Botschaft von Japan
.Neues aus Japan Nr.16                                März 2006

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Staatliche Entwicklungshilfe (ODA)

- Die gute Tat wirkt nicht nur auf andere Personen

  Vortrag von Außenminister Taro Aso vor dem Japan National Press Club, Tokyo, am 19. 01. 2006

 

 

 

 

 

Ich möchte heute über die staatliche Entwicklungshilfe (ODA), insbesondere über die verschiedenen Formen wirtschaftlicher Zusammenarbeit sprechen, die wir anderen Ländern gewähren. Gegenwärtig wird die Art und Weise der staatlichen Entwicklungshilfe in Japan umfassend diskutiert. Angesichts des allgemeinen Trends hin zu einer schlankeren Regierung wird die Politik im Bereich ODA von der Öffentlichkeit kritisch betrachtet.
Kommt es im Rahmen der ODA zu Verschwendung? Wird ernsthaft auf Kosteneffizienz geachtet? Vor allem aber: Für wen und für was soll ODA gewährt werden? Und schließlich: Sollte die gegenwärtige Struktur der Umsetzung beibehalten werden?
Als Minister der Regierungsinstitution, die eine zentrale Rolle im Bereich ODA spielt, möchte ich Ihnen schon jetzt meine Schlussfolgerung mitteilen, nämlich dass ich mich dafür einsetzen werde, eine Institution in der Art des Sicherheitsrates (innerhalb der japanischen Regierung) für die ODA zu schaffen.
Unser nationaler Sicherheitsrat, der dem Ministerpräsidenten unmittelbar untersteht, diskutiert wichtige Angelegenheiten der Landesverteidigung. Weshalb sollten wir daher nicht eine ähnliche Institution einrichten, die unter der Führung des Ministerpräsidenten auch die Strategien in Bezug auf die ODA diskutiert?
Man kann durchaus sagen, dass ODA „eine gute Tat ist, die letztendlich auch auf sich selbst zurück wirkt“ (die wörtliche Übersetzung des japanischen Sprichworts: Mitgefühl ist nicht allein zum Nutzen Anderer), und dass ODA nichts Gutes bewirkt, wenn sie ohne Mitgefühl für Andere umgesetzt wird. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass ODA letztendlich auch Japan selbst von Nutzen sein wird.
Mit anderen Worten: ODA wird geleistet, um das Wohlergehen und das Ansehen Japans und seiner Menschen in der Welt zu steigern. Sie ist eine der Anstrengungen, die von einer weiter gefassten und langfristigen Perspektive aus betrachtet werden muss.
ODA bedeutet im Grunde, dass andere Staaten zuerst unser Geld zu unserem späteren eigenen Nutzen verwenden. Wenn man es recht bedenkt, gibt es nicht sehr viele Unternehmungen, die eine derart langfristige Strategie erfordern wie ODA.
Heutzutage jedoch läuft es dem Trend der Zeit zuwider, große Institutionen zu schaffen. Ich denke deshalb, dass es passender wäre, ein kompaktes Forum für Zusammenkünfte einzurichten, in dem die wichtigsten Minister des Kabinetts zusammenkommen können.

Ich habe ab 1970 für zwei Jahre in Sierra Leone in Westafrika gelebt. Ich war damals Anfang dreißig.
Ich wurde vom Unternehmen meiner Familie dorthin entsandt, die im Kohlebergbau aktiv war. Meine Aufgabe war es, in Sierra Leone eine Diamantenmine zu betreiben.
Damals gab es in Sierra Leone keine japanische Botschaft oder ein Konsulat. Auch waren dort keine Japan Overseas Cooperation Volunteers (JOCVs) aktiv. Ich führte damals ein Leben wie einer dieser freiwilligen jungen Entwicklungshelfer: Ich schöpfte Wasser aus dem Brunnen und kochte es ab, um es als Badewasser zu benutzen und produzierte Strom mit meinem eigenen Generator. Trotz dieser Bedingungen war ich der einzige von meinem Unternehmen entsendete Mitarbeiter, der nicht unter Ruhr oder Malaria litt. Das ist nur eine kleine Episode, die ich Ihnen am Rande mitteilen wollte.
Da es sich bei dem Betrieb um eine Diamantenmine handelte, hätten wir uns eigentlich nicht wundern dürfen, wenn wir jederzeit von Banden mit automatischen Gewehren angegriffen worden wären. Jedoch wurden wie kein einziges Mal überfallen. Wir begrüßten die Stammeshäuptlinge ganz formell und sprachen mit ihnen. Wir belieferten sie mit Strom und Medikamenten und mussten nie um unser Leben bangen, weil wir das Vertrauen der Führer vor Ort gewonnen hatten.
Damals dachte ich: „Es heißt oft, der gesunde Menschenverstand der Japaner unterscheidet sich vom gesunden Menschenverstand im Allgemeinen. Wenn wir Japaner uns aber aktiver in Afrika engagierten, würden die Menschen dann nicht sagen, der gesunde Menschenverstand der Japaner ist etwas Wunderbares?“
Dies beruht auf meinen Beobachtungen in den zwei Jahren damals, als ich im Gegensatz zu den Japanern nicht viele Europäer oder Amerikaner sah, die mit den Menschen vor Ort hart zusammenarbeiteten. Ich sollte nicht verallgemeinern, aber ich kann sagen, dass nur wir Japaner den Ansatz verfolgten, mit den Menschen vor Ort auf gleicher Augenhöhe zusammenzuarbeiten.
Es braucht nicht ausdrücklich erwähnt zu werden, dass dieser Ansatz unverändert fortbesteht und sowohl in der Vergangenheit als auch heute durch das Engagement der Japan International Cooperation Agency (JICA), der JOCVs und der japanischen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) deutlich gemacht wurde bzw. wird, während diese Institutionen ODA-Projekte in den Entwicklungsländern umsetzen.

