Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.1                        Dezember 2004
Grußwort
Inhaltsverzeichnis
  50 Jahre ODA
  Neue Technologie
  Reisen in Japan
  Interview
  Japan-Lexikon
  Japanisch lernen
  Filme aus Japan
Kalender des Monats

 

 

 

 

 

Japan-Lexikon

Kurisumasu und Bonenkai


 

Kurisumasu (Weihnachten)

Für viele Menschen, insbesondere für die Kinder, ist das Weihnachtsfest im Dezember einer der Höhepunkte des Jahres. Auch in Japan feiern viele Menschen Weihnachten, obwohl dort der Anteil der Christen in der Bevölkerung gerade einmal 1,5 Prozent beträgt. Mit der weltweit zunehmenden Kommerzialisierung haben jedoch auch Weihnachtsmänner und anderer typischer Weihnachtsschmuck den Weg in japanische Wohnungen gefunden. Vor allem junge Leute und Familien mit kleinen Kindern feiern oft ein Weihnachtsfest in Form eines schicken Essens zuhause oder in einem Restaurant, wobei auch der Weihnachtskuchen nicht fehlen darf. Als Geschenke werden eher kleine Gaben verteilt, schließlich steht das Neujahrsfest ja unmittelbar vor der Tür, wo japanische Kinder traditionell von Familie und Verwandten Geldgeschenke erhalten.

 

  
Bonenkai

Hingegen ist Bonenkai, wörtlich übersetzt „Feier zum Vergessen des Jahres“, ein Brauch zum Ende des Jahres, der auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Bonenkai ist heute zumeist eine Feier, bei der Arbeitskollegen zusammen essen und trinken und das Jahr Revue passieren lassen. Aber nicht nur Angestellte, sondern alle möglichen Arten von Vereinigungen wie Klubs, Hobbyzirkel, Studentenvereinigungen oder einfach nur Freundeskreise veranstalten Bonenkai.

Der Ursprung der Bonenkai reicht weit in die japanische Geschichte zurück. So gilt u.a. ein Fest am Jahresende zu Ehren der Verstorbenen während der Heian-Zeit (794-1192) als ein möglicher Ursprung. In der folgenden Kamakura-Zeit (1192-1333) feierte man zum Jahresende Toshi wasure, was ebenfalls „das Jahr vergessen“ bedeutet. Allerdings unterschied sich dieses Fest noch sehr vom heutigen Bonenkai, denn dort wurden von den Angehörigen des Adels in einem sehr eleganten und festlichen Rahmen Renga, sogenannte „Kettengedichte“ verfasst und vorgetragen. Dieser Brauch wandelte sich allmählich und wurde schließlich von der ganzen Bevölkerung übernommen. Während der Edo-Zeit (1600-1867) bildete sich dann die Form von Bonenkai heraus, die heute allgemein üblich ist.

Bonenkai ist ein fester Bestandteil der japanischen Alltagskultur. Man trifft sich, um noch einmal auf das gemeinsam verbrachte Jahr zurückzublicken, um so die Arbeit im neuen Jahr mit frischer Kraft angehen zu können. Dabei ist dies zugleich eine gute Gelegenheit, Vorgesetzten oder Kollegen endlich einmal die Meinung zu sagen, insbesondere wenn im Laufe des Abends die als typisch japanisch geltende Zurückhaltung (auch dank des reichlich fließenden Sake) nachlässt. Diese "sozialhygienische Funktion" sollte nicht unterschätzt werden und sie ist ein gutes Beispiel dafür, wie es den Menschen in Japan gelingt, sich mit den Konventionen im zwischenmenschlichen Umgang zu arrangieren.

Druckversion

 

5 1 Grußwort | 5 2 Inhaltsverzeichnis | Kalender des Monats

50 Jahre ODA | 5 4 Neue Technologie | 5 5 Reisen in Japan

5 6 Interview | 5 7 Japan-Lexikon | 5 8 Japanisch lernen | 5 9 Filme aus Japan