Der landläufigen Vorstellung zufolge ist das Büro eine Stätte der Ordnung,
an der die Angestellten, scheinbar an ihre Schreibtische gefesselt,
Computerbildschirme oder Papiere anstarren. Diese Vorstellung könnte
allerdings schon bald der Vergangenheit angehören, denn mehr und mehr
Unternehmen, vor allem auf dem Gebiet der Informationstechnologie
unterziehen ihre Büros umfassenden Veränderungen, indem sie feste
Sitzordnungen abschaffen und ihren Mitarbeitern die Möglichkeit einräumen,
ihren Tätigkeiten auch außerhalb des Unternehmens nachzugehen. Inzwischen
sehen sich einige Unternehmen zudem aus Datenschutzerwägungen veranlasst,
von traditionellen PCs auf Terminals umzusteigen, die keine Daten
speichern.
Arbeiten von zu Hause aus
Ein Pionier dieses Trends ist die Firma Kokuyo Office System Co., ein
Unternehmen des Kokuyo-Konzerns. Als das Unternehmen im Jahr 2003 seine
Zentrale verlegte, entschied es sich zur Umsetzung radikaler Neuerungen. So
wurden etwa Laptops mit einem Gewicht von weniger als einem Kilogramm an die
Angestellten ausgegeben und die Hälfte des neuen Büroraums in einen Bereich
ohne feste Sitzordnung für Außendienstmitarbeiter umgewandelt, die einen
Großteil ihrer Arbeitszeit außerhalb der Firma verbringen. Die andere Hälfte
des Büros wird von festen Arbeitsplätzen für die Mitarbeiter eingenommen,
die hausintern arbeiten. Auf diese Weise konnte die Firma nicht nur Büroraum
und Mobiliar, sondern auch Kosten für die Gestaltung des Bürointerieurs und
die Verkabelung einsparen.
Sun Microsystems, ein bedeutender Hersteller von Hardware und Software für
Computernetzwerke, hat nicht nur die festen Sitzordnungen für seine 1.500
Angestellten, sondern gleich auch das Büro seines Vorstandsvorsitzenden
abgeschafft. Arbeitszeiten und Konferenzräume werden über ein
Computernetzwerk reserviert und verwaltet. Das Unternehmen verspricht sich
von diesem neuen System nicht nur mehr Freiheit und Flexibilität für seine
Mitarbeiter, sondern auch eine Kostenersparnis in Höhe von etwa 500
Millionen Yen, größtenteils bei bürobedingten Ausgaben (ca. 4,76 Millionen
US$ bei einem Kurs von 105 Yen zum Dollar).
Inzwischen hat auch IBM Japan die festen Sitzordnungen für 5.000
Außendienstmitarbeiter in seinen Büros im Tokyoter Chuo-Bezirk aufgehoben.
Das integrierte Managementsystem des Unternehmens erlaubt es seinen
Angestellten, die Unternehmensentwicklungen zu verfolgen, sich mit den
Bedürfnissen der Kunden auseinander zu setzen und Konferenzen mit den
Angestellten, die außerhalb des Unternehmensgebäudes arbeiten, über ein
Internet-Konferenzsystem sowie über drahtlose Netzverbindungen abzuhalten.
IBM plant zudem, für dieses System, das als „bedarfsgerechter Arbeitsstil
(on-demand work style)“ bezeichnet wird, auch bei seinen Kunden zu werben.
Den Anstoß zur Abschaffung fester Büroraumordnungen lieferte diesen IT-Firmen
in erster Linie ihr Bedürfnis, die Effizienz zu verbessern und ihre eigenen
fortschrittlichen Technologien zu präsentieren. Ein weiterer bedeutender
Grund liegt allerdings auch in Sicherheitserwägungen. Große Konzentrationen
von Hardware, Software und Daten sind bei Naturkatastrophen und
Terrorangriffen verwundbar und können dem Unternehmensbetrieb unermesslichen
Schaden zufügen. Diese Sorge ist nicht allein auf IT-Firmen beschränkt. Es
ist zu erwarten, dass sich eine wachsende Zahl sicherheitsbewusster
Unternehmen aus den unterschiedlichsten Gebieten in den kommenden Jahren von
konventionellen Formen der Büro-Organisation abwenden wird.
Keine Computer, keine undichten Stellen
Datenschutz ist für viele Firmen ein Anliegen von wachsender Bedeutung. Nach
dem vollständigen Inkrafttreten des „Gesetzes über den Schutz
personenbezogener Daten“ am 1. April 2005 sind Unternehmen dazu verpflichtet,
zu verhindern, dass persönliche Informationen an Dritte gelangen und müssen
eine strenge Datenverwaltung gewährleisten.
Den Unternehmen, die sich um Datensicherheit sorgen, bereiten traditionelle
Rechner besondere Kopfschmerzen, da die auf ihnen gespeicherten Daten leicht
kopiert und weitergegeben werden können. Es überrascht daher nicht, dass
immer mehr Firmen die klassischen PCs ebenso abschaffen wie ihre
traditionellen Büroarrangements.
Dies war auch bei Sun Microsystems der Fall. Im Rahmen eines einzigartigen
Systems namens „Sun Ray (Sonnenstrahl)“ arbeiten die Angestellten an
Terminals, die ausschließlich Zugang zu anderen Computern und Netzwerken
herstellen und Informationen lediglich auf ihren Bildschirmen anzeigen
können. Es gibt keine Festplatten, so dass Daten nicht entfernt werden
können und Terminals keine eigene Software benötigen. Zusätzlich zu den
Sicherheitsvorteilen ist der Betrieb der Terminals auch preisgünstiger als
der von traditionellen Notebooks.
Das Unternehmen Hitachi ist eine der Firmen, die ebenfalls planen, ihre PCs
abzuschaffen und statt dessen auf ein Terminalsystem umzusteigen, das keine
Daten speichert. Hitachi glaubt, dass dieses System die Sicherheit
vertraulicher Informationen über Kunden und Produktentwicklungen
gewährleisten wird.
Dieser revolutionäre Wandel in der Arbeitsweise von Büros wird
wahrscheinlich nicht nur den Arbeitsstil verändern, sondern auch die Art und
Weise, in der die Angestellten kommunizieren und miteinander umgehen.
(Quelle: Web Japan)
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