Wie Sie vielleicht bemerkt haben, spreche ich jetzt über etwas, das den Kern der japanischen Philosophie über Hilfe ausmacht.
Dem Alten Testament zufolge ist Arbeit eine Strafe, die Adam und Eva auferlegt wurde, weil sie ungehorsam gegenüber Gott geworden waren. Andererseits heißt es im japanischen Kojiki (Aufzeichnungen von Dingen aus alter Zeit), dass Amaterasu Omikami, die Sonnengöttin, andere Götter im Himmel arbeiten sah, als sie aus ihrer Webhütte trat. Wenn also selbst die Götter arbeiten, dann ist Arbeit nach der japanischen Mythologie etwas vollkommen Natürliches, das den Menschen zum Guten gereicht.
Arbeit gilt nicht nur als eine Tätigkeit, die den Menschen Freude bereitet, sondern auch als wichtiges Tun für unsere eigene Entwicklung und für die Verbesserung der Gesellschaft insgesamt. Sowohl im öffentlichen als auch im privaten Sektor demonstrieren Japaner, seien sie nun mit Projekten im Rahmen der ODA oder mit Unternehmensaktivitäten befasst, dies freiwillig und wirken dabei als Vorbilder.
Innerhalb Asiens bedeutet diese Vorgehensweise einen Bruch mit der konfuzianischen Lehre. Und auch in Afrika und anderswo kann das, was wir tun, nämlich bestimmte Einstellungen und Praktiken zu verbreiten, als revolutionär bezeichnet werden. Darüber hinaus vermittelt Japan in allen Fällen eine bestimmte geistige Kultur, die bei der Vorbereitung auf die Modernisierung ganz wesentlich ist.
Ich bin der Überzeugung und habe keine Zweifel, dass dabei die Philosophie der Menschen in Japan offensichtlich wird, die schweigsam erscheint aber im Wirklichkeit außerordentlich beredsam ist.

