Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.55                                   Juni 2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Elf Zielvorgaben für die globale nukleare Abrüstung

- Bedingungen für eine Welt ohne Kernwaffen

 

Vortrag von Außenminister Hirofumi Nakasone im Japan Institute of International Affairs am 27. 04. 2009

Ich habe heute die Ehre, über die nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung zu sprechen - ein Thema, das für den Frieden und die Sicherheit der Welt von entscheidender Bedeutung ist. Ich möchte Herrn Yoshiji Nogami, dem Präsidenten des Japan Institute of International Affairs, und seinen Mitarbeitern für diese Gelegenheit danken. Im Dezember letzten Jahres habe ich meine Entschlossenheit, zum Frieden und zur Sicherheit in der Welt beizutragen, erneuert, als ich das Übereinkommen über Streumunition unterzeichnete.

In jüngster Zeit spüre ich erstmals seit vielen Jahren wieder eine günstige Stimmung für die nukleare Abrüstung. Diese Stimmung hat in den letzten zwei Jahren erheblich an Kraft gewonnen, als vier verdiente US-amerikanische Staatsmänner, darunter der frühere Außenminister George Shultz, in einer Zeitung einen Beitrag mit dem Titel „Eine Welt ohne Kernwaffen“ veröffentlichten.

Japan für seinen Teil, das in den vergangenen fünfzehn Jahren der VN-Generalversammlung jedes Jahr eine Resolution zur völligen Abschaffung von Kernwaffen vorlegte und das sich auch sonst für eine aktive Außenpolitik mit dem Ziel der nuklearen Abrüstung einsetzt, engagiert sich mit Nachdruck dafür, diese günstige Stimmung zu nutzen. Die Gründung der Internationalen Kommission über nukleare Nichtverbreitung und Abrüstung im September letzten Jahres ist Teil dieses Engagements. Mein heutiger Vortrag gibt zudem Japans nachdrückliche Entschlossenheit, eine führende Rolle bei der Förderung der weltweiten nuklearen Abrüstung zu übernehmen, wider.

Die Stimmung für nukleare Abrüstung gewann auch durch die Rede von US-Präsident Barack Obama am 5. April in Prag an Fahrt. Ich unterstütze nachdrücklich seine klar zum Ausdruck gebrachte Bereitschaft, realistische und konkrete Schritte zur Verwirklichung einer friedlichen, sicheren und kernwaffenfreien Welt zu ergreifen.

Allerdings führte Nordkorea am selben Tag, an dem Präsident Obama seine Rede hielt, einen Raketenstart durch. Dieser Raketenstart in Missachtung der Resolution 1718 des VN-Sicherheitsrats stellt eine ernste Herausforderung für den Frieden und die Stabilität unserer Region dar. Auch darf er vom Standpunkt der Nichtverbreitung aus unter keinen Umständen ignoriert werden. Als Antwort auf diese Provokation hat der Sicherheitsrat der VN unter Einschluss Japans eine außerordentlich klar und scharf formulierte Erklärung seines Präsidenten herausgegeben. Nordkoreas Nuklearprogramm stellt zusammen mit seiner Raketenentwicklung eine gravierende Bedrohung nicht nur für Ostasien, sondern für die ganze internationale Gemeinschaft dar. Wir fordern Nordkorea nachdrücklich auf, diese Botschaft der Staatengemeinschaft ernst zu nehmen, die betreffenden Resolutionen des VN-Sicherheitsrats und die Übereinkommen im Rahmen der Sechs-Parteien-Gespräche vollständig zu erfüllen sowie endlich konkrete Schritte zu unternehmen. Wir rufen zudem alle betreffenden Länder dazu auf, umgehend entsprechende Maßnahmen unter Einschluss der Resolutionen des Sicherheitsrats durchzuführen.

