Mit seiner
außerordentlichen landschaftlichen Schönheit und den zahlreichen kulturellen
Stätten beherbergt die Region um Nikko so viele Sehenswürdigkeiten, dass ein
Tag kaum ausreicht, um sich alles anzuschauen. Als erstes fährt man zum See
Chuzenji-ko. Um dorthin zu gelangen, muss man den steilen
Abhang des Iroha-zaka
h inaufsteigen, eine gewundene
Straße mit zahlreichen scharfen Biegungen. Der Iroha-zaka soll seinen Namen von den 48 Biegungen erhalten haben, die an die 48
Schriftzeichen erinnern, welche die Grundlage der japanischen Schrift bilden.
Die umgebenden Berge bieten besonders im Herbst wegen der Färbung des Laubes
einen zauberhaften Anblick. Zu dieser Jahreszeit drängen sich daher auf der
Straße die Autos dicht an dicht.
Der See Chuzenji-ko hat einen Umfang von etwa 25 Kilometern und entstand,
als durch einen Ausbruch des Vulkans Nantai-san der Abfluss eines Gewässers
blockiert wurde. Der Spiegel des Sees liegt 1.269 Meter über dem Meer; er
ist damit einer der höchsten Seen in Japan. Zunächst besucht man den
Futarasan-jinja Chugushi-Schrein am Ufer des Sees und unternimmt dann einen
Spaziergang am See entlang. Der Futarasan-jinja Schrein besteht aus drei
Schreinen, von denen der Chugushi einer der Hauptkomplexe ist. Er erhielt
seinen Namen („Innerer Schrein“), weil er genau zwischen dem Hauptschrein
des Nikko-san Berges und dem Okumiya-Schrein auf der Spitze des Berges
Nantai-san liegt, der hinter diesem Hauptschrein emporragt.
Das eindrucksvolle rot lackierte Schrein-Tor bietet für sich genommen
bereits einen wunderschönen Anblick, aber auch andere Dinge innerhalb des
Schreingeländes sollte man nicht versäumen sich anzuschauen: das
Hauptgebäude des Schreins, „Honden“, das als bedeutendes nationales
Kulturgut gilt, der „Haiden“-Schrein, der als Gebetshalle dient, und das
Schatzhaus, zu dessen Inventar das größte Schwert Japans und ein mikoshi,
ein tragbarer Schrein aus der Nanboku-cho Periode (1336-1392), zählt. Da der
Chugushi-Schrein genau in der Mitte des Abhangs des Nantai-san liegt, hat
man von dort einen guten Ausblick auf den See Chuzenji-ko.
Wenn man den See noch weiter genießen möchte, bietet sich eine Fahrt in
einem der Ausflugsboote an. Es gibt zahlreiche verschiedene Routen, die von
einem kurzen Abstecher zum gegenüberliegenden Ufer des Sees bis zu einer
Rundreise um den ganzen See herum reichen (Betrieb von April bis November).
Nach dem Besuch dieses Schreins macht man sich auf den Weg zum Kegon-no-taki
Wasserfall und genießt dabei die Landschaft um den Chuzenji-ko See. Sobald
man den Quellbad-Ort Chuzenji-onsen hinter sich gelassen hat, wo sich
Souvenirläden und Restaurants aneinander reihen, gelangt man zum Eingang des
Kegon-no-taki Wasserfalls, der einer der drei höchsten Wasserfälle Japans
ist. Das Wasser des Chuzenji-ko fällt hier ohne Stufen von einer scharfen
Klippe 97 Meter i n die Tiefe und
bildet so ein beeindruckendes Naturwunder. Für seine Höhe ist der Wasserfall
recht schmal, so dass es den Eindruck hat, dass das Wasser dröhnt. An der
Spitze des Wasserfalls gibt es einen Aussichtspunkt, der frei zugänglich ist,
und mit einem Aufzug kann man zum Becken am Fuß des Wasserfalls hinabfahren.
Der Anblick des hinabstürzenden Wassers genau vor den Augen und das Tosen
bieten ein überwältigendes Schauspiel.
Nachdem man sich die wichtigsten landschaftlichen Sehenswürdigkeiten von
Nikko angeschaut hat, macht man sich auf den Weg zu Nikko-san’nai, das auf
der Liste der Weltwerbestätten steht. Nikko-san’nai besteht aus zwei
Schreinen, dem Toshogu Schrein und dem Futarasan-jinja Schrein, und einem
Tempel, dem Rin’no-ji Tempel. Es handelt sich um ein weites Gebiet heiligen
Bodens, in dem Buddhismus und Shintoismus zusammengeführt wurden. Seine
Geschichte reicht bis ins 8. Jh. und zum Komplex des Shihonryu-ji Tempels
zurück, dem Vorgänger des Rin’no-ji Tempels. Nikko-San’nai beherbergt neun
Nationalschätze und 94 bedeutende nationale Kulturgüter. Selbst ein Besuch
nur der wichtigsten Gebäude dauert drei bis vier Stunden.