In den letzten Jahren wurde stets mit Nachdruck gefordert, dass Außenpolitik eine Art Verkaufsschlager brauche, nämlich „Kultur“. Ich habe gehört, dass dies als so genannte „Soft Power“ bezeichnet wird - im Gegensatz zur offensichtlichen, zur Schau gestellten Macht. Ich denke, dass das Vorgehen der Japaner, das ich gerade beschrieben habe, durchaus eine Art von „Soft Power“ ist, auf die wir stolz sein können. Es handelt sich hierbei um harte Arbeit zusammen mit den Menschen vor Ort, mit der wir unser Konzept von Freude durch Arbeit verbreiten. Es geht dabei um die Schaffung einer kulturellen Grundlage, welche es den Empfängerstaaten letztendlich möglich macht, von der Hilfe unabhängig zu werden.
Lassen Sie mich ein Beispiel anführen. Vor kurzem besuchte ich Indien und Pakistan. In Neu Dehli, der Hauptstadt Indiens, wird derzeit eine U-Bahn aus Mitteln japanischer ODA gebaut. Ein Teil des U-Bahnnetzes ist bereits in Betrieb und wird von den Menschen vor Ort außerordentlich hoch geschätzt.
Einmal wird durch die U-Bahn die Bequemlichkeit gesteigert. Was die Menschen in Indien jedoch am meisten loben, ist, dass die Japaner, die am Bau der U-Bahn beteiligt sind, mitten im Zentrum der Hauptstadt ihre fleißige Arbeitseinstellung offen zur Schau stellen. Die japanischen Arbeiter zeigen, dass sie Fristen einhalten können, ohne dabei die Sicherheitsvorkehrungen zu vernachlässigen. Zugleich machen sie deutlich, dass ihre Arbeit nicht zu Ende ist, wenn das Projekt abgeschlossen ist, sondern dass sie auch lange nach dessen Abschluss weiter hart arbeiten und ihre Kooperation anbieten.
Dies sind die Gründe, warum Indien, das sich bei der Annahme von Hilfe aus anderen Ländern eher zurückhält, Hilfe aus Japan so gerne annimmt.
In diesem Sinne stellt ODA ein anerkanntes Mittel für den Export der japanischen Kultur dar. Und genau aus diesem Grund schätze ich die „Scheckbuch-Diplomatie“. Japan sollte auch weiterhin Schecks ausstellen, solange wir das Geld dazu haben, weil die Schecks, die unser Land ausstellt, Hand in Hand mit der harten Arbeit von uns Japanern geht. Die Schecks werden zusammen mit unserer Ermunterung überreicht: „Nehmt euer Schicksal in die eigenen Hände!“ Kurz gesagt: „Scheckbuch-Diplomatie“ ist eine Methode, anderen Ländern Japans eigenständige Arbeitsphilosophie vor Augen zu führen.
Wenn ich zu denjenigen sprechen müsste, die an der Bedeutung von ODA zweifeln, würde ich Ihnen das gerade Gesagte vor Augen führen. Die Regierung verfolgt im Bereich ODA einen breit gefassten und langfristigen Ansatz, der ein wichtiges Mittel für die Verbreitung japanischer Werte darstellt.
Ich denke, dass Sie nun verstehen, warum Japan dem Verleihen von Geld in Form von Yen-Darlehen einen so hohen Stellenwert beimisst. Wir sind der Überzeugung, dass der Wert der Hilfe zu einem bloßen Almosen herabsänke, wenn die Menschen vor Ort nicht den Willen haben, ihr Land durch ihre eigenen Anstrengungen zu entwickeln. Aus diesem Grund gewährt Japan Darlehen und nicht einfach nur zinslose und rückzahlungsfreie Zuschüsse.
Natürlich ist eine sorgfältige Prüfung notwendig, da das Geld der japanischen Steuerzahler für diese Projekte verwendet wird. Ab dem Haushaltsjahr 2006 wird die Regierung die Bewertung der ODA durch Dritte weiter ausbauen. Auch begrüßen wir nachdrücklich die Einschätzungen unserer Hilfen anlässlich der Flutkatastrophe im Indischen Ozean durch NGOs.

Im Bereich der ODA ist in letzter Zeit der Trend zu erkennen, über neue Ziele und Bedeutungen zu sprechen. Kurz gesagt: Maßnahmen, die im Rahmen der ODA nur deswegen durchgeführt wurden, weil der Empfänger arm ist, gehören der Vergangenheit an. Auch wenn sie ganz ähnlich erscheinen, unterscheiden sich Maßnahmen im sozialen Bereich innerhalb Japans, z.B. Hilfe zum Lebensunterhalt und Kinderzuschüsse, oder Maßnahmen zur Umverteilung von Einkommen zusehends von der ODA, die im Ausland zum Einsatz kommt.
Wenn z.B. ODA für ein Wohlfahrtsprojekt gewährt wird, gibt es eigentlich keinen Grund, warum ein Land allein hierfür ODA gewähren sollte. Das bedeutet, es wäre eigentlich am besten, einen Mechanismus zu schaffen, mit dem die Industriestaaten ihre ODA einer Organisation wie z.B. der Weltbank zur Verfügung stellen, die das Geld dann auf der Grundlage bestimmter Kriterien an die Entwicklungsländer verteilt. Allerdings strebt niemand auf der Welt ein solches System an.
Es bestehen natürlich Vorteile, wenn man seine Hilfe über internationale Organisationen gewährt. Jedoch denke ich, dass, wenn Staaten anderen Staaten Hilfe gewähren, wir die wesentliche Tatsache nicht vergessen sollten, dass wir dadurch letztendlich ODA auch zu unserem eigenen Wohl gewähren.
Mit anderen Worten: Ich behaupte, ODA sollte als „politische Maßnahme verstanden werden, die darauf abzielt, ein internationales Umfeld zu gestalten, das dem eigenen Land zum Vorteil gereicht und das zur Bildung einer besseren internationalen Gemeinschaft führt.“

