Heutzutage weiß so gut wie jeder, dass Manga die japanische Bezeichnung für
Comics ist, und „Japanimation“ (japanische Anime) erobert derzeit die Welt
im Sturm. Manga und Anime stehen an der Spitze eines weltweiten Booms
japanischer Populärkultur, und Fans aus aller Welt blicken nach Japan als
dem Ursprungsland der beliebten Comics, Comicromane, Animationsfilme und
Zeichentrickserien. Inzwischen schlagen auch einige geschäftstüchtige
Reiseveranstalter Kapital aus diesem Trend und organisieren speziell auf
Manga- und Anime-Fans zugeschnittene Japanreisen.
Manga und Anime als Kulturgüter
Japan begann in den 70er Jahren, Manga, Animationsfilme und
Zeichentrickserien in die Vereinigten Staaten und nach Südostasien zu
exportieren. Seither wurden japanische Cartoons wie Pokemon und Yu-Gi-Oh! in
zahlreichen Ländern vor einer beständig wachsenden Fangemeinde ausgestrahlt.
Die Cartoons zogen eine riesige Verbreitung von Video- und Kartenspielen,
Spielzeugen und anderen Fanartikeln nach sich, die allesamt ebenso beliebt
sind wie die Filme und Serien selbst.
Im Jahr 2002 gewann ein japanischer Zeichentrickfilm mit dem Goldenen Bären
die höchste Auszeichnung der Berliner Filmfestspiele. Der Film mit dem Titel
„Sen to Chihiro no Kamikakushi (Chihiros Reise ins Zauberland)" unter der
Regie von Miyazaki Hayao gewann im Jahr darauf zudem den Oscar in der
Kategorie „Bester Animationsfilm“. Diese internationale Anerkennung
bestätigt, dass Manga und Anime sich zu echten Kulturgütern entwickelt haben,
auf die Japan stolz sein kann.
Pauschalreisen für Fans aus den USA
Neuerdings strömen Menschen aus aller Welt nach Japan, um das „Land der
Manga und Anime“ zu besuchen. Inzwischen bietet die Niederlassung eines
japanischen Reiseveranstalters in den USA eigens für die amerikanischen Fans
von Manga und Anime Pauschalreisen an. (Anmerkung: Solche
Reisen werden auch in Deutschland
angeboten.)
Zu den Stationen der Reise zählen unter anderem Zeichentrickfilmstudios,
Anime-Fanartikelläden sowie das Ghibli-Museum, das der Arbeit des Ghibli
Studios von Regisseur Miyazaki gewidmet ist. Dieses Museum, das sich in der
Stadt Mitaka im Großraum Tokyo befindet, zeigt nicht nur die Filme Miyazakis
und anderer Film-Animatoren, sondern stellt auch Nachbildungen von
Gegenständen und Charakteren aus seinen Filmen aus. In das Design der
Einrichtung selbst sind Motive beliebter Animationsfilme eingeflossen.
Teilnehmer der Anime-Reise erhalten zudem die Gelegenheit, Comic-Buchmessen,
Animationsausstellungen und andere außergewöhnliche Veranstaltungen zu
besuchen. Die Reisen durch „die Heimat der Manga- und Anime-Kultur“ stoßen
auf begeisterte Resonanz.
Die Anime-Fanartikelläden befinden sich in Tokyos Bezirk Akihabara.
Akihabara ist auch gemeinhin bekannt für die größte Ansammlung von
Elektronikgeschäften in ganz Japan und gilt selbst als beliebtes
Touristenziel, das Audio- und Videofans, Computer-Enthusiasten und
Spiele-Fanatiker aus aller Welt anzieht. Laut einer Erhebung der Japanischen
Fremdenverkehrszentrale haben 6,6 Prozent der ausländischen Touristen, die
im Jahr 2003 Japan bereisten, Akihabara besucht.
Werben um Anime-Fans
Der Gedanke, Anime dafür zu nutzen, ausländische Touristen ins Land zu
locken, existiert schon eine ganze Weile. Der Tokyoter Stadtbezirk Suginami,
der eine hohe Konzentration von Animationsfilmstudios aufweist (darunter das
Studio Sunrise, in dem die überaus beliebte Serie Gundam entstanden ist), begann schon vor einigen Jahren damit, Strategien zur Förderung der
Animationsindustrie zu entwerfen. 2002 eröffnete der Bezirk ein
Animationsmuseum. Die Einrichtung wurde inzwischen renoviert und im März
2005 als Suginami-Animationsmuseum wieder eröffnet.
Wohl kaum zu übertreffen ist der von der Stadt Mitaka angeregte Stadtplan,
der das Museum in den Mittelpunkt stellt. Der Stadtbezirk Nerima wiederum,
in dem sich zahlreiche bedeutende Animationsstudios niedergelassen haben und
viele Manga-Künstler leben, hat ein Programm ins Leben gerufen, das den
Titel trägt „Anime no Furusato Nerima (Nerima: Heimat der Animation)". Auch
die Stadtregierung von Tokyo ist inzwischen in Aktion getreten. Die Stadt
plant, das Gebiet entlang der JR Chuo-Bahnlinie zu einer Besichtigungsroute
für Animationsfans auszubauen.
Zahlreiche potenzielle Ziele des Manga- und Anime-Tourismus existieren aber
auch außerhalb der Region Tokyo. Stätten, die mit bekannten Comic-Künstlern
und Trickzeichnern sowie ihrer Arbeit assoziiert werden, sind über ganz
Japan verstreut. Im Bandai-Museum der Stadt Matsudo in der Präfektur Chiba
befindet sich das Gundam-Museum, das der Gundam-Serie gewidmet ist. Das
Tezuka Osamu Mangamuseum in der Stadt Takarazuka, Präfektur Hyogo,
präsentiert Werke Tezukas, dem Schöpfer von
„Tetsuwan Atomu (Astro Boy)".
Entlang der Mizuki-Shigeru-Straße in der Stadt Sakaiminato, Präfektur
Tottori, sind Bronzestatuen der Figuren seiner Serie
„Ge Ge Ge no Kitaro"
aufgestellt.
Japans Infrastruktur für den Manga- und Anime-Tourismus wird sich in den
kommenden Jahren mit Sicherheit noch weiterentwickeln. Fans sollten diese
Entwicklung aufmerksam weiterverfolgen.
(Quelle:
Web Japan)
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