Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.30                                     Mai 2007

 

 

Filme aus Japan

The Soup, One Morning

(Japan 2003, 90 Minuten)

 

 

 

 

 

 

Am 4. April dieses Jahres startete critic.de premierenkino – eine neue Filmreihe im Berliner Kino Babylon (von nun an jeden ersten Mittwoch im Monat um 20 Uhr). Schirmherren des Projekts sind der Filmhistoriker Hans Helmut Prinzler und der Regisseur Wim Wenders. Einmal monatlich präsentiert eine Gruppe von 15 ambitionierten Filmschaffenden junges Independent-Kino, das auf Filmfestivals in aller Welt ausgewählt wurde. Eröffnet wurde die Reihe mit dem Erstlingswerk des japanischen Newcomers Izumi Takahashi „Aru Asa, Soup wa“ – „The Soup, One Morning“.

 

Takahashi hat mit seinem durch den „PIA Grand Prix 2004“ und den „Dragons and Tigers Awards“ in Vancouver ausgezeichneten Debüt ein beklemmendes Beziehungsporträt inszeniert, das zwar in Tokyo angesiedelt ist, aber in der Anonymität jeder anderen Großstadt der Welt spielen könnte. Einem jungen Paar beginnt die Liebe und das Vertrauen abhanden zu kommen – ein Prozess, der auf das winzige Appartement der beiden verdichtet und durch eine Digitalkamera gnadenlos abgefilmt wird.   

 

Kitagawa (Hiromasa Hirosue) hat aufgrund von plötzlichen Angstzuständen und Panikattacken seinen Job aufgeben müssen. Seine Verzweiflung und Orientierungslosigkeit treibt ihn in die Hände einer okkulten Sekte, die ihm für viel Geld ein magisches Sofa verkauft und verspricht, sein negatives Karma zu vertreiben. Seine Freundin Shizu (Akie Namiki) steht der Veränderung ihres Freundes hilflos gegenüber. Selbst gestresst durch die Suche nach einer neuen Arbeit, verzweifelt sie an dem sich immer mehr in sich zurückziehenden Kitagawa, dessen Lebensmut auf bedrückende Weise zu erlöschen scheint.

 

Regisseur Takahashi reduziert das zeitlose Drama mit aktuellem Bezug auf einen einzigen Handlungsraum – das winzige Appartement des Paares. Mit dem voyeuristischen Blick einer in der Zimmerecke angebrachten Webcam beobachtet er kommentarlos den unaufhaltbaren Zerfall der Beziehung. Die sachlichen Bilder erinnern an Lars von Tiers Dogma-Filme – Originalschauplätze, kein künstliches Licht, kein Zoom, keine untermalende Filmmusik. Selbst die beiden Schauspieler sind ein Schatten der zu verkörpernden Personen – ihre Gesichter verschwimmen in unsteten Bildern, sind oftmals nur zum Teil zu sehen und wirken seltsam regungslos, so dass es dem Zuschauer schwer fällt, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen. Vermutlich ist das auch die Absicht des Regisseurs – die Verlorenheit und Einsamkeit der Protagonisten in einer Weise deutlich zu machen, die verstört.

Bei allem Minimalismus findet Takahashi einprägsame Bilder, wie das Strudeln der Toilettenspülung oder das Quirlen eines Eigelbs, achtlos auf Tatami-Matten fallende Zigarettenasche oder die unvermeidliche, wenn in diesem Falle auch völlig hoffnungslose, Kirschblüte.

 

Fazit:

Radikales Independentkino, das sich den Szenen einer zerfallenden Beziehung in urbaner Anonymität widmet. Sperrig und nachdrücklich und definitiv keine leichte Kost. Wie lautet einer der Schlusssätze: „We are strangers after all.“   
Infos zur Filmreihe unter www.debut.critic.de

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    
 

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