Auch wenn Japan sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer der führenden Wirtschaftsnationen entwickelt hat, ist es seinen drei Anti-Nuklearprinzipien treu geblieben, nämlich keine Kernwaffen zu besitzen bzw. herzustellen sowie Kernwaffen auf seinem Territorium zu dulden. Dies geschah, weil Japan als einziges Land den Einsatz von Kernwaffen am eigenen Leib erfahren hat. Zugleich beschränkt es sich selbst streng auf die friedliche Nutzung der Kernenergie. Die Verwirklichung einer Welt ohne Kernwaffen ist Japans lang gehegter Wunsch. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt sich mein Land aktiv für eine Außenpolitik der nuklearen Abrüstung ein. Japan hat die feste Absicht, die günstige Stimmung für eine globale und nachhaltige nukleare Abrüstung weiter zu fördern. Damit strebt es auch eine Verbesserung seines eigenen sicherheitspolitischen Umfelds an.

In der Hoffnung, die Überprüfungskonferenz für den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (Nichtverbreitungsvertrag - NVV) im Jahr 2010 unter allen Umständen zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen, habe ich beschlossen, „elf Zielvorgaben“ aufzustellen, die den Menschen im eigenen Land und in der ganzen Welt Japans Standpunkt in dieser Angelegenheit deutlich vor Augen führen sollen. Ich werde heute zunächst kurz die gegenwärtige Situation in Bezug auf Kernwaffen umreißen und dann elf Zielvorgaben für die Förderung der weltweiten nuklearen Abrüstung vorschlagen. Diese Zielvorgaben gründen sich auf drei Pfeilern, nämlich Schritte zur nuklearen Abrüstung bei allen Staaten, die im Besitz von Kernwaffen sind, Maßnahmen zur Abrüstung und Nichtverbreitung von Seiten der ganzen internationalen Gemeinschaft, insbesondere multilaterale Maßnahmen, sowie Maßnahmen für Staaten, die eine friedliche Nutzung der Kernenergie anstreben.

Ich werde nun über die gegenwärtige Situation in Bezug auf Kernwaffen sprechen.

Zunächst die Entwicklungen in den fünf vom NVV definierten Kernwaffenstaaten.

Seit dem Ende des Kalten Kriegs hat die Rolle der Kernwaffen in der Sicherheitsstrategie zwischen den Vereinigten Staaten und Russland erheblich an Bedeutung verloren. Beide Länder haben ihre strategischen Nukleargefechtsköpfe gemäß dem START I-Abkommen und dem Moskauer Vertrag (Vertrag zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika und der Russischen Föderation über die Verringerung strategischer Offensivwaffen) in großem Umfang reduziert. Auch Großbritannien und Frankreich haben ihre nuklearen Arsenale in einer transparenten Weise verringert. Allerdings fährt China ohne Transparenz in seiner strategischen Ausrichtung damit fort, sein Kernwaffenarsenal zu modernisieren. Bis heute hat es die Zahl seine Kernwaffen nicht verringert, und es veröffentlicht auch keinerlei Informationen über sein nukleares Arsenal.

Zweitens stellt zusammen mit dem bereits genannten Nuklearprogramm Nordkoreas auch die Angelegenheit der nuklearen Entwicklung Irans für die internationale Gemeinschaft eine dringende Frage dar. Iran hat seine Aktivitäten im Bereich der Urananreicherung fortgeführt und ausgeweitet. Es erfüllt damit nicht die Forderungen der Staatengemeinschaft einschließlich einer Reihe von Resolutionen des VN-Sicherheitsrats. Niemand stellt Irans Recht auf die Nutzung der Kernenergie zu friedlichen Zwecken in Frage. Allerdings muss Iran das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft wiedererlangen, indem es die Resolutionen des Sicherheitsrats erfüllt und die Zusammenarbeit mit der IAEA ausbaut.

Drittens gibt es drei Staaten, die außerhalb des NVV stehen, nämlich Indien, Pakistan und Israel. Die Tatsache, dass zwischen Indien und Pakistan, die beide Kernwaffen besitzen, während sie sich an ein Moratorium für Nuklearversuche halten, Anlässe zu einem möglichen Konflikt bestehen, erfüllt die Welt mit Sorge. Israel ist dem NVV nicht beigetreten. Japan beabsichtigt, diese drei Staaten mit großer Beharrlichkeit davon zu überzeugen, dem NVV als Nichtkernwaffenstaaten beizutreten.

