Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.33                                August 2007

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Filme aus Japan

Ode an die Freude

(Japan 2006, 137 Minuten)

 

 

 

Zu unser aller Freude starteten im Juli zwei neue japanische Filme in unseren Kinos. Es handelt sich dabei um die charmante Highschool-Komödie „Waterboys“ von Shinobu Yaguchi und Masanobu Demes Kriegsmelodram „Ode an die Freude“ („Baruto no gakuen) aus dem vergangenen Jahr, auf das ich mich im folgenden konzentrieren möchte.

Masanobu Deme, ein Schüler Akira Kurosawas, hat sich der wahren Geschichte des Kriegsgefangenenlagers Bando (Tokushima-ken), angenommen, in welchem im Jahre 1914 4.700 deutsche Kriegsgefangene interniert wurden, die sich nach der verlorenen Schlacht im chinesischen Tsingtau ergeben hatten. Für den japanischen Kriegsgegner ein ungewöhnlicher Vorgang, da die „Feiglinge“ den Siegern nun auch noch zur Last fallen, bietet diese Begebenheit reichlich Stoff, nicht nur den Umgang mit Kriegsgefangenen zu thematisieren, sondern die klassische kulturelle Kluft zwischen den Vertretern beider Nationen zu illustrieren.

Das versucht Deme dann auch auf durchaus unterhaltsame Art und lässt seine durchweg frohgemuten Lagerinsassen ihre deutschen Tugenden voll ausleben. Unter Aufsicht des humanistisch gesinnten Kommandanten Toyohisa Matsue (Ken Matsudaira) dürfen sie backen, musizieren, eine Zeitung herausgeben, Herbarien anlegen und anmutig am Reck turnen. Die beteiligten Einheimischen sind beeindruckt bis begeistert und lehren ihrerseits den Langnasen Origami und japanische Kampfkünste. Seinen Höhepunkt findet das freundschaftliche Miteinander dann in der wohl ersten Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie auf japanischem Boden, die inzwischen nicht mehr aus dem japanischen Kulturleben wegzudenken ist. Das mag zum Teil durchaus den Tatsachen entsprechen – Bando galt als Musterlager – doch wirkt das geballte Gutmenschentum etwas bemüht. Nur am Rande werden Vorbehalte gegenüber den deutschen Kriegsgegnern angedeutet, ernsthafte Konflikte oder Zuspitzungen bleiben konsequent ausgespart. Nicht von ungefähr muss sich Regisseur Deme deshalb bei aller guter Absicht den Vorwurf gefallen lassen, er würde schönfärben und die Gräuel des Krieges weitgehend ausblenden.

Der Film ist mit Schauspielgrößen wie Ken Matsudaira und Bruno Ganz (Der Untergang, Der amerikanische Freund, Luther u.a.) als Konteradmiral Heinrich durch die Bank hochkarätig besetzt. Trotzdem lässt einen gerade der Gewissenskonflikt des Admirals, der nach Kriegsende glaubt, sich das Leben nehmen zu müssen und erst durch das einfühlsame Engagement Matsues neuen Lebensmut fasst, seltsam unberührt. Auch die anderen Darsteller agieren oftmals unbeholfen und theatralisch, was es dem Zuschauer nicht eben leicht macht, sich von dieser durchaus anrührenden Geschichte gefangen nehmen zu lassen.

Was auf der Leinwand somit nicht wirklich funktioniert, scheint zumindest bei den Dreharbeiten entspannte Normalität gewesen zu sein: gelebte Völkerverständigung. Der Set in der Nähe von Naruto vereinte Schauspieler und Statisten zahlreicher Länder, darunter u.a. auch Studenten aus Lüneburg, die das Lagerorchester darstellten und Mattias Hirschfeld, der im Rahmen des JET-Programms (Japanese Exchange and Teaching Program) in Naruto arbeitete, wo der Filmset unweit des Geländes des echten Kriegsgefangenenlagers errichtet wurde. Das Drehgelände wurde im übrigen nach Abschluss der Dreharbeiten im März 2006 als Touristenattraktion eröffnet.

 

Fazit:

Ein etwas bemühter Appell an das Gute im Menschen, der den Zuschauer nicht wirklich erreicht. Schöne, wenngleich oft klischeebehaftete Bilder, die sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, reales Kriegsgeschehen süßlich zu verklären.

 
 
 

 
 

J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)    
 

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