Botschaft von Japan Botschaft von Japan
Neues aus Japan Nr.61 Dezember 2009

Filme aus Japan

Hachiko
– Eine wunderbare Freundschaft

(USA, 2009, 93 Minuten, FSK frei)

HachikoEs wäre nicht das erste Mal, dass ein Hund einem Schauspieler die Show stiehlt. Nick Nolte wird nachgesagt, er hätte nach Ansicht der fertigen Fassung von „Zoff in Beverly Hills“ gemurrt: „Der verdammte Hund hat den Film geklaut.“ Damals war es ein schwarz-weißer Mischling namens Mike, der in Paul Mazurskys Sozialsatire alle Herzen gewann. Richard Gere, bekennender Buddhist und selbst Hundehalter, trägt es in unserem aktuellen Fall mit Fassung. Trotz massiven Einsatzes seines bewährten Blicks, der Herzen – insbesondere weiblicher Zuschauer - seit Jahrzehnten zum Schmelzen bringt, ist es das plüschige Antlitz des Akita-Rüden Hachiko, dem die Zuschauer in Scharen verfallen. Nur zu verständlich – denn der Hund ist der eigentliche Held dieser Geschichte um Loyalität und Treue, mit der in Japan jedes Schulkind aufwächst und die Regisseur Lasse Hallström jetzt einem weltweiten Publikum vorstellt.

Zu dessen besseren Verständnis wird das „Hachiko Monogatari“ – im Übrigen 1987 bereits in Japan von Seijirô KÔYAMA mit großem Erfolg verfilmt - in eine nordamerikanische Kleinstadt verlegt. Dort findet der Musikdozent Parker Wilson bei der Heimkehr von der Arbeit einen kleinen verlassenen Welpen auf dem Bahnsteig. Der gutmütige Professor, der noch nicht ahnt, dass er es eigentlich ist, der gefunden wurde, nimmt das kleine Bündel mit sich. Ist er zunächst noch überzeugt, dass er dies nur tut, um den eigentlichen Besitzer zu suchen, wird schnell klar, dass der kleine Hund bereits ein Herz und ein Zuhause gefunden hat. Bald sind die beiden unzertrennlich, was uns anhand possierlicher Episoden illustriert wird - wie zum Beispiel, wenn der Professor versucht, seinem Hund das Apportieren von Tennisbällen beizubringen. Das allerdings ist leicht gesagt, nicht aber getan, denn Akita-Inus gelten als ausgesprochen eigensinnige und selbstbewusste Tiere, die ursprünglich für die Bärenjagd gezüchtet wurden und denen wenig daran gelegen ist, den Menschen zu gefallen. Dass Hachiko letztendlich seinem Herrchen den Ball bringen wird, ist Zeichen für die tiefe Zuneigung, die sich zwischen den beiden entwickelt und die sich später darin manifestiert, dass der treue Hund sein Herrchen jeden Abend am Zug erwartet, um ihn nach Hause zu begleiten. Als der Professor einem Herzinfarkt erliegt und nicht mehr zurückkehrt, ist es Hachiko, der unverdrossen und unerschütterlich in seiner Treue weiter jeden Tag vor dem Bahnhof sitzt und wartet. Er tut das weitere neun Jahre, bis zu seinem eigenen Tod.

 

Hachiko

 

Diese Geschichte ist eine wahre. Parker Wilson hieß eigentlich Hidesaburo UENO und war Professor am Institut für Agrarwissenschaften der Universität Tokyo. Der kleine Hachiko holte ihn jeden Abend am Bahnhof Shibuya ab, der 1923 noch ein winziges Häuschen mit Bogenfenstern war – ein Glück, denn im Gewimmel des Shibuya von heute würde wohl niemandem mehr ein Hund, und sei er noch so groß, auffallen. Professor UENO starb unerwartet zwei Jahre darauf und der treue, auf ihn wartende Hund fand seinen Weg in die Herzen der Menschen und in Japans Geschichte. Neun weitere Jahre saß der wahre Hachiko vor dem Bahnhof, bis er starb - seine ursprünglich von Sho ANDO geschaffene Statue steht (mit Unterbrechung – sie wurde im Krieg eingeschmolzen) seit nunmehr 65 Jahren vor dem Bahnhof Shibuya. Sie ist ein Ruhepol im hektischen Treiben des heutigen Bahnhofs und wieder wird dort gewartet – auf den oder die Liebste, Freunde oder Geschäftspartner. Hachikos Pfoten sind blankpoliert vom Berühren, Blümchen werden niedergelegt und er wird nimmermüde fotografiert. Hachiko ist nicht nur Held einer zu Herzen gehenden Geschichte; er ist ein Symbol geworden. Ein Symbol für wahre Freundschaft, bedingungslose Liebe und Treue bis in den Tod.

 

Hachiko

 
 
Fazit:
Behutsam und sensibel erzählte Geschichte, die auf unnötige Dramatik verzichtet. Auch hartgesottene Kinogänger werden sich dem Charme des Hauptdarstellers nicht verschließen können, weshalb ihnen Taschentücher anempfohlen seien.

 

*J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)

 


DruckversionDruckversion


Home | Kalender des Monats | Notizen aus der Redaktion

Thronjubiläum | Japan-Mekong-Gipfel | Metabolisches Syndrom

Jap. Küche: Wagashi | Japanisch lernen | Filme aus Japan