Viertens sehen wir seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten auch die zunehmende Gefahr eines terroristischen Aktes unter Nutzung von Massenvernichtungswaffen. Wir müssen unter allen Umständen verhindern, dass nukleares und radioaktives Material in die Hände von Terroristen gelangt. Die internationale Gemeinschaft muss hierfür geschlossen vorgehen.

Sollte der Aufbau der nuklearen Arsenale und die nukleare Verbreitung andauern, könnte dies zu einer Vielzahl von nuklearen Bedrohungen führen, die sich deutlich von der Bedrohung unterscheiden, die wir während des Kalten Kriegs erlebten. Da Japan in Hiroshima und Nagasaki zwei nukleare Katastrophen selbst erfahren hat, kennt mein Land die Schrecken der nuklearen Verwüstung aus eigener Anschauung. Die Staatengemeinschaft muss konzertierte Aktionen unternehmen, um die nukleare Verbreitung zu stoppen, die übergroßen Arsenale an Kernwaffen erheblich zu reduzieren, nuklearen Terrorismus zu verhindern und eine Welt ohne Kernwaffen zu schaffen. Wenn wir uns in Richtung nukleare Abrüstung und Nichtverbreitung bewegen, ist es selbstverständlich notwendig, das reale sicherheitspolitische Umfeld zu berücksichtigen, das uns umgibt. Angesichts der Situation in Ostasien, auf die ich bereits hingewiesen habe, ist der erweiterte Abschreckungsschirm einschließlich der nuklearen Abschreckung im Rahmen der japanisch-amerikanischen Sicherheitsvereinbarungen von entscheidender Bedeutung für Japan. Dies im Hinterkopf behaltend glaube ich, dass die Welt nun einen Punkt erreicht hat, wo sie spezifischer als bisher einen realistischen Ansatz in Bezug auf die nukleare Abrüstung sowie in Bezug auf den entsprechenden Prozess verfolgen sollte, während das internationale nukleare Nichtverbreitungsregime erhalten und ausgeweitet wird.

Ich möchte im Folgenden elf Zielvorgaben zur Förderung einer „weltweiten nuklearen Abrüstung“ auf der Grundlage der drei bereits genannten Pfeiler vorstellen. Diese Pfeiler bestehen aus Schritten zur nuklearen Abrüstung durch alle Staaten, die im Besitz von Kernwaffen sind, Maßnahmen zur Abrüstung und Nichtverbreitung durch die ganze internationale Gemeinschaft, insbesondere multilaterale Maßnahmen, sowie Maßnahmen für Staaten, die eine friedliche Nutzung der Kernenergie anstreben. Ich werde diese Zielvorgaben so präzis wie möglich erläutern.

 

1. Nukleare Abrüstung durch alle Staaten im Besitz von Kernwaffen

Der erste Pfeiler besteht darin, dass alle Staaten, die Kernwaffen besitzen, d.h. die fünf Kernwaffenstaaten gemäß NVV und Staaten, die dem NVV noch beitreten müssen und die über Kernwaffen verfügen, konkrete Schritte unternehmen, um ihre nuklearen Arsenale ganz erheblich zu verringern. Diesbezüglich schlage ich fünf Zielvorgaben vor.

(Führung durch und Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und Russland)

Die erste Zielvorgabe ist die Führung durch und die Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und Russland. Es ist wichtig und bildet einen der Schlüsselfaktoren, dass die Führung durch und die Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und Russland, die beide in der nuklearen Abrüstung aktive Fortschritte gemacht haben, ausgeweitet wird. Japan begrüßt die bisherigen Abrüstungsschritte dieser beiden Länder und unterstützt die Idee, dass sie für den Ausbau ihrer Führung auf dem Gebiet der Reduzierung von Kernwaffen verantwortlich sind. Noch präziser ausgedrückt: Ich erwarte, dass die Vereinigten Staaten und Russland die Welt zu einer neuen sicherheitspolitischen Ordnung hinführen. Dies erreichen sie durch einen umfassenden bilateralen strategischen Dialog über den Abschluss einen Vertrags, der das START I-Abkommen möglichst bald ablöst, durch die weitere Reduzierung ihrer nuklearen Gefechtsköpfe, durch die Gestaltung gegenseitigen Vertrauens in den Bereichen Raketenabwehr und durch den Ausbau des Rahmenwerks zur Kontrolle von Kernwaffen und nuklearem Material.

