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Neues aus Japan Nr.81 August 2011

Filme aus Japan

Naokos Lächeln

(Japan, 2010, 133 Minuten)

„Norwegian Wood“ ist ein Beatles-Song und nicht eben ein schlechter. Sobald er in „Naokos Lächeln“ zur Gitarre erklingt, stellen sich romantische Erinnerungen ein und man ist im Tiefsten berührt. Ich wünschte, man könnte dies auch über Anh Hung Trans Verfilmung des gleichnamigen Romans von Haruki Murakami sagen - dass er einen rührt. Aber leider kann man das nicht guten Gewissens, denn der Film lässt einen überraschend kalt.

Dabei ist die Liebesgeschichte zwischen den Freunden Watanabe (Kenichi Matsuyama), Naoko (Rinko Kikuchi) und Kizuki (Kengo Kora) eine klassische Parabel auf Liebe und Begehren, Verzicht und Schmerz, die alles hat, um einen in ihren Bann zu schlagen. Naoko und Kizuki verbindet eine innige Kinderliebe, die durch den unerwarteten Selbstmord Kizukis ein abruptes Ende findet. Für Naoko und Watanabe wird danach nichts mehr so sein wie zuvor. Vom Verlust des Freundes tief verstört, beginnen sie unabhängig voneinander ein neues Leben als Studenten in Tokyo. Dort treffen sie sich denn auch wieder und verbringen zunehmend Zeit miteinander, indem sie hilflos schweigend durch Gärten und Parks streifen. Schwer zu sagen, was sie vereint – die gemeinsame Trauer oder das Verloren sein in der Großstadt, inmitten der Studentenrevolten Ende der 60er Jahre, die auch die japanischen Universitäten erfasst haben.

Zu Naokos 20. Geburtstag findet sich Watanabe in Naokos kleinem Apartment wieder und gemäß der Liedzeile

“She asked me to stay and she told me to sit anywhere,
So I looked around and I noticed there wasn’t a chair.”

wird auf dem Teppich gesessen, gegessen und getrunken und sich schließlich (anders als im Song) auch geliebt. Doch Naoko verschwindet im Anschluss an die Liebesnacht und lässt den verliebten Watanabe ratlos zurück. Was folgt ist eine Zeit der Entbehrung, der Sehnsucht und des Zweifels – hat sich Naoko doch in ihr Refugium in die Berge zurückgezogen, um ihre seelischen Wunden zu heilen. Watanabe hingegen, der sich trotz seiner innigen Gefühle zu Naoko auch zu der lebenslustigen und fordernden Midori (Kiko Mizuhara) hingezogen fühlt, muss früher oder später eine Entscheidung treffen. Für die Zukunft oder die Vergangenheit…

Zweifelsohne findet Kameramann Mark Lee Ping Bin faszinierende und außergewöhnlich sinnliche Bilder, die den episch-tragischen Charakter der Verfilmung illustrieren. Doch wenn gegen Ende die dramatisch-klebrig aufspielenden Streicher das eh schon dezidierte Spiel der Darsteller gänzlich zum Erliegen bringen, ist auch der Zuschauer mit seiner Geduld am Ende.

 
 
Fazit:
Ambitionierte Verfilmung des Kult-Romans von Haruki Murakami, die trotz aller romantischen Zutaten das Herz des geneigten Zuschauers doch knapp verfehlt. J.G.

 

*J.G. (Diese Rezension stellt eine individuelle Meinung dar und vertritt nicht die offizielle Haltung der Botschaft von Japan)

 


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