Oktober auch den Preis des Festivals für den besten Film.

Nur verständlich somit, dass ich Ihnen diesen Film hiermit gern vorstellen möchte – auch wenn es zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch offen ist, ob der Film je seinen Weg in unsere Kinos finden wird. Regisseur Hitoshi Kurauchi zumindest, der neben seiner Hauptdarstellerin Kazuko Yoshiyuki der europäische Erstaufführung im traditionsreichen Kino Babylon beiwohnte, würde dies natürlich befürworten und zeigte sich ob der positiven Aufnahme seines Werkes glücklich.

Kurauchi führt uns zurück ins Japan der Nachkriegszeit, als sowohl die Lebensmittel als auch die Hoffnungen der Menschen knapp waren. Der kleine Akihito wird von seiner Mutter, die ihn und seinen Bruder nicht ausreichend versorgen kann, zu seiner ihm unbekannten Großmutter nach Saga abgeschoben. Nicht, dass es dort mehr zu essen gäbe, aber die Obâchan bewohnt ein geräumiges Anwesen und profitiert zudem von dem am Haus vorbeifließenden Bach, der täglich die Abfälle des stromaufwärts gelegenen Marktes anspült.
Akihito wird sich durchsetzen – er kann nicht Kendo trainieren und auch nicht Judo, da es an der notwendigen Ausrüstung fehlt, aber er wird Laufen und mit jedem Schritt, den er tut, ein neues Selbstbewusstsein gewinnen.

Sehr einfühlsam und in ruhigen Einstellungen zeichnet der Regisseur das einprägsame Bild einer Zeit, die nicht viel Raum für die Träume, Gefühle und Fantasien eines Kindes ließ. Vor allem dank seiner brillanten Hauptdarsteller gelingt es Kurauchi die auf den Kindheitserinnerungen des bekannten japanischen Komikers Yôshichi Shimada basierende Geschichte eines kleinen verletzten Jungen und seiner ebenso unnahbar wirkenden wie geschäftstüchtigen Großmutter so zu erzählen, dass es das Herz des Zuschauers rührt.

Natürlich wird sich Akihito durchbeißen, natürlich wird er seinen Marathon gewinnen und natürlich wird letztendlich seine geliebte Mutter an seinem großen Tag am Straßenrand stehen, um ihm zuzujubeln. In diesem Sinne bietet die Story keine Überraschungen, ist sie eine typische Geschichte, wie sie uns bereits von Boxern und anderen Underdogs erzählt wurde. Das mag ein Nachteil sein, da man zu schnell ahnt, welcherart die Botschaft ist, die der Regisseur auf seine Fahnen geschrieben hat. Trotzdem hat er einprägsame Bilder gefunden, wie die der Lehrer, die Akihito ihr Bento anbieten, indem sie vorgeben, sich den Magen verdorben zu haben... Und letztendlich unübertroffen – Kazuko Yoshiyuki, als Großmutter. Wie sie ihre Gefühle hinter einer No-Maske aus Stolz und Geschäftigkeit verbirgt und trotzdem keinen Zweifel daran lässt, wie sehr sie liebt. Großes Schauspielerkino.
 

Fazit:

Ein schöner Film über die bereits vielfach erzählte Geschichte eines Jungen, der sich durchsetzen muss und dieses auch mit angemessenem Erfolg tut. Eine wunderbare Hauptdarstellerin, die das Nachkriegsjapan in „schöner Armut“ (rippana bimbo) adelt.

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    

 


Kommentare zur Verleihung des Festivalpreises des Berlin Asia-Pacific Film Festival

Hitoshi Kurauchi (Regisseur):
Ich habe es allein schon als große Ehre empfunden, dass der Film für die Eröffnung des Festivals ausgewählt wurde. Nach der Aufführung wurden aus dem Publikum viele grundsätzliche und sehr zielgerichtete Fragen gestellt - z.B. zur Musik des Films oder zur Ausarbeitung der Rollen. Ich freue mich sehr, dass mein Film bei einem Filmfestival mit einem derart versierten Publikum, das über ein gutes Auge verfügt, ausgezeichnet wurde und dass das Lebenscredo der Hauptdarstellein auch in Europa verstanden wird. Am meisten überrascht sein von der Preisverleihung dürfte aber wohl „Oma Osano“, die in ihrem Grab in Saga ruht.

Kazuko Yoshiyuki (Hauptdarstellerin):
Über die Verleihung des Preises für den besten Film des Asia-Pacific Film Festival freue ich mich sehr und fühle mich sehr geehrt. Ich finde es überaus ermutigend, dass die Menschen - wie weit sie geographisch auch voneinander entfernt sein mögen - eine Botschaft mit dem Herzen aufnehmen können. Unser Wunsch ist es, dass dank des Engagements der Menschen, die den Film beim Festival gesehen haben, noch mehr Menschen diesen Film sehen werden. Wir warten auf diesen Tag.
 

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