(Nukleare Abrüstung durch China und andere Staaten im Besitz von Kernwaffen)

Die zweite Zielvorgabe lautet nukleare Abrüstung durch China und andere Staaten im Besitz von Kernwaffen. Für die weitere Förderung der weltweiten nuklearen Abrüstung ist es von entscheidender Bedeutung, dass diese Staaten Maßnahmen zur nuklearen Abrüstung ergreifen, einschließlich einer Reduzierung ihrer Kernwaffen, während sie gleichzeitig die Transparenz in Bezug auf ihre Arsenale verbessern. Zusätzlich müssen sie die Entwicklung von Kernwaffen und Raketen sowie anderen Trägersystemen einstellen, die die Stimmung für die nukleare Abrüstung untergraben würden, während die Vereinigten Staaten und Russland Anstrengungen zur nuklearen Abrüstung unternehmen. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Anstrengungen Großbritanniens und Frankreichs der letzten Jahre auf dem Gebiet der nuklearen Abrüstung weiter verstärkt werden.

(Transparenz in Bezug auf die nuklearen Arsenale)

Drittens die Sicherstellung der Transparenz in Bezug auf die nuklearen Waffensysteme. Es ist notwendig, den Teufelskreis zu durchbrechen, der durch mangelnde Transparenz in Bezug auf die nuklearen Waffensysteme dem Misstrauen weiteren Auftrieb gibt und die Nachbarstaaten in Sorge versetzt, was wiederum zu einem Ausbau des militärischen Potentials führt. Das gegenseitige Misstrauen zu überwinden und das Gestalten von Vertrauen durch die Verbesserung der Transparenz in Bezug auf das militärische Potential auf gegenseitiger Basis werden dazu beitragen, die Stabilität auf regionaler Basis zu stärken. Daher fordere ich alle Staaten im Besitz von Kernwaffen auf, auf regulärer Grundlage ausreichende Informationen über ihre eigenen Kernwaffenarsenale offen zu legen, wie die Anzahl der Kernwaffen, die Menge des spaltfähigen Materials und die Trägersysteme. Auch möchte ich ein neues Konzept für eine „Kultur der Offenlegung von Informationen“ vorschlagen, für dessen Ausgestaltung die Staaten im Besitz von Kernwaffen zusammenarbeiten sollten.

(Unumkehrbare nukleare Abrüstung)

Viertens die unumkehrbare nukleare Abrüstung. Maßnahmen für die nukleare Abrüstung sind nutzlos, wenn sie nicht unumkehrbar sind. Japan begrüßt die Abrüstungsschritte, die einige Staaten im Besitz von Kernwaffen bisher unternommen haben, etwa die Unbrauchbarmachung nuklearer Gefechtsköpfe, nuklearer Testanlagen und Einrichtungen zur Produktion spaltbaren Materials für Kernwaffen. Wir fordern die Staaten im Besitz von Kernwaffen auf, die solche unumkehrbaren Abrüstungsschritte bisher nicht unternommen haben, diese nun durchzuführen.

(Studie über zukünftige Verifizierung)

Fünftens eine Studie über die zukünftige Verifizierung der Unbrauchbarmachung von Kernwaffen. Mit der fortschreitenden Verringerung der nuklearen Arsenale wird auch eine in hohem Maße zuverlässige Verifizierung der Verschrottung von Kernwaffen notwendig. Während dieser Verifizierung der Verschrottung der Gefechtsköpfe müssen die sensiblen Informationen in Bezug auf die nuklearen Gefechtsköpfe streng geschützt werden, um ein Bekanntwerden dieser Informationen zu verhindern. Japan begrüßt daher die Initiative Großbritanniens und Norwegens zur Durchführung von technischen Forschungen in Bezug auf diesen Verifizierungsansatz. Indem es der großen Bedeutung der wissenschaftlichen und technologischen Aspekte seiner Außenpolitik große Bedeutung beimisst, ist Japan bereit, mittels einer Zusammenarbeit der betreffenden Organisationen in unserem Land, die über die entsprechende Expertise verfügen, einen Beitrag für diese Initiative zu leisten.

