Botschaft von Japan

Gesellschaft

Kominka – eine Erfahrung zum Aufladen von Körper und Geist

Sie stehen friedlich in kleinen, tief in die Berge eingebetteten Dörfern: Kominka ­– diese traditionellen japanischen Wohnhäuser, die Gefühle von Wärme und Sehnsucht nach der Vergangenheit hervorrufen, bilden gleichsam eine hervorragende Studie zur Entspannung gestresster Stadtmenschen.

Fotos: KURIHARA Osamu, PIXTA

alt text

Bild: Das traditionelle Kominka-Gasthaus „Fusho“ im Tougenkyo-Iya-Bergdorf-Ressort wurde am höchsten Punkt des Dorfes Ochiai errichtet und bietet einen überwältigenden Ausblick auf die umliegende Berglandschaft.

Kominka sind alte Wohnhäuser, die in traditioneller japanischer Bauweise errichtet wurden. Es ist nicht ungewöhnlich, dass manche dieser Häuser hundert Jahre alt oder noch älter sind. Mit großer Sorgfalt immer wieder renoviert und von einer Generation an die nächste weitergereicht, gelten manche dieser Häuser in Japan gar als hoch geschätztes Kulturgut.

Seit einigen Jahren wird eine zunehmende Zahl von kominka renoviert und zu Cafés oder Restaurants umgestaltet, vielleicht, weil diese geschichtsträchtigen Gebäude eine ganz besondere Atmosphäre von Behaglichkeit ausströmen. An vielen Orten, insbesondere in ländlichen Regionen mit rückläufiger Bevölkerungszahl, fungieren kominka als eine Art Katalysator für die Förderung des Tourismus. Dies gilt beispielsweise für die kominka, die im Dorf Ochiai im Iya-Tal (Präfektur Tokushima auf der Insel Shikoku) zu Gasthöfen umgestaltet wurden. Hier hat sich die Jahrhunderte alte Bergdorflandschaft unverändert erhalten. Traditionelle Wohnhäuser mit Strohdächern aus Susuki-Gras oder anderen Materialien erleben auf diese Weise eine Wiedergeburt als reizvolle Unterkünfte, die sich zunehmender Beliebtheit als Reiseziel erfreuen.

alt text

Bild: Das Innere des Hauses besticht durch die große Höhe der Räume und den hölzernen Fußboden.

Wer ein kominka betritt, hat das Gefühl, als stehe die Zeit still. Das Sonnenlicht reicht hier nur bis zum äußeren Rand der Räume, so dass ihr Inneres ganz im Schatten liegt. Die Farben der originalen Pfeiler, Balken und Lehmwände sind alle organisch und verhalten; und der Fußboden hat durch sorgfältiges Polieren die Farbe von glänzendem Schwarz angenommen. Diese gut durchlüfteten Räume fördern einen natürlichen, kühlenden Luftstrom und versetzen die Besucher im Nu in einen Zustand des Ausgeruhtseins und der Entspannung.

Der Mittelpunkt eines kominka ist die in den Boden eingelassene irori Feuerstelle: Ein Teil des Fußbodens wurde in Form eines Quadrats ausgeschnitten und dort eine Grube in den Boden gegraben, die dann mit Lehm oder Beton ausgekleidet wurde, um so eine Feuerstelle für ein Holz- oder Holzkohlenfeuer zu schaffen. Hier kommt die Familie zusammen, um im Kreis um das Feuer herum zu sitzen und zu essen sowie sich zu wärmen.

alt text

Bild: Die Mahlzeiten werden an einer in den Boden eingelassenen irori-Feuerstelle eingenommen.

Früher brannte das ganze Jahr hindurch ein Feuer in der Feuerstelle. Während der Regenzeit diente es als Luftentfeuchter, und im Sommer erzeugte das Feuer einen Luftzug, der eine kühlende Brise durch die Öffnungen ins Innere des Hauses lenkte. Zudem schützte der aufsteigende Rauch das strohgedeckte Dach, indem es mit seiner Hilfe widerstandsfähiger gegen Insekten und Regen wurde. Die Menschen in Japan wussten früher eben genau, wie sie komfortable und langlebige Wohnhäuser errichten konnten.

alt text

Bild: Dieses Haus wurde um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert errichtet.

Selbstverständlich sind kominka nicht bloß alte Häuser. Heutzutage sind sie mit elektrischen Geräten wie einer modernen Kücheneinrichtung, Bädern und Klimaanlagen ausgestattet. In diesen Gasthäusern mischt sich das historische Flair mit gerade so viel moderner Annehmlichkeit, dass ein ultimativer Komfort entsteht. Damit sind sie der perfekte Ort, um einmal aufs Land zu fahren und dort bei schmackhaften Speisen aus der Region ein Leben wie in alten Zeiten zu genießen. Auf diese Weise verleiht ein kominka Körper und Geist wieder neue Kräfte.

alt text

Bild: Das Dorf Ochiai beherbergt zahlreiche kominka, die sich über den ganzen Berghang verteilen.

(c) niponica 2022