Zunächst folgt man der Omote-sando Straße zum Rin’no-ji Tempel. Hinter der
breiten und schnurgeraden Straße kann man das größte steinerne Schreintor
Japans sehen, das Ichi-no-torii des Toshogu Schreins. Zusammen mit der
breiten Straße bietet es einen großartigen Anblick. Folgt man der Straße ein
wenig, sieht man auf der rechten Seite eine große Steinsäule und ein
schwarzes Tor mit der Inschrift „Nikko-san Rin’no-ji - Nikko-Berg
Rin’no-ji-Tempel“. Der Rin’no-ji ist ein berühmter historischer Tempel, an
dem während der Kamakura-Zeit (1192-1333) Prinzen aus der Kaiserfamilie als
Priester wirkten. Überall auf dem Tempelgelände stehen Gebäude und Pagoden
unterschiedlicher Größe. Eines der Gebäude, Sanbutsudo, ist 32 Meter breit
und 25 Meter tief und damit das größte Gebäude innerhalb der Nikko-san’nai.
Sein Anblick aus der Nähe vermittelt einen überwältigenden Eindruck seiner
Größe. Das Gebäude ist außen mit rotem Lack bemalt und beeindruckt sehr. In
seinem Innern befinden sich drei goldene Buddha-Statuen. Jede Statue ist
acht Meter hoch und erstrahlt in einem geheimnisvollen Glanz. Man kann die
Statuen aus nächster Nähe betrachten.
Die nächste Station ist der Toshogu Schrein. Nachdem man unter
dem Ichi-no-torii Schreintor hindurchgeschritten ist, erblickt man auf der
linken Seite eine 35 Meter hohe fünfstöckige Pagode, die mit rotem Lack
bemalt ist. Zum Toshogu Schrein gelangt man durch das vordere Tor Omote-mon.
Der Schrein wurde 1617 errichtet, um die sterblichen Überreste von Tokugawa
Ieyasu, dem ersten Shogun aus der Familie Tokugawa und Begründer des Edo-Shogunats,
aufzunehmen. Das Gelände beherbergt überaus reich verzierte und herrlich
anzuschauende Schreingebäude, die mit detailreichen Skulpturen und Blattgold
verziert sind. Schreitet man durch das vordere Tor, steht zur Linken der
Shinkyusha Stall mit seinen acht Affen-Skulpturen, die verschiedene Aspekte
im Leben der Menschen darstellen. Besonders berühmt sind die drei Skulpturen,
die die Kindheit zeigen: Einer der Affen hält sich die Augen zu, der zweite
seine Ohren und der dritte seinen Mund. Zusammen repräsentieren sie die
moralischen Gebote: „Schaue nichts Böses, höre nichts Böses, sprich nichts
Böses.“ Geht man weiter, kommt man zum Yomei-mon Tor, das von allen Gebäuden
des Hauptschreins des Toshogu als das prächtigste gilt. Dieses zweistöckige
Turmtor ist elf Meter hoch und mit 508 Skulpturen verziert. Jede einzelne
ist mit ihren leuchtenden Farben ein kleines Meisterwerk. Ganz unbewusst
verliert der Betrachter sich hier in den zahlreichen dargestellten Details.
Etwas, was man ebenfalls nicht versäumen sollte sich anzuschauen, ist die
Skulptur einer schlafenden Katze am Tor Higashi-kairo Kuguri-mon, die vom
berühmten Architekten und Bildhauer Hidari Jingoro stammt. Das Deckengemälde
in der Gebetshalle (haiden) des Schreins zeigt einhundert Drachen, von denen
jeder eine andere Gestalt hat. Sehenswert ist zudem der
dröhnende Drache („Naki-ryu“),
der auf die Decke der Honjido Halle gemalt ist. Er heißt so, weil sich beim
Schlagen eines Holzstücks direkt unter dem Bild der entstehende Klang wie
das Dröhnen eines Drachens anhört.
Nach dem Besuch des Toshogu Schreins wendet man sich dem Futarasan-jinja
Schrein zu. Dieser Schrein ist drei Gottheiten geweiht: dem Gott des Berges
Nantai-san (der auch Berg Futara-san genannt wird), eines der Symbole Nikkos,
und den Göttern der beiden Berge Nyoho-san und Taro-san, die hinter dem
Nantai-san liegen. Nachdem man das Shin-mon Tor durchschritten hat, steht
man vor der Haiden Gebetshalle. Für ein Gebäude in Nikko-san’nai ist es
ungewöhnlich schlicht, da es keinerlei Skulpturen oder anderen Schmuck
besitzt. Gerade dadurch vermittelt es aber einen Eindruck von Stärke. Hinter
dieser Gebetshalle liegt die Haupthalle Honden, die 1619 errichtet wurde und
damit das älteste Gebäude innerhalb der Nikko-san’nai ist. Dort befindet
sich an einer Ecke der Haupthalle eine kleine Quelle namens Futara Reisen (Heilige
Quelle), aus der zwei Arten von Wasser fließen: „Sake no izumi - die
Reiswein-Quelle“ und „Chie no izumi - die Weisheitsquelle“. Wenn man davon
trinkt, soll dies das Sehvermögen verbessern und die Jugend bewahren. Bei
dem Rastplatz neben der Quelle bekommt man Kaffee und Tee serviert, die aus
dem Wasser dieser Quelle zubereitet werden.
Nach einer kurzen Rast macht man sich auf den Weg zum Hotel. Es gibt eine
große Zahl von Herbergen und Hotels in der Umgebung von Nikko-san’nai. Und
auch in den Quellorten Chuzenji- und Yumoto-onsen in der Nähe des Sees Chuzenji-ko
bestehen zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten.
(Quelle: Japan National Tourist Organization; das engliche Original wurde
für NaJ ins Deutsche übersetzt.)
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