 

2. Von der ganzen internationalen Gemeinschaft zu ergreifende Maßnahmen

(Multilaterale Maßnahmen)

Der zweite Pfeiler besteht aus Maßnahmen, die die ganze Staatengemeinschaft ergreifen muss, insbesondere multilaterale Maßnahmen. Um eine Welt ohne Kernwaffen zu verwirklichen, ist es notwendig, dass - während die Staaten im Besitz von Kernwaffen sich für die nukleare Abrüstung einsetzen - die gesamte internationale Gemeinschaft allgemeingültige Normen für Abrüstung und Nichtverbreitung annimmt und diese befolgt. Hierfür schlage ich drei multilaterale Zielvorgaben vor.

(Verbot von Nuklearversuchen)

Zunächst ein Verbot von Nuklearversuchen. Ich begrüße die aufgeschlossene Haltung der neuen US-Regierung in Bezug auf die Ratifizierung des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen (UVNV) oder Testverbotsvertrags. Ich hoffe, dass die Vereinigten Staaten diesen Vertrag noch vor der NVV-Überprüfungskonferenz im Jahr 2010 ratifizieren werden. Japan wird mit China, Indien, Pakistan und anderen Staaten zusammenwirken, deren Ratifizierung des Vertrags für sein In-Kraft-Treten erforderlich ist, damit diese Staaten den Vertrag so früh wie möglich ratifizieren. Es wird ein „Programm zur Förderung des frühzeitigen In-Kraft-Tretens des UVNV“ aufstellen, mit dessen Hilfe auf eine rasche Ratifizierung gedrängt und ein Beitrag zur Gestaltung eines globalen Verifizierungssystems geleistet wird. Mit dem Ziel, diesen Ländern bei der Ratifizierung des UVNV zu helfen, ruft Japan zu einem Moratorium für Nuklearversuche auf, abhängig vom Beginn des In-Kraft-Tretens des UVNV.

(Verbot der Produktion von spaltbarem Material für Kernwaffen)

Zweitens ein Verbot der Produktion von spaltbarem Material zu Waffenzwecken. Die Verhandlungen über einen Vertrag zur Reduzierung von spaltbarem Material, der die Produktion hochangereicherten Urans und Plutoniums, das für Kernwaffen verwendet wird, untersagt, haben noch nicht begonnen. Die Staatengemeinschaft sollte die Verhandlungen über diesen Vertrag umgehend aufnehmen und eine quantitative Begrenzung von Kernwaffen aufstellen. Außerdem fordere ich alle Staaten mit Nachdruck auf, die Produktion von spaltbarem Material für Waffenzwecke einzufrieren, abhängig vom Abschluss dieses Vertrags.

(Beschränkungen für ballistische Raketen)

Drittens eine Beschränkung für ballistische Raketen, die in der Lage sind, einen nuklearen Gefechtskopf zu transportieren. Wie am Beispiel von Nordkorea deutlich wird, gibt die Entwicklung ballistischer Raketen Anlass zu Verdächtigungen und Spannungen in Regionen auf der ganzen Welt, einschließlich Nordostasien. Unter diesen Umständen unterstützt Japan die Ausweitung des Vertrags über Nuklearwaffen mit mittlerer Reichweite zwischen den Vereinigten Staaten und Russland auf die ganze Welt sowie den Vorschlag der EU für einen Vertrag über das Verbot von Boden-Boden-Raketen mit kurzer und mittlerer Reichweite. Die internationale Gemeinschaft sollte Überlegungen, wie effektive globale Beschränkungen für ballistische Raketen verhängt werden können, verstärkt ihre Aufmerksamkeit widmen.

