Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.16                                März 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Filme aus Japan

Big River

 

(Japan/USA 2005, 105 Min.)

 

 

 

 

 

Nun  ist auch die 56. Berlinale vorüber und Kritiker und Publikum sind sich weitgehend darüber einig, einen guten Jahrgang gesehen zu haben. Das japanische Kino war diesmal leider nicht im Wettbewerb vertreten, trat aber dafür im Panorama mit zwei, im Forum gar mit vier und beim Kinder- bzw. Jugendfilmfestival jeweils mit einem Film an. Liebhaber klassischen japanischen Horrorkinos haben sicher die Nobuo Nakagawa gewidmete Retrospektive goutiert.  

Ich persönlich bedauere immer wieder aufs neue, dass das moderne japanische Filmschaffen in Europa und Übersee oftmals durch Steifen vertreten wird, die sich durch den exzessiven Einsatz von Gewalt respektive Sex auszeichnen. Dies musste ich leider auch bei der diesjährigen Filmauswahl bestätigt sehen, in der die Regisseure Takashi Miike, Sabu (Gewalt) oder Sion Sono (Sex) nur beispielgebend sein sollen. Ich habe mich bei unserer aktuellen Rezension deshalb bewusst für das eher unauffällige Roadmovie „Big River“ von Atsushi Funahashi entschieden, das im Forum lief.

Zuallererst - der Titel „Big River“ führt in die Irre. Der Film spielt weder an einem großen Fluss noch hat er in irgendeiner Form mit Wasser zu tun. Die Geschichte, die Atsushi Funahashi erzählt, spielt in der Steppe, in den Weiten Arizonas, vor der beeindruckenden Kulisse des Grand Canyon, wo sich drei Menschen treffen, die verschiedener nicht sein können. Teppei (Joe Odagiri) ist ein japanischer Punk, der mit nicht viel mehr als Zigaretten im Gepäck durch den amerikanischen Westen tourt. Ali (Kavi Raz), ein Moslem aus Pakistan, ist auf der Suche nach seiner Frau, die ihn verlassen und in Amerika ein neues Leben begonnen hat. Und Sarah ist eine weiße Amerikanerin, die in einer typischen Wagenburg der amerikanischen Unterklasse lebt. Sie alle finden sich aus Zufall, brauchen sich – ohne sich dies je einzugestehen – und verlieren sich wieder.

„Amerika ist wie ein großer Fluss. Leute aus der ganzen Welt werfen sich in ihn hinein; aber mit dem Strom schwimmen bedeutet auch, seine Wurzeln zu verlieren. Können die Einwanderer sich zusammentun, um die Mauern zu überwinden, die sie trennen?“ ist die Frage die sich der Regisseur stellte und der uns gleichzeitig den irreführenden Titel erläutert. 
Der Film beantwortet diese Frage nicht wirklich. Vielleicht symbolisiert er im Zusammentreffen dieser drei Menschen nur die Gleichzeitigkeit der entwicklungstechnischen Ungleichzeitigkeit. Sie finden für eine begrenzte Zeit zusammen, in der sie sich austauschen, reden, sich helfen, sich verlieben. Und gehen wieder auseinander, weil jeder von ihnen an einem völlig anderen Gabelpunkt seines Lebens  steht. In schwelgenden Bildern beschreibt uns Funahashi diese Zeit des Zusammenseins und lässt keinen Augenblick Zweifel daran, wie sehr er sich wünschen würde, diese würde nicht zu Ende gehen. Aber auch wenn er im Gespräch im Anschluss an den Film sagte, dass er verschiedene Varianten des Endes in Erwägung gezogen hätte – es war kein anderer Schluss als das sich Auflösen der Gemeinschaft möglich. Alles andere wäre eine große Illusion gewesen. Und obgleich Funahashi in New York lebt, scheint er den üblichen Happy Endings doch eher skeptisch gegenüber zu stehen...

Fazit: Ein angenehmer, nachdenklicher Film über die Schwierigkeiten der zwischenmenschlichen Kommunikation, über Freundschaft und Liebe. Auch wenn man das Sujet in dieser oder jener Form schon gesehen hat, würde ich es begrüßen, wenn dieses Plädoyer für Toleranz und ein friedliches Miteinander den Weg in  unsere Kinos fände.

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