Es ist wahrscheinlich schwierig, diese Dinge nur abstrakt zu diskutieren. Ich kehre deshalb zu den Beispielen Indien und Pakistan zurück, die ich im Rahmen der selben Reise besucht habe.
Hält der gegenwärtige Trend an, dann dürfte Indien das dritte Jahr in Folge der wichtigste Empfänger von Yen-Darlehen werden. Pakistan erlebte eine schwere Erdbebenkatastrophe, so dass entschieden wurde, ihm ca. 200 Mio. US-Dollar an Hilfsmitteln aus Japan zu gewähren.
Indiens Einfluss innerhalb der internationalen Gemeinschaft nimmt aufgrund seines bemerkenswerten Wirtschaftswachstums in den letzten Jahren weiter zu. Indien, mit einer Bevölkerung von einer Milliarde Menschen die größte Demokratie der Welt, und Japan koordinieren bei einer ganzen Reihe wichtiger Fragen ihre Anstrengungen. Dazu zählen etwa die Reform der Vereinten Nationen und die Bildung einer künftigen Ostasiatischen Gemeinschaft. Es ist für Japan, das mit Indien eine strategische Gemengelage teilt, und für die Staatengemeinschaft einschließlich China wünschenswert, dass Indien seinen Einfluss als stabilisierender Faktor innerhalb Asiens ausbaut.
Dies ist genau der Grund, warum Japan versucht, die gegenseitigen Beziehungen zu Indien mit Hilfe von ODA auszubauen.
Auf der anderen Seite ist Pakistan ein Frontstaat im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Seit dem Altertum ist das Land eine strategisch wichtige Landverbindung, die - worüber sich viele Menschen nicht im Klaren sind - über Landgrenzen mit Iran verfügt.
Indem man diesem Land hilft, seine Infrastruktur aufzubauen, leistet man zugleich einen Beitrag für mehr Stabilität in Afghanistan und Zentralasien und hilft zugleich, die Verkehrsrouten in der angrenzenden Region zu sichern. Als führende Handelsnation Asiens wäre auch Japan davon betroffen, wenn Pakistan nicht als stabilisierender Faktor wirken könnte. Auch hier wird deutlich, dass die Hilfe für Pakistan mit den Interessen Japans im Einklang steht.
Angesichts dessen wurde mir während meines Besuchs in Indien und Pakistan klar, dass Japans ODA für diese Länder in Zukunft noch wichtiger werden wird.
Mit anderen Worten: Japan sollte seine ODA künftig vor allem dazu nutzen, die Beziehungen zu den Staaten zu stärken und auszuweiten, welche die gleichen Interessen und Ziele haben wie wir. Anders gesagt, das Ziel besteht darin, eine Art von Koalition der Maßnahmen zu gestalten bzw. zur Stabilität anderer Staaten beizutragen, auf denen Japans Wohlstand beruht.

Japan hat sich als einer der ersten Staaten weltweit bei der Anwendung militärischer Gewalt strikte Beschränkungen auferlegt. Aus diesem Grund ist ODA als politisches Mittel für Japan von weit größerer Bedeutung als für andere Staaten.
Allerdings dürfen wir nicht vergessen, dass die ODA, die ich gerade genannt habe, sowohl Beispiele einschließt, bei denen es sofort sichtbare Resultate gibt, als auch Beispiele, bei denen die Resultate nicht unmittelbar zu erkennen sind.
Um zu den von den Vereinten Nationen aufgestellten Entwicklungszielen beizutragen, setzt Japan seine Anstrengungen fort, 0,7 % seines Bruttoinlandprodukts (BIP) für ODA aufzuwenden. Wir beabsichtigen, den Umfang unserer ODA in den nächsten fünf Jahren um 10 Mrd. US-Dollar auszuweiten. Warum tun wir das? Auf der Grundlage welcher Ideen gehen wir dabei vor? Ich habe versucht, Ihnen darauf eine Antwort zu geben, so gut ich es vermochte.