3. Maßnahmen zur Unterstützung der Staaten, die eine friedliche Nutzung der Kernenergie anstreben

Zusätzlich zur Förderung der weltweiten Bemühungen zur Abrüstung und Nichtverbreitung, die ich gerade angeführt habe, ist es auch wichtig, die friedliche Nutzung der Kernenergie voranzutreiben. In den letzten Jahren hat eine zunehmend größere Zahl von Ländern vom Standpunkt der Energiesicherheit und des Kampfes gegen die Erderwärmung aus Interesse daran bekundet, die Stromerzeugung mittels Kernenergie einzuführen bzw. auszuweiten. Es muss nicht ausdrücklich betont werden, dass es bei der Förderung der friedlichen Nutzung der Kernenergie von großer Bedeutung ist, die nukleare Nichtverbreitung zu gewährleisten, nuklearen Terrorismus zu verhindern sowie die Sicherheit in Bezug auf die nuklearen Anlagen und Materialien zu garantieren. Dies ist der dritte Pfeiler, und ich schlage diesbezüglich drei Zielvorgaben vor.

(Internationale Zusammenarbeit im Bereich zivile Kernenergie)

Erstens die Förderung der internationalen Zusammenarbeit im Bereich der zivilen Kernenergie. Japan hat einen Ansatz verfolgt, der mit „3S“ bezeichnet wird. „3S“ bezieht sich auf Richtlinien (safeguards), nukleare Sicherstellung (safety) und nukleare Sicherheit (security). Japan ist bestrebt, die Bedeutung von „3S“ international zu fördern und diesen Ansatz zu einem allgemein akzeptierten Standard zu machen. Mein Land beabsichtigt, Länder, die neue Kernkraftwerke einführen, in der Weise zu unterstützen, dass dabei die „3S“ gewährleistet werden. Japan hat die Entwicklung von Humanressourcen und den Aufbau von Kapazitäten insbesondere in asiatischen Ländern unterstützt, die Kernkraftwerke neu einführen. Zusammen mit der IAEA plant Japan im kommenden Herbst in Tokyo eine internationale Konferenz über nukleare Sicherheit in den asiatischen Ländern, insbesondere in den Ländern, die mit der Einführung von Kernkraftwerken befasst sind. Es wird dies die zweite Konferenz ihrer Art sein, nachdem die Ergebnisse der ersten Konferenz im Jahr 2006, die ebenfalls in Tokyo stattfand, in hohem Maße gelobt wurden.

Zusätzlich dazu wird Japan einen aktiven Beitrag zur internationalen Diskussion über die Sicherstellung des nuklearen Brennstoffes leisten, zum Beispiel mit dem Vorschlag für die Einrichtung eines Systems zur Registrierung der Kapazitäten der einzelnen Länder in Bezug auf nuklearen Brennstoff in Zusammenarbeit mit der IAEA.

(Sicherheitsrichtlinien der IAEA)

Zweitens die Sicherheitsrichtlinien der IAEA. Japan ist überzeugt, dass es von großer Bedeutung ist, die Transparenz in Bezug auf die Aktivitäten der einzelnen Länder im Nuklearbereich zu verbessern, indem sichergestellt wird, dass alle Länder, die die friedliche Nutzung der Kernenergie fördern, die Sicherheitsrichtlinien der IAEA auf dem jeweils höchsten Niveau umsetzen, insbesondere die Übereinkommen über die umfassenden NVV-Sicherheitsrichtlinien und das so genannte „Model Additional Protocol“. Mein Land hat sich mit Nachdruck für die allgemeine Verbreitung dieser Richtlinien eingesetzt. Bei verschiedenen Gelegenheiten, wie Seminaren der IAEA sowie den Hochrangigen Gesprächen über Nichtverbreitung in Asien, hat Japan sein Wissen und seine Erfahrungen in Bezug auf die Umsetzung der IAEA-Sicherheitsrichtlinien mit anderen Ländern geteilt. Mein Land wird dieses Engagement auch künftig fortführen.

(Verhinderung von nuklearem Terrorismus)

Drittens die nukleare Sicherheit. Wie ich bereits vorhin ausgeführt habe, müssen wir uns mit der Bedrohung durch nuklearen Terrorismus befassen. Um diese Art von Terrorismus zu verhindern, ist es von größter Bedeutung, die Kontrolle über Kernkraftwerke und die entsprechenden nuklearen Brennstoffeinrichtungen zu verbessern. Auch die Kontrolle sämtlichen nuklearen und radioaktiven Materials muss weiter verstärkt werden. Japan begrüßt den Vorschlag von Präsident Obama, neue internationale Anstrengungen zur Kontrolle von nuklearem Material zu unternehmen und als Gastgeber für einen „Weltgipfel für nukleare Sicherheit“ zu fungieren. Japan wird mit den Vereinigten Staaten zusammenwirken, damit dieser Gipfel zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden kann.

Mein Land wird sein Äußerstes tun, damit die elf Zielvorgaben für eine weltweite nukleare Abrüstung, die ich hier angeführt habe, erfüllt werden. Insbesondere beabsichtigen wir, diese Zielvorgaben bei der NVV-Überprüfungskonferenz 2010 vorzuschlagen sowie ein günstiges Umfeld für den erfolgreichen Abschluss der Konferenz zu fördern. In der Zwischenzeit hoffe ich, dass die Internationale Kommission über nukleare Nichtverbreitung und Abrüstung, die ich zu Beginn meines Vortrags angeführt habe und deren Ko-Vorsitz die frühere Außenministerin Japans, Frau Yoriko Kawaguchi, sowie der frühere australische Außenminister Gareth Evans innehaben, bei ihrer abschließenden Zusammenkunft im Herbst dieses Jahres in Hiroshima eine Reihe von realistischen und zielführenden Vorschlägen unterbreiten wird, die alle Länder zu einer Welt ohne Kernwaffen hinführt. Japan begrüßt die Initiative der australischen Regierung bei der Einrichtung dieser internationalen Kommission und wird diesem Gremium seine größtmögliche Unterstützung zuteil werden lassen.

In einer Szene eines Blockbuster-Kinofilms aus dem letzten Jahr überlebt der Held die Explosion einer Kernwaffe, indem er sich in einem Kühlschrank versteckt. Ich war überrascht von dem fast harmlos wirkenden Image einer nuklearen Explosion, das diese Szene vermittelte. Tatsächlich vernichtet eine atomare Explosion alles im Bruchteil einer Sekunde. Ich war fast ein wenig besorgt, dass sich eine derart naive Auffassung weltweit verbreiten könnte. Japan ist das einzige Land, das die durch einen nuklearen Angriff verursachten Zerstörungen künftigen Generationen aufgrund seiner Erfahrungen aus erster Hand vermitteln kann. Im Rahmen des Programms der Gesellschaften der Vereinten Nationen für Abrüstung hat mein Land über 650 Diplomaten aus verschiedenen Ländern nach Hiroshima und Nagasaki eingeladen. Viele Teilnehmer dieses Programms haben nun in den Regierungen ihrer Länder Schlüsselpositionen zur Förderung der nuklearen Abrüstung und Nichtverbreitung inne. Ich bin davon überzeugt, dass es Japans Bestimmung ist, allen Menschen auf der Welt - über die Grenzen unterschiedlicher politischer Ansichten und Ideologien hinweg - das Ausmaß des Leids der Atombombenabwürfe vom August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki vor Augen zu führen.

Es ist schon fast ein Jahrzehnt seit dem Ende des 20. Jahrhunderts vergangen, das ein Jahrhundert der Kriege war. Ob künftige Generationen in einer Welt ohne Kernwaffen leben werden, hängt in hohem Maße von den Ergebnissen unseres Handelns angesichts der vor uns liegenden Herausforderungen ab. Es ist mir daher eine große Freude anzukündigen, dass Japan plant, zu Beginn des nächsten Jahres als Gastgeber einer internationalen Konferenz zu fungieren, auf der ein konzertiertes Vorgehen der Staatengemeinschaft zur Förderung weltweiter nuklearer Abrüstung angestrebt wird. Ich möchte diese Konferenz provisorisch als „Nukleare Abrüstungskonferenz 2010“ bezeichnen. Als Außenminister des Landes, das als einziges Land Zerstörungen durch Kernwaffen selbst erlitten hat, wäre es mir eine große Freude, wenn das Ergebnis dieser Konferenz und die elf von mir vorgeschlagenen Zielvorgaben zu einem erfolgreichen Abschluss der NVV-Überprüfungskonferenz 2010 führten und uns dabei helfen würden, auf dem Gebiet der nuklearen Abrüstung einen großen Schritt nach vorne zu machen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

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