
Dass Liebe durch den Magen geht, ist ein geflügeltes Wort,
das fast ein jeder von uns bereits in der Praxis erproben konnte. Wenngleich
vielleicht nicht in solch romantisch kreativer Form, in der Regisseur Juzo
Itami dieses Sprichwort in einen Film goss...
Die Witwe Tampopo führt mehr schlecht als recht eine kleine Suppenküche, in
der sich zwielichtige Gestalten und eines Tages auch die Fernfahrer Goro und
Gun einfinden. Dass Goro sich der lustigen Witwe annimmt, ist nicht auf die
Qualität ihrer Nudelsuppe zurückzuführen – eher im Gegenteil. Goro
beschließt, der jungen Frau unter die Arme zu greifen und ihre kleine
Suppenküche zu einer kulinarischen Attraktion zu machen....
Tampopo ist ein japanischer Klassiker und wer ihn bislang noch nicht sehen
konnte, sollte die Möglichkeit jetzt unbedingt wahrnehmen – Arte wiederholt
das Kleinod nochmals am 4. (15:00) und 9. April (0:20). Was diesen Film so
unvergleichbar macht, ist weniger die schlichte Story als deren Umsetzung in
ein Feuerwerk von satirischen, komischen und erotischen Einfällen rund um
die japanische Küche. Die kulinarische Odyssee auf der Suche nach der
perfekten Nudelsuppe verknüpft diverse Handlungsstränge und Episoden, die
über einen liebestollen Gangster mit seiner Geliebten, eine am Herd den
Heldentod sterbende Hausfrau und Mutter, einen des Kochens mächtigen
Stadtstreicher und um Luft ringende Zahnärzte führen.
Tampopo ist somit eine Geschichte um die Liebe und um das Essen. Hinreißend
zu beobachten ist die verhaltene Annäherung von Goro und Tampopo, die über
ihrem Training und ihren Recherchen zum ultimativen Suppenrezept ihre
Zuneigung zueinander entdecken. Die Liebeserklärung Goros an Tampopo ist
eine cineastische Liebeserklärung Itamis an die Sinnlichkeit des Essens im
allgemeinen und die japanische Küche im besonderen. Es wird geschmatzt,
geschlürft, geleckt und gekostet, dass es eine Freude ist. Die Szene, in der
ambitionierte japanische Hausfrauen versuchen, Pasta möglichst anmutig und
geräuschlos mit der Gabel zu verzehren, dürfte in die Filmgeschichte
eingegangen sein. Ebenso wie das Liebesspiel des eleganten Gangsters und seiner
Schönen, die sich wechselseitig Eidotter in den Mund gleiten lassen. Kim
Basinger und Mickey Rourke waren in „Neun ein halb Wochen“ nicht erotischer...
Sollten Sie also mal wieder Ramen oder Soba schlürfen, dann achten
Sie
darauf, als erstes genüsslich den Duft zu inhalieren, das hauchzarte
Schweinefleisch am oberen Rand der Schüssel abzulegen, mit den Augen zu
fixieren und beim Schlürfen der Nudeln soviel Geräusch wie möglich zu machen.
Und sollten sie daran Gefallen gefunden haben, versuchen Sie Tampopos
Nudelsuppe doch selbst einmal nachzukochen. Das Rezept finden sie
hier.
Fazit: Ein wunderbarer Film über die Liebe und die Sinnlichkeit des Essens.
Zudem eine wunderbar komische und liebevolle Reflexion der japanischen
Sitten und Gebräuche. Ein Meisterwerk, das seinem Regisseur, der sich 1997
das Leben nahm, ein unvergessliches Denkmal setzt.
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