Wie ich zu Beginn ausgeführt habe, würde ich es begrüßen, wenn angesichts der in hohem Maße strategischen Natur von ODA Zusammenkünfte unter der Führung des Ministerpräsidenten stattfinden könnten, um dort von einer weiter gefassten Perspektive aus zu diskutieren, wie ODA für die Lösung der für Japan wichtigsten internationalen Fragen eingesetzt werden kann. ODA stellt ein außenpolitisches Werkzeug dar; daher sollte der Außenminister bei der Koordinierung der Entwicklungshilfepolitik die führende Position innehaben. Der Ministerpräsident und einige andere Kabinettsmitglieder sollten ebenfalls direkt darüber diskutieren, wie ODA auf einer breiteren Grundlage verwendet werden soll. Das ist eine andere Vorgehensweise, als die, Beratungen in Form des Austausches von Schriftstücken zwischen Beamten zu führen. Ich würde bei diesen Zusammenkünften sehr hart arbeiten. Und je nach den Umständen würde ich gern auch Experten aus den Bereichen finanzielle und technische Zusammenarbeit sowie führende Persönlichkeiten aus dem privaten Sektor dazu einladen.
Wenn es um die konkrete Planung von bestimmten Maßnahmen geht, verfügt das Außenministerium über ein Netzwerk und einen Pool von Wissen und Erfahrung, die es seit dem Ende des Krieges gewissenhaft aufgebaut hat. Es wäre eine Verschwendung, diese Ressourcen nicht zu nutzen. Es wäre nicht nur eine exzessive Verschwendung von Ressourcen, sondern würde auch zu einander überlappenden Investitionen führen. In einer Zeit, in der nach einer schlanken Regierung gerufen wird, wäre dies höchst unangemessen.
Im Außenministerium arbeiten z.B. regionale Experten, die neben anderen Sprachen auch Hindi oder Urdu, die Landessprache Pakistans, sprechen. Das Ministerium verfügt über ein Netzwerk mit Hunderten von diplomatischen Missionen weltweit. Diese arbeiten vor Ort mit Experten aus Organisationen zusammen, welche die Hilfe umsetzen, und gewinnen so im Bereich der wirtschaftlichen Zusammenarbeit an Erfahrung. Gleichzeitig sind sie so ausgebildet, dass sie auch die Interessen Japans stets im Hinterkopf behalten. Ich behaupte nicht, dass ihre Fähigkeiten ausreichend sind, aber die Idee, von Grund auf ein neues Netzwerk humaner Ressourcen zu schaffen, um sie abzulösen, ist einfach zu entmutigend.
Selbstverständlich stellt die ganze Angelegenheit eine schwierige Herausforderung dar, weil ODA stets auch der Versuch ist, die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes von außen her zu unterstützen. Bis heute wurden immer wieder neue Mittel und Wege eingeführt, um die Art und Weise, wie Unterstützung gewährt wird, substantiell zu verbessern. Ich werde mich dafür einsetzen, die ODA künftig weiter zu verbessern, indem ich Konsultationen mit Gelehrten, Vertretern aus der Wirtschaft, Mitarbeitern von NGOs und anderen Fachleuten führen werde.

Zum Schluss möchte ich noch einmal an den Ort zurückkehren, an dem die Hilfe konkret umgesetzt wird.
Etwa 1987 rief ich als Leiter der Abteilung für Jugend der Liberaldemokratischen Partei die Mitglieder der Jugendorganisationen in den einzelnen Präfekturen dazu auf, ein Jahr im Ausland zu verbringen. Diese Aufenthalte wurden sogar mehrmals durchgeführt. Allerdings waren sie auf Länder beschränkt, in denen freiwillige junge Entwicklungshelfer aus Japan (JOCVs) tätig waren. Es waren also keine Aufenthalte für jemanden, der in einem Hotel mit fließend heißem Wasser leben möchte.
Als ich selbst einmal eine Reise dorthin unternahm, sah ich, wie unermüdlich diese jungen Freiwilligen arbeiteten. Dabei sahen sie so glücklich aus, dass ich entgegen meiner Erwartung überrascht war. Ich habe diese dynamischen jungen Leute stets bewundert. Ich fühlte, dass ich viele dieser wunderbaren Japaner sah, die Mühen nicht als Mühen ansahen, sondern für die Arbeit eine Tugend darstellt.

Was, glauben Sie, war der größte Wunsch, den diese jungen Leute mir gegenüber äußerten? Die Antwort ist: Mangas - japanische Comics. Für mich war das eine willkommene Bitte. Ich bin selbst ein großer Manga-Fan, deshalb konnte ich diesen Wunsch leicht erfüllen. Ich gab ihnen einfach die Comic-Bände, die ich für die Reise eingepackt hatte, um sie selbst zu lesen. Diese Mangas waren der Hit unter den jungen Freiwilligen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

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