
Die in Japan allgegenwärtigen Convenience Stores, kleine Läden, die in der
Regel Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs anbieten, haben ihr
Angebot mittlerweile auf eine große Vielfalt von Produkten und
Dienstleistungen ausgeweitet und nehmen heute einen wichtigen Platz im
Alltagsleben der Menschen ein. Das Bestreben, sie noch bequemer
(„Convenience Store“ bedeutet wörtlich übersetzt „Annehmlichkeitsgeschäft“),
attraktiver und origineller zu gestalten, hält unvermindert an. Viele
Ladenketten haben in jüngster Zeit spezielle Zweigstellen eröffnet, die sich
an bestimmte Kundengruppen richten, um auf diese Weise an der Spitze der
aktuellen Entwicklung zu bleiben.
Multifunktionale Servicestationen
In Japan gibt es heute laut Angaben des Japanischen Franchise-Verbands etwa
40.000 Convenience Stores. Ihre Zahl hat erheblich zugenommen, da sie
weniger Ladenfläche als ein Supermarkt benötigen und bis spät in die Nacht
oder sogar rund um die Uhr geöffnet haben, um die Bedürfnisse der jungen
Stadtmenschen zu befriedigen.
Convenience Stores bieten nicht nur Produkte wie Lebensmittel und Artikel
des täglichen Bedarfs an, sondern unterhalten zudem ein breites Spektrum
wichtiger Dienstleistungen, wie etwa die Möglichkeit, Rechnungen zu bezahlen,
Pakete per Express zu versenden, Faxe aufzugeben sowie Fotokopien zu machen.
Manche haben sogar Geldautomaten und Briefkästen. Diese Läden verwandeln
sich damit zusehends in multifunktionale Zentren, in denen die Menschen
inzwischen fast alle grundlegenden Bedürfnisse des Alltags befriedigen
können.
Allerdings zeigt der Markt in den großen Städten in jüngster Zeit Anzeichen
einer Sättigung, und sowohl die Zahl der Läden als auch der Gesamtumsatz
stagnieren. Nicht wenige Zweigstellen wurden wieder geschlossen oder haben
ihre Öffnungszeiten eingeschränkt. Angesichts dessen haben die Ketten neue
Strategien entwickelt und den Schwerpunkt weg von den jungen Menschen auf
Menschen mittleren Alters, Ältere sowie Hausfrauen gerichtet.
Luxuriöse Damentoiletten
Lawson Inc., einer der größten Betreiber von Convenience Stores in Japan,
unterhält eine Kette von Läden namens Natural Lawson, in denen Produkte für
gesundheits- und schönheitsbewusste Kunden angeboten werden. Die Läden sind
besonders auf weibliche Kunden zugeschnitten und bieten eine Reihe
origineller Produkte an, wie z.B. Fertiggerichte mit einem Brennwert von
jeweils 600 Kalorien sowie frisch gebackenes Brot. Im Februar 2006 gab es in
den Ballungsgebieten Tokyo und Kansai insgesamt vierzig Läden von Natural
Lawson, und in den kommenden Jahren plant Lawson die Eröffnung mehrerer
hundert Geschäfte.
Eine weitere Kette, am/pm Japan Co., eröffnete kürzlich einen ungewöhnlichen
Laden mit dem Namen Happily, dessen Konzept in Übereinstimmung mit dem
Slogan „von, für und mit Frauen“ steht. Um es den Kundinnen zu ermöglichen,
sich während des Einkaufs zu unterhalten und zu entspannen sowie um eine
große Spannbreite von Hautpflegeprodukten und Nahrungsergänzungsmittel
anzubieten, enthält der Shop großzügig ausgestattete Toilettenräume mit
Frisiertisch, großem Spiegel und einem Hocker zum Wechseln von Strümpfen, während
aromatische Öle einen angenehmen Duft verbreiten. Vergangenes Jahr eröffnete
am/pm Japan auch die Läden der neuen Kette am/pm enta, die neben den sonst
üblichen Produkten auch einen DVD-Verleih sowie Bücher zum Verkauf anbieten.
Dort kann man die neuesten DVDs sogar für gerade einmal drei Stunden
ausleihen, während ca. eintausend Publikationen, darunter viele zu
Wirtschaftsthemen und Zeitschriften, ausliegen. Diese Läden richten sich vor
allem an Doppelverdiener und Singles.
Ein außergewöhnlicher Convenience Store mit einer großen Auswahl von Hello
Kitty Produkten, die insbesondere bei Mädchen und jungen Frauen beliebt sind,
wurde im November 2005 in Harajuku, dem Trendbezirk von Tokyo, eröffnet. Der
Shop wird von der Family Mart Co. betrieben, die die Erlaubnis zur
Verwertung des Charakters von Hello Kitty von der Sanrio Co. erhalten hat.
Zu den Produkten, die dort angeboten werden, gehören auch original Hello
Kitty Süßigkeiten.
Die führenden Ketten von Convenience Stores engagieren sich zudem im Bereich
der „100-Yen-Shops“, Läden, die ihre Waren zu einem einheitlichen Preis
anbieten und den Convenience Stores durchaus ähneln. Auch diese Geschäfte
haben in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Lawson betreibt
mittlerweile die Kette Store 100, während am/pm Japan die Kette Food Style
unterhält. Die Circle K Sunkus Co. hat sich mit der großen Supermarktkette
Uny Co. zusammengetan, um die Kette Kyukyu Ichiba zu eröffnen, in deren
Läden alle Produkte 99 Yen kosten.
Diese neuen Läden sind nicht einfach Convenience Stores mit billigen
Produkten zu einem Einheitspreis, sondern dienen auch als kleine Supermärkte,
die Gemüse und andere Lebensmittel im Angebot haben. Indem sie kleine Mengen
von Gemüse und Obst für eine Person anbieten, hoffen die Betreiber, auch
ältere Alleinstehende sowie berufstätige Frauen als Kunden zu gewinnen, also
Kundengruppen, die Convenience Stores bislang am wenigsten